Bremen droht ein Ärztemangel. „In den nächsten zehn bis 15 Jahren kommen rund 29 Prozent alle niedergelassenen Haus- und Fachärzte in das Alter, wo sie sich Gedanken über den Ruhestand machen“, warnt Bernhard Rochell, der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen. „Deswegen müssen wir den Nachwuchs anreizen, nach Bremen zu kommen“, erklärt er.
Die Kassenärztliche Vereinigung könne keine Ärzte zwingen, eine bestimmte Praxis zu übernehmen, sagt Rochell. Daher müsse man in den Stadtteilen, in denen es nicht genügend Ärzte gebe, kreative Anreize schaffen. „Das könnten zum Beispiel Hilfen bei der Wohnungssuche sein, Jobs für Partner, Schulen und Kitas für die Kinder oder weitere infrastrukturelle Angebote“, zählt Rochell auf.
Statistisch ist Bremen überversorgt
Statistisch existieren in der Hansestadt sogar mehr Hausarztpraxen als unbedingt nötig. Die Versorgungsquote liegt bei 106 Prozent. „100 Prozent ist die angestrebte Regelversorgung“, erläutert Rochell. Das Problem: Die Bedarfsplanung bezieht sich auf die gesamte Stadt, nicht auf einzelne Stadtteile. „Mit diesem groben Raster werden kleinräumige Probleme einer möglichen Über- und Unterversorgung in Stadtteilen wenig berücksichtigt“, beklagt Diana Schlee, Sprecherin des Gesundheitsressorts.
Eine kleinräumigere Planung der ärztlichen Versorgung wäre besser, zum Beispiel nach Stadtteilen, zumindest in Bezug auf Hausärzte und der häufigsten Facharztgruppen. „Insbesondere Kinder- und Jugendärzte sowie Frauenärzte werden häufig gefordert“, sagt Schlee.
Schlechte Versorgung in einzelnen Stadtteilen
In Huchting zum Beispiel, so Rochell, habe die Kassenärztliche Vereinigung „für eine Gynäkologie-Praxis die Nachfolge drei Mal ausgeschrieben, aber es hat sich noch niemand dafür gemeldet“. Im Westen und in Nord sei die Versorgung von Hausärzten noch schlechter.
Auch die Einrichtung von Gesundheitszentren kann helfen. „Sie sind eine zentrale Adresse für alle Fragen rund um die Gesundheit“, erklärt Schlee. „Die Ärzte in den Quartieren erhalten dort bessere Hilfen im Umgang mit ihren Patienten, zum Beispiel im Bereich Sprache und Kultur, als es sonst im Praxisalltag möglich ist.“ In welchen Stadtteile solche Zentren entstehen sollen, steht noch nicht fest. Neben den sozialen Verhältnissen soll auch der Ärztemangel ein Auswahlkriterium sein.