Für das Niederdeutsche Theater Delmenhorst (NTD) hieß es nach zweijähriger Corona-Pause am vergangenen Sonnabend endlich wieder „Vorhang auf“ im Theater „Kleines Haus“.
Unter der Regie von Nina Arena feierte das Stück „Allens för Mama“ seine Premiere. Leider gab es dieses Mal kein ausverkauftes Haus wie sonst, denn offenbar haben viele Fans des plattdeutschen Theaters noch großen Respekt vor der Pandemie.
Turbulentes Theaterstück
Auf die Spielfreude der fünf Akteure hatte dies keinen Einfluss, denn sie brachten das turbulente Stück vom Start weg mit großem Elan auf die Bühne. Im Fokus der Handlung stehen die drei mittellosen Brüder Herbert (Andreas Giehoff), Manni (Markus Flügger) und Wölfi (Heiko Petershagen).
Ihre Mutter hatte viele Jahrzehnte lang für wenig Geld in der Fabrik der superreichen Industriellen Konstanze Papenburg (Birgit Schütte) geschuftet, die sie am Ende auf ganz miese Art aus ihrer bescheidenen Firmenwohnung geworfen hatte.
Allens för Mama
Um dieses Unrecht nach dem Motto „Allens för Mama“ wieder gut zu machen, entführen Herbert, Manni und Wölfi daraufhin Konstanze Papenburg. Voller Wut im Bauch ketten sie die Unternehmerin mit Handschellen an die Heizung in der früheren Firmenwohnung ihrer Mutter.
Mit einer Morddrohung wollen sie von ihr die Zahlung von 120.000 Euro in bar und „in kleinen, nicht nummerierten Scheinen“ erzwingen. Das Geld soll ihnen von Konstanzes Sohn Christian (Niklas Müller) überbracht werden.
Unerwartete Wendung
Allerdings gehen die drei Brüder bei ihrer Erpressung dermaßen tölpelhaft zu Werke, dass die Entführung schon nach kurzer Zeit komplett aus dem Ruder läuft. Auch die Wehrhaftigkeit der resoluten Konstanze Papenburg und das zerrüttete Verhältnis zu ihrem Sohn haben sie völlig falsch eingeschätzt und so nimmt das Geschehen plötzlich eine unerwartete Wendung.
Für die gekonnte schauspielerische Umsetzung der völlig unterschiedlichen Charaktere haben sich die Darsteller Birgit Schütte, Andreas Giehoff, Markus Flügger, Niklas Müller und Heiko Petershagen ein großes Kompliment verdient. Die teils langen Dialoge brachten sie perfekt und dermaßen flüssig auf die Bühne, dass manchmal sogar die Gelegenheit für einen gebührenden Zwischenapplaus fehlte.
Schenkelklopfer und Momente voller Tragik
Dabei wechselten sie gekonnt zwischen Szenen zum Schenkelklopfen und Momenten voller Tragik und Herzschmerz, die für den sozialkritischen Anspruch des Stücks „Allens för Mama“ von Stefan Vögel in der niederdeutschen Bearbeitung durch Meike Meiners stehen. Am Schluss würdigte das Publikum diese gelungene Premierenvorstellung mit minutenlangem Applaus.
Weitere Vorstellungen
Weitere neun Vorstellungen gibt es am 8., 9., 10., 14., 22., 23., 24., 28. und am 30. April. Alle weiteren Infos sind im Internet hier zu finden und Karten gibt es im telefonischen Vorverkauf unter 04221 / 1 65 65 sowie an der Abendkasse.