Der Verein „Dörfergemeinschaft Hasbergen“ hat die alte Wassermühle an der Delme zum Museum umfunktioniert. Fotos: Martina I. Meyer
Museumsmühle öffnet

Historie am rauschenden Bach

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Die Museumsmühle Hasbergen öffnet von April bis Oktober regelmäßig an den Wochenenden die Türen für Besucher.

„Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp klapp…“ – aber was genau klappert da eigentlich in dem bekannten Volkslied? Das Wasser im Wasserrad? „Dann wäre etwas kaputt“, sagt Roland Buschmeyer. Nein, das Klappern kommt vom Rüttelschuh, einer hin- und her rüttelnden Rutsche, die das Getreide vom Trichter zu den Mühlsteinen befördert. Der Rüttelschuh ist ebenso noch erhalten wie all die anderen Einrichtungs- und Arbeitsgegenstände, mit denen die Wassermühle in Hasbergen noch bis 1986 betrieben wurde. Dann war Schluss. Doch nicht für das historische Gebäude an sich. Buschmeyer setzte sich damals dafür ein, dass die Mühle als Mühle erhalten bleibt. Sie sollte nicht das gleiche Schicksal wie so viele andere Artgenossinnen ereilen, die ausgeschlachtet, umfunktioniert oder gar abgerissen wurden.
So öffnete 1991 dort die Museumsmühle, eingerichtet und gepflegt von der Dörfergemeinschaft Hasbergen. Deren Vorsitzender Roland Buschmeyer kümmert sich liebevoll um den alten Bau und das Museum, bietet Führungen an, kennt jeden Winkel und jedes Gerät in- und auswendig. Von April bis Oktober ist die Museumsmühle Hasbergen an den Wochenenden für Besucher geöffnet. Neben der noch betriebsbereiten Mühle können sie anhand von zahlreichen Exponaten und Arbeitsutensilien die Geschichte der Mühle, des Müllerhandwerks und die Entwicklung vom Wasserrad zur Turbine verfolgen.

Restauration mit Steinen aus dem Huder Kloster

Anders als es der Wappenstein mit der Jahreszahl 1547 am Gebäude vermuten lässt, reicht die Geschichte der Hasberger Wassermühle an der Delme mindestens bis 1450 zurück. In jenem Jahr wurde sie erstmals im Oldenburger Salbuch erwähnt. 1482 fiel die Grafschaft Delmenhorst an das Bistum Münster und damit auch die Mühle. Graf Christoph von Oldenburg versuchte 1538 eine Rückeroberung. 40 Häuser in Hasbergen wurden dabei niedergebrannt, und auch die Mühle blieb nicht verschont. Die Zahl 1547 auf dem Wappenstein markiert das Jahr, in dem es Graf Anton I. gelang, die Grafschaft Delmenhorst wieder in oldenburgischen Besitz zu bringen. Er ließ die Mühle mit Steinen aus dem ehemaligen Kloster in Hude restaurieren und den Stein mit den Oldenburger Balken, den Delmenhorster Steckkreuzen und der Jahreszahl der Rückeroberung anbringen.
„Fast jedes Dorf hatte früher eine Mühle. Erst kamen die Wassermühlen, später die Windmühlen“, weiß Buschmeyer. Die Anlagen im Oldenburger Land waren im Besitz der adeligen Obrigkeit, die sie in der Regel für jeweils vier Jahre an einen Müller verpachtete. Um Konkurrenz zu vermeiden, durften Privatpersonen keine Mühlen betreiben. Das änderte sich mit dem Oldenburgischen Staatsgrundgesetz Mitte des 19. Jahrhunderts, das die völlige Freiheit des Mühlengewerbes brachte. Die Hasberger Mühle fiel daraufhin immer wieder an andere Besitzer, seit 1926 ist sie Eigentum des heutigen Ochtumverbands. Die Stadt Delmenhorst pachtete sie nach Betriebsende, ließ sie renovieren und restaurieren und schloss mit der Dörfergemeinschaft Hasbergen einen Nutzungsvertrag – die Geburtsstunde des Museums.

Korn-, Säge- und Walkmühle

Die Mühle fungierte in ihrer langen Geschichte aber nicht nur als Korn-, sondern auch als Säge- und Walkmühle und war einst von einem Mühlenteich umgeben. Im Museum veranschaulicht ein Modell den Zustand von 1687. Hier wurde Getreide für die Bäcker in der Umgebung sowie Futtermittel für die Tiere verarbeitet. Auch Graupen, Öle, Senfmehl und Lohe zum Ledergerben stellte man her. „Die Mühle war ein Wirtschaftsbetrieb“, erklärt Buschmeyer. In der Walkmühle auf der anderen Flussseite, betrieben von einem eigenen Wasserrad, wurden von Bauern gewebte Tuche zu Walkstoffen weiterverarbeitet und Baumstämme zu Brettern zugeschnitten.
Romantisch war das Müllerleben nicht. „Es war harte Arbeit, und es gab immer wieder Unfälle“, schildert Buschmeyer. 1899 ließ die Eigner-Familie Buckmann die Walk- und Sägemühle mit dem Lohgang abreißen. Die Industrie übernahm mehr und mehr.
1950 schließlich löste eine Turbine das baufällige unterschlächtige Wasserrad ab, das 1939 demontiert worden war. Auch sie ist für Besucher noch zu sehen, ebenso wie die vielen anderen originalen Arbeitsgeräte, von den imposanten Mühlensteinen über die Silos, die Sieb- und Reinigungsanlagen bis zu den Getreideaufzügen. Ein eigener Raum ist zudem einer Sammlung von Getreidemaßgefäßen (Scheffel), Kornwaagen sowie sonstigen Waagen und Gewichten gewidmet. „Getreide wurde früher gemessen, nicht gewogen“, weiß Buschmeyer. Wichtiges Utensil waren die Scheffel, in denen Getreide gemessen und transportiert wurde. Auch diese Behälter finden sich in der Museumsmühle, der älteste stammt aus dem Jahr 1618. Und noch einen besonderen Blick in die Geschichte bietet dieser Raum: Ein Teil des 600 Jahre alten Fundaments ist hier sichtbar. Standfest auf dicken Findlingen und mit Muschelkalk versehen.

Öffnungszeiten und Mühlentag

Die Museumsmühle Hasbergen an der Hasberger Dorfstraße 1 ist sonnabends von 14 bis 16 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 1,20 Euro für Erwachsene, 60 Cent für Kinder und drei Euro für Familien. Schulklassen zahlen nichts. Für Gruppen und Schulklassen können andere Öffnungszeiten unter 04221/4 18 03 vereinbart werden. Maskenpflicht herrscht nicht mehr. Auch beim Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag, 6. Juni, ist die Dörfergemeinschaft Hasbergen mit der Museumsmühle dabei. Von 10 bis 18 Uhr ist die Mühle geöffnet, es gibt Führungen nach Bedarf, eventuell Aktionen für Kinder sowie Kaffee und Kuchen.

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