Der Kalauer drängt sich auf: Florian Kruse verfolgt hochfliegende Pläne. In Bremen will der 47-Jährige eine Fluggesellschaft aufbauen, die auch Greta Thunberg gefallen dürfte, der Initiatorin der Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“. Denn Kruse will ausschließlich emissionsfreie Flugzeuge einsetzen, Maschinen mit Elektro-Antrieb.
„Seit über einem Jahr arbeite ich mit einer Gruppe an dem Projekt“, sagt Kruse, anfangs in seiner Freizeit. Denn bis zum vergangenen November war er noch als Prokurist beim Flughafen Bremen angestellt. Zwölf Jahre lang kümmerte er sich um dessen Geschäfte. Zeit genug, um ausreichend Erfahrung im Airline-Business zu sammeln.
Die will er jetzt für sich nutzen. Vor zwei Monaten gründete er sein eigenes Unternehmen: Evia Aero. Geschäftsführer und alleinige Gesellschafter ist Kruse. Aber ihm stehen Experten aus der Flugbranche zur Seite. „Im Kern“, sagt Kruse, „sind wir vier Leute.“ Alle kommen aus dem Nordwesten Deutschlands. Ihr Ziel: „Wir wollen den Regionalverkehr wiederbeleben“, gibt der Gründer vor. „Zielgruppe sind Geschäftsreisende.“
Kleinere Flughäfen in starken Wirtschaftszentren
Anfliegen will er kleinere Flughäfen, die in starken Wirtschaftszentren liegen. Mit sechs europäischen Airports spricht er bereits, darunter zwei deutsche. Diese beiden will er zu Basisstationen ausbauen, eine in Süddeutschland und eine in Norddeutschland. Im Süden bietet sich Friedrichshafen an, Sitz des Konzerns ZF, des weltweit drittgrößten Autozulieferers. Im Norden drängt sich für das Bremer Unternehmen natürlich Bremen auf.
Beim Häfenressort, zuständig für den Bremer Flughafen, fühlt Kruse schon vor. Immerhin versteht sich Bremen als Standort für die Luft- und Raumfahrt. Doch gesetzt ist die Hansestadt als Basisstation nicht. „Bremen ist ein sehr interessanter Markt“, gibt Kruse zu, „aber es müssen auch die Bedingungen erfüllt werden, die für den Aufbau einer Basis notwendig sind.“
Ladevorgang dauert 45 bis 90 Minuten
So muss der Flughafen nicht nur Flächen ausweisen, wo Evia Aero die Flugzeuge warten und Batterien lagern kann. Das Unternehmen muss sich auch darauf verlassen können, dass ankommende Maschinen immer aufgeladen werden können. 45 bis 90 Minuten dauert so ein Vorgang. Die Ladestationen will Evia gemeinsam mit Energieunternehmen errichten.
Die Flugzeuge sollen Strecken von 500 bis 900 Kilometer bedienen, und bis zu 19 Passagiere mitnehmen können. Finanzieren will Kruse den Kauf der Flieger gemeinsam mit externen Investoren. Noch besitzt er keine Maschine. „Derzeit sprechen wir mit vier verschiedenen Herstellern von Elektro-Fliegern“, sagt Kruse, Namen möchte er nicht nennen.
DHL hat schon Flugzeuge bestellt
Zu den bekanntesten zählt laut Branchenexperten das US-Unternehmen Eviation Alice. Seine Flugzeuge sollen bis zu 800 Kilometer weit fliegen können und kosten etwa vier Millionen Dollar. DHL Express, eine Tochter der Deutschen Post DHL, hat bei Eviation schon zwölf Elektroflugzeuge bestellt, sie sollen 2024 ausgeliefert werden.
Auch Kruse drückt aufs Tempo. „Wir müssen die Flugzeuge jetzt bestellen“, sagt er. Denn 2026, spätestens 2027 sollen die ersten Evia-Flieger abheben.