„Hardcore-Recycling“ nennt Bead-Geschäftsführer Stefan Schult die Waren, die er in der Knochenhauerstraße anbietet. Jetzt plant er auch Themenwochen.Fotos (3): Schlie
Leerstand

Federmappe aus Moskitonetz

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Wie Popup-Stores inzwischen die Bremer Innenstadt bereichern.

Sean Moxie, Chefkoch und Star unter den Veganern, schraubt noch an der Einrichtung. In Kürze will er im Wallhaus-Forum Am Wall sein Restaurant eröffnen. Bremens erste Popup-Gastronomie. Popup-Stores existieren schon in der Bremer Innenstadt. So bietet das Unternehmen Bead aus dem nordrhein-westfälischen Wermelskirchen in Bremen Taschen an, die aus recyceltem Material gefertigt wurden.

Weniger Leerstände

„Pop-up-Stores“ heißt auch der Wettbewerb, den die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) jetzt schon mehrmals ausgeschrieben hat. Wer ihn gewinnt, darf für rund ein Jahr ein bis dahin leerstehendes Geschäft in der City beziehen, die Kosten für den Umbau und die Miete übernimmt für diese Zeit die WFB. Den Vermietern überweist sie allerdings nur die Hälfte der Kaltmiete, die der letzte reguläre Mieter überwiesen hat. Trotzdem fanden sich bisher mehrere Vermieter, die auf die Bedingung eingegangen sind. Drei Ziele will die Stadt so erreichen: möglichst wenig Leerstände in der City, Unterstützung junger Unternehmer und mit ungewöhnlichen Angeboten mehr Besucher locken.

In der Lloyd-Passage bietet das Unternehmen Wanted Vintage Second-Hand-Mode an, die es als Neuware nicht mehr gibt.

„Beadbags and Friends“ nennt das Unternehmen Bead seinen Laden in der Knochenhauerstraße. „Genau genommen betreiben wir Hardcore-Recycling“, erklärt Bead-Geschäftsführer Stefan Schult. „Wir verwenden die Materialien, die in Kambodscha sonst verbrannt werden würden und werten sie auf.“
So fertigt er aus Moskitonetzen, Zementsäcken und Aktenordner etwa Federmäppchen oder Laptophüllen.

Positives Feedback

„In den ersten Wochen haben wir positives Feedback bekommen“, freut sich Schult. Nicht nur Waren möchte er gemeinsam mit seinem Team anbieten, sondern auch Themenwochen. „Dazu sind wir momentan in der Planung. Der Sinn dahinter ist, das Thema Nachhaltigkeit erlebbar zu machen“, erklärt Schult. Als erste Aktion lädt er am kommenden Freitag um 12 Uhr zu einem Empfang ein. „Da kann jeder vorbeikommen und sich informieren“, sagt Schult.

 

Ekofair in der Obernstraße gehörte zu den ersten Popup-Stores, die von der WFB gefördert in die City zogen.

Selbst aus Großbritannien traf eine Bewerbung ein. Auch Evermade, ein Händler von Kunstdrucken und Designartikeln strebt in die Bremer City. Eröffnet haben die Briten noch nicht, sie brauchen noch einige Tage, da sie das bezogene Geschäft im Katharinenklosterhof aufwendig umbauen wollen.

In der Lloyd-Passage hat sich Wanted Vintage eingerichtet. Dort möchten die Gründer Levon Honkomp, Isabel Ratfisch und Gyula Castro nachhaltige Second-Hand-Vintage-Mode verkaufen. „Unsere Produkte bieten den entscheidenden Vorteil, dass sie zum Teil als Neuware nicht mehr erhältlich sind. Sie sind einzigartig. Und sie sparen gegenüber dem Kauf von Neuwaren Tausende Liter Wasser und viele Kilogramm CO2-Emissionen ein“, wirbt Isabel Ratfisch für die Produkte.

Mode abseits der Massenfertigung

Faex gehört zur ersten Generation der Popup-Stores in der City. Schon Anfang März 2021 eröffnete er seinen Laden in der Sögestraße, wo einst das Schuhhaus Meinecke untergebracht war. Faex verspricht Mode abseits der Massenfertigung. Alle acht Wochen wechselt das Angebot mit neuen Modelabeln inhabergeführter Hersteller und Manufakturen. Dazu gibt es Accessoires und eine „Beauty & Health Corner“. Auch Fashionshows und Designertalks sind geplant.

Mpura entwickelt in der Güntherstraße dreidimensionale Lichtobjekte und LED-Leuchtkästen. Sie sollen in Räumen eine besondere Atmosphäre schaffen.
Auf saisonale Damenmode im skandinavischen Stil setzt die Dänin Sarah Elise Gjemdal in der Obernstraße mit ihrem Konzept Hello Good Buy.
Die WFB versteht ihre Unterstützung als Starthilfe. Sie wünscht sich, dass sich zumindest einige der geförderten Popup-Stores auch behaupten können, wenn der Mietzuschuss wegfällt. Für die Bremer Innenstadt wäre es auf jeden Fall ein Gewinn.

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