Fallzahlen auf dem Tiefstand, viele Verbrechen aufgelöst: Die am 22. März veröffentlichte Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Delmenhorst / Oldenburg-Land / Wesermarsch stimmt durchaus optimistisch. „Mit der Entwicklung der Kriminalitätslage des vergangenen Jahres sind wir sehr zufrieden“, so Inspektionsleiter Jörn Stilke. „Wir verzeichnen sinkende Fallzahlen und eine gestiegene Aufklärungsquote. Besonders freut es mich, dass die Gewaltdelikte und die Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser deutlich zurückgegangen sind. Gerade diese Taten sind für die Menschen besonders belastend.“
Tiefste Zahlen, höchste Aufklärungsquote
Die Zahl der gesamten Fälle war 2021 so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Erstmals lag sie unter 15.000 (14.340). 2011 hatte die Polizeiinspektion noch über 20.000 Straftaten in ihrem Zuständigkeitsbereich registriert. Im Vergleich zu 2020 sank die Fallzahl um rund 1.500. Auch die Aufklärungsquote kann sich sehen lassen. Sie stieg auf 66,76 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (63,13 Prozent) und kletterte damit seit 2011 auf einen neuen Höchststand. „Dieses Ergebnis ist nicht zuletzt ein Erfolg der Kolleginnen und Kollegen“, erklärt Stilke. „Dass wir mit unserer Arbeit maßgeblich dazu beitragen, dass die Bürgerinnen und Bürger sich im Zuständigkeitsbereich unserer Inspektion sicher fühlen können, wirkt motivierend. Hier werden wir auch zukünftig anknüpfen.“
Erfolgreiche Ermittlungsgruppe
Als „herausragend niedrig“ bezeichnet die Polizei die Zahl der Wohnungseinbruchdiebstähle, die seit 2015 gesunken ist und nun bei 194 Einbrüchen lag. Dies ist ebenfalls ein neuer Tiefstand innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Ein direkter Zusammenhang mit der Pandemie lasse sich nicht belegen. „Jedoch liegt nahe, dass neben den polizeilichen Ermittlungsmaßnahmen und der Präventionsarbeit auch die Anwesenheit der Menschen in den eigenen vier Wänden durch die Ausgangsbeschränkungen und praktiziertes Home-Office während der Pandemie diese Entwicklung begünstigten“, sagt André Wächter, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes.
Bei den Eigentumsdelikten sehe man, dass sich aktive Polizeiarbeit auszahlt, meint Inspektionsleiter Stilke. Beispielhaft zeige das eine Ermittlungsgruppe in der Inspektion, die ihre Arbeit im April 2021 erfolgreich abgeschlossen habe. Seit Mai 2020 sei es im gesamten Inspektionsbereich vermehrt zu Einbruchdiebstählen gekommen, bei denen hochwertige Pedelecs aus Schuppen oder Garagen gestohlen wurden. Die Ermittlungsgruppe konnte zwei überregionale Tätergruppierungen ermitteln, denen Diebstahlstaten mit einem Diebesgutwert von über 200.000 Euro zuzuschreiben waren.
Auch die Zahlen der übrigen Eigentumsdelikte wie Diebstähle aus Autos, Büro- und Geschäftsgebäuden oder auch Fahrrad- und Ladendiebstähle gehen mit dem rückläufigen Trend einher und sanken von 4.379 Taten im Vorjahr auf 3.661. Die Aufklärungsquote stieg leicht um 2,81 Prozentpunkte auf 36,63 Prozent.
Neue Definition für Häusliche Gewalt
Im Bereich der Häuslichen Gewalt stellte die Polizeiinspektion Delmenhorst / Oldenburg-Land / Wesermarsch insgesamt 756 Fälle fest. Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe hatte dafür eine neue bundesweite Definition erarbeitet. Häusliche Gewalt umfasst danach nicht mehr nur die „Täter-Opfer-Beziehung“ von Partner- und Ex-Partnerschaften, sondern im weiteren familiären Umfeld auch Taten wie Hausfriedensbrüche, Beleidigungen oder Sachbeschädigungen. Ein direkter Vergleich mit alten Zahlen sei daher nicht möglich. Betrachtet man jedoch die Häufigkeitsziffer, also die Zahl der Fälle auf 100.000 Einwohner, liegt die hiesige Inspektion im Durchschnitt der Polizeidirektion Oldenburg. Dabei würden viele Taten aufgrund von Angst oder Scham nicht angezeigt und seien im Dunkelfeld verschwunden.
Auf 106 ist die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeibeamtinnen und -beamte gestiegen. 2019 lag sie noch bei 70, 2020 bei 95. Die Beamten wurden bedroht oder genötigt, es gab Widerstände, tätliche Angriffe und eine Körperverletzung.