In Bremen ist die kaufmännische Ausbildung für Spedition und Logistikdienstleistungen eine der größten Gruppen. Trotzdem bewerben sich zu wenige. Foto: Pixabay
Azubis

Logistiker suchen Azubis

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Die Anzahl der Bewerbungen in der Logistik und Spedition sinkt. Daher sind Kooperationen mit Bloggern geplant.

Robert Völkl, Geschäftsführer des Vereins Bremer Spediteure, ist besorgt. Seine Branche bekommt nicht genügend Bewerbungen für Auszubildende: „Dieser Trend ist seit 10 bis 15 Jahren zu beobachten, hat sich aber durch die Pandemie noch einmal sehr verstärkt.“ Die Spediteurs-Unternehmen in Bremen würden viele Ausbildungsplätze anbieten, weil auch immer viel zu tun sei. „Wir sind einer der größten Ausbildungsberufe in Bremen. Dafür müssen sich dann aber auch genügend Auszubildende bewerben“, sagt Völkl.

„Wir haben verschiedene Rückmeldungen von Unternehmen, dass sie Probleme haben, Auszubildende zu finden“, sagt auch Björn Reichenbach, Teamleiter der Ausbildungsberatung der Bremer Handelskammer. In den letzten Jahren habe es verschiedene große Effekte gegeben, die international und auch in Bremen auf die Logistik-Branche eingewirkt haben, zum Beispiel der Brexit oder Probleme in den internationale Lieferketten. Auch die Pandemie habe großen Einfluss genommen.

Keine Berufsorientierung

„Vor Corona war ich im Rahmen von Berufsorientierungstagen an bis zu zehn Schulen im Jahr, um Schülern zu berichten, wie spannend Logistik sein kann“, sagt Michael Guttrof. Er ist einerseits Vorsitzender der Berufsbildungskommission des Vereins Bremer Spediteure, aber auch in seinem Unternehmen Kopf & Lübben GmbH verantwortlich für die Auszubildenden. „So etwas habe ich in meiner Karriere noch nicht erlebt. Geschätzt haben die Bewerbungen in den letzten Jahren um 50 bis 60 Prozent abgenommen“, beobachtet er. Beim Unternehmen BLG bleibt zwar die Anzahl an Auszubildenden gleich, doch es gibt 40 Prozent weniger Bewerbungen, sagt Udo Klöpping, Personalleiter der BLG-Gruppe.

„Ein Grund ist die hohe Gewichtung des Studiums im Vergleich zu dualen Ausbildungen“, erklärt Guttrof. Dabei würden junge Leute oft nicht wissen, was es für verschiedene Möglichkeiten gebe. „Deswegen ist es so wichtig, die Schulen zu besuchen. Wir haben die Hoffnung, dass das bald wieder geht.“

Ausbildung mehr hervorheben

Die Ausbildung mit ihrem dualen System aus Theorie und Praxis habe den Vorteil gegenüber einem Studium, dass direkt praktische Erfahrungen vorhanden sind. „Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit, die Wirtschaft und die Politik die Vorteile einer Ausbildung wieder mehr hervorhebt“, findet Guttrof.

Ein weiterer Plan, um das Ausbleiben der Bewerbungen zu verhindern ist die Zusammenarbeit mit Bloggern und Veröffentlichungen in den sozialen Medien, um die jungen Menschen besser zu erreichen. So handhabt es auch BLG: „Wir reagieren durch direkte Ansprachen in den sozialen Medien und durch Präsenz auf unseren Social Media-Kanälen. Gleichzeitig informieren wir über unsere Ausbildungsberufe“, erklärt Personalleiter Klöpping.

Neuer Schwung nach Pandemie

Guttrof vermutet, dass viele Schüler momentan aufgrund der Pandemie nicht an Informationen zu den Berufen kommen und die Zeit mit Schule überbrücken: „Diese Leute wollen und müssen aber dringend auf den Arbeitsmarkt. Wir hoffen, dass nach der Pandemie ein Schwung an neuen Auszubildenden kommt.“ Aufträge wegen fehlenden Azubis werden nicht abgesagt. „Das System liegt ja nicht auf dem Rücken der Auszubildenden“, erklärt Guttrof. Abgelehnte Aufträge aufgrund des herrschenden Fachkräfte-Mangels seien noch einmal eine andere Geschichte.

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