Den Beinamen Kopfballungeheuer würde er sich selbst noch nicht verpassen. Doch nach seinem Kopfballtreffer gegen Hannover kurz vor Weihnachten und eben am vergangenen Wochenende dem Siegtor gegen Karlsruhe, ist Werders Defensivspezialist Anthony Jung zumindest eines klar geworden: „Der Jubel ist ausbaufähig“, sagt der 30-Jährige. Darüber habe er auch schon mit zwei guten Freunden gescherzt. Was sich der Mann mit dem Vollbart einfallen lassen wird, da tappt er selbst noch im Dunkeln und ist auch guten Tipps nicht abgeneigt.
Gute Gradmesser
Doch, wenn Jung ganz ehrlich ist, dann ist ihm dieses Thema auch gar nicht so wichtig. Sein Auftreten ist ohnehin bescheiden und er hat eben diese klassische Teamplayer-Mentalität, freut sich, dass er der Mannschaft weitergeholfen hat, den Sieg gegen den KSC zu sichern.
Vor dem Spiel in Rostock (Freitag, 18.30 Uhr) hat Werder seine Serie auf sechs Siege ausgebaut. Aber gerade die beiden vergangenen Spielen sieht Jung auch als guten Gradmesser: Gegen Karlsruhe hatte Werder erst überraschend den Ausgleich kassiert und war danach ins Wackeln geraten – und zuvor in Paderborn mussten die Grün-Weißen erst einen 1:3-Rückstand umbiegen, bevor mit 4:3 gejubelt werden konnte.
Wichtige Erkenntnisse
Das sei eine wichtiger Frage für den restlichen Saisonverlauf, so Jung: „Wie können wir mit Rückschlägen umgehen?“
Zweimal ist Werder nun zuletzt in solch einer Situation gewesen – zweimal ist es am Ende noch gut ausgegangen. „Aber man kann sich nicht ausruhen und den Fuß vom Gas nehmen“, weiß Jung. Mit Beginn der neuen Trainingswoche müsse man das Erreichte abhaken und mit dem gleichen Aufwand und Einsatz wie zuvor weiterarbeiten.
Stolpersteine pflastern den Weg
Leichter werde es in den kommenden Spielen nämlich nicht, erwartet er. Denn je länger die Werder-Siegesserie anhält, umso mehr würden sich die kommenden Gegner ins Zeug legen.
„Jeder möchte der Stolperstein sein und unsere Serie zerstören“, sagt Jung, der in Rostock wohl nichts gegen einen weiteren eigenen Treffer einzuwenden hätte – egal ob mit, oder ohne Jubelchoreografie.
Verrückte 2. Liga
Dass diese 2. Liga unberechenbar ist, das haben die Experten schon seit Jahren erzählt. Dass es in dieser Saison aber noch extremer ist, als erwartet, dafür war das vergangene Wochenende der beste Beweis. Stellvertretend drei Auswärtskantersiege: Wer hätte darauf gewettet, dass der HSV bei Spitzenreiter Darmstadt mit 5:0 (schon nach 13 Minuten hieß es nach Glatzel-Hattrick 3:0) gewinnt? Wer hätte gedacht, dass die Nürnberger aus dem erweiterten Kreis der Aufstiegsanwärter im Heimspiel gegen das abgeschlagene Ligaschlusslicht aus Ingolstadt mit 0:5 eingehen? Und last not least: Das 4:1 von Hansa Rostock im Ostderby bei Dynamo Dresden hätte zumindest in dieser Deutlichkeit auch niemand vorhergesehen.
Werders kommende drei Gegner furios
Interessanter Aspekt dieser drei Spiele: Die jeweils strahlenden Sieger sind die kommenden drei Gegner des SV Werder. Los geht es am kommenden Freitag mit der Auswärtsaufgabe in Rostock.
Wie verrückt und spannend diese 2. Liga ist, zeigt auch ein Blick auf die Tabelle. Ist man eigentlich gewohnt, dass mit fortschreitender Saison die Abstände zwischen den Teams etwas anwachsen, geschieht momentan das genaue Gegenteil.
Top-Sechs der Liga nur 2 Punkte auseinander
Denn nach dem nun schon fünf Spiele währenden Schwächeln von Ex-Spitzenreiter St. Pauli sind die Mannschaften von Platz 1 bis Rang 6 nur noch 2 Zähler voneinander getrennt. Und die Bremer – Ende November und der Schlappe gegen Holstein Kiel schon fast abgeschrieben im Aufstiegsrennen – könnten am Freitagabend mit einem Sieg in Rostock zumindest für eine Nacht Rang 1 erobern. Verrückt!