Hilfe für Einzelne auf Kosten der insgesamt Betroffene Blick in die Sammelunterkunft in der Halle am Stubbenweg am 11. März, vor der Ankunft der ersten vom Land zugewiesenen Geflüchteten. Foto: Konczak
Ukraine-Krieg

Wettbewerb um Wohnraum verhindern

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Die Entwicklung der Flüchtlingszahlen in Delmenhorst ist hochdynamisch

„Gauleiter“ und ähnliche Beschimpfungen muss sich Rudolf Mattern, Krisenstabsleiter der Stadt Delmenhorst aktuell anhören, weil er nach Ansicht einiger Bürgerinnen und Bürger die Geflüchteten aus der Ukraine im Stich lässt. Das berichtete er in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit am vergangenen Donnerstag.

300 Ukrainer sind in Delmenhorst angekommen

Mindestens 300 Ukrainer befinden sich mittlerweile in Delmenhorst. 222 von ihnen haben sich bereits im Bürgerbüro registriert, 162 Personen soziale Leistungen beantragt. Allerdings gibt es nur für maximal 192 Menschen Platz in der Gemeinschaftsunterkunft am Stubbenweg.

„Die immer noch schreckliche Situation in der Ukraine ruft immens viel Leid bei den unmittelbar Betroffenen sowie Entsetzen in der ganzen Welt hervor,“ sagt Krisenstabsleiter Mattern. „Aufrichtige individuelle Impulse im Sinne eines ,Ich will, ich muss helfen!‘ sind grundsätzlich einfach nur menschlich.“ Insbesondere die Spendenbereitschaft der Bevölkerung sei außergewöhnlich hoch und hilfreich.

Hilfe für Einzelne geht auf Kosten der insgesamt Betroffenen

Auch die privat organisierten Flüchtlings-Transporte nach Deutschland seien sicher gut gemeint. Sie haben jedoch eine Quantität erreicht, die jegliche Planbarkeit für Bund, Länder und die Kommunen vor Ort nahezu unmöglich machen. „Damit etabliert man letztendlich nur eine scheinbare und kurzfristige Hilfe für Einzelne auf Kosten der insgesamt Betroffenen“, betont Mattern.

Der Krisenstabsleiter stellt unmissverständlich klar: „Wir werden keine Geflüchteten in den Gemeinschaftsunterkünften oder dezentralen Notunterkünften unterbringen, die auf private Initiative nach Delmenhorst transportiert wurden. Diese müssen von den Helfern privat untergebracht werden.“ Wenn dies nicht möglich sei, müssten sich die Helfer an die Landesaufnahmebehörde in Bramsche wenden.

Nur 192 Plätze  in der Sammelunterkunft

Die städtischen Gemeinschaftsunterkünfte stehen ausschließlich Personen zur Verfügung, die das Land Niedersachsen der Stadt Delmenhorst zuweist. „Neue Kontingente werden uns mit lediglich einem Tag Vorlauf gemeldet“, so Mattern. Er betont, dass die Kommune gegenüber dem Land verpflichtet sei, diese Flüchtlinge zu versorgen.

Die Sammelunterkünfte in den beiden Delmenhorster Turnhallen dienen dabei als Drehkreuz, um die Geflüchteten von dort zeitnah dezentral in Wohnungen unterbringen zu können. Ein Hineinströmen privat hergebrachter Geflüchteter in dieses System würde das Auszugsmanagement aus den Gemeinschaftsunterkünften enorm erschweren und verzögern.

Entwicklung der Flüchtlingszahlen ist hochdynamisch

„Einen ,Wettbewerb‘ zwischen zugewiesenen und privat hergebrachten Geflüchteten um Wohnraum nach dem Prinzip, ,wer zuerst kommt, bekommt einen Platz‘ darf es nicht geben“, erklärt der städtische Krisenstabsleiter. Die Entwicklung der Flüchtlingszahlen sei hochdynamisch und die Anzahl der Geflüchteten, die Delmenhorst aufnehmen muss, nicht bezifferbar. Nach Kenntnis der hiesigen Stadtverwaltung ist die Belegungssituation in der Landesaufnahmebehörde mittlerweile als höchst problematisch zu bezeichnen.

Der städtische Krisenstab rechnet ab kommender Woche mit einem starken Anstieg der Zuweisungen von Ukrainern durch das Land Niedersachsen. Eine Vielzahl von privat Hergebrachten würde die Zuweisungsquote massiv überschreiten. Das ginge letztendlich zu Lasten der dringend notwenigen Betreuung und der eingeleiteten Integrationsmaßnahmen, wie etwa Schulbesuch oder Sprachkurs.

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