Die Turnhalle wurde zur Ankunftsstelle umfunktioniert. Foto: Böhme
Bislang halten sich im Landkreis schätzungsweise 700 bis 750 Ukrainerinnen und Ukrainer auf. In den ersten Kriegswochen kamen viele auf privatem Wege in die Region. Seit kurzem nimmt der Landkreis zudem Geflüchtete auf, die ihm seitens der Landesaufnahmebehörde (LAB) zugewiesen werden. Momentan sind das 60 bis 70 Menschen pro Woche.
Keine Langzeitunterbringung
Bisher wurden die Ankömmlinge behelfsweise im Foyer des Kreishauses empfangen und registriert. Nun wurde mit der Umrüstung der Turnhalle der Berufsbildenden Schulen Osterholz-Scharmbeck eine zentrale Anlaufstelle geschaffen. „Sie soll dazu dienen, den hier ankommenden Menschen bei Bedarf eine erste Übernachtungsmöglichkeit zu bieten, insbesondere wenn sie in der Nacht oder am Wochenende den Landkreis erreichen“, sagt Landrat Bernd Lütjen.
Es sei nicht angedacht, die Menschen in der Turnhalle über einen längeren Zeitraum unterzubringen. „In einem weiteren Schritt erfolgt dann wie bisher die Weiterleitung in die Gemeinden.“ Die Verteilung richtet sich jeweils nach der Größe und Zusammensetzung der ankommenden Familien. Neben Müttern mit Kindern sind laut Greinert auch oft ältere Verwandte wie die Großeltern dabei. Weil die Kommunen im Vorfeld nicht von der LAB über die Konstellationen informiert werden, kann erst vor Ort über die Wohnungszuweisung entschieden werden.
Sportler müssen ausweichen
Die kurzfristige Umnutzung der Halle beeinträchtigt den Sportunterricht und den Vereinssport. „Mir ist bewusst, dass dies ein erheblicher Einschnitt ist“, sagt Lütjen. „Sporthallen eignen sich aber aufgrund der vorhandenen Infrastruktur vor Ort mit Sanitärbereichen, Umkleiden und großen Flächen besonders für eine übergangsweisen Aufenthalt von Menschen.“ Es sei nicht ausgeschlossen, dass noch weitere Hallen umfunktioniert werden müssen.
Barrierefrei und großzügig
Tatsächlich biete die BBS-Turnhalle sehr gute Voraussetzungen für die Unterbringung, so Thore Meyer vom Immobilienmangement des Landkreises. Die Halle ist barrierefrei, verfügt über einen Aufzug und Duschen und Toiletten für Menschen mit Behinderung. Hinzu kommen großzügige Umkleiden und Duschräume. „Alles ist vollautomatisch belüftet“, sagt Meyer.
In der Halle wurden mit Stellwänden Räume abgetrennt und mit Feldbetten ausgestattet. Für Kleinkinder stehen zudem Kinderreisebetten und Hochstühle bereit. Auch in Sachen Steckdosen sind große Kapazitäten vorhanden, damit die Handys aufgeladen werden können. Weil manche Flüchtlinge mit ihren Haustieren kommen, wurde auch an Tierboxen gedacht. Damit der erst kürzlich erneuerte Hallenboden nicht abgenutzt wird, wurde er abgeklebt.
Wegweiser auf Ukrainisch
Damit sich die Gäste in dem Hallenkomplex leichter zurecht finden, sind Rettungsplan, Wegweiser und Raumbezeichnungen wie „Essensausgabe“, „Sanitätsraum“, „Zutritt nur für Personal“ oder „Rauchen verboten“ auch auf Ukrainisch ausgeschildert.
Mit der Verpflegung und Betreuung der Menschen beauftragte der Landkreis den Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes. Für die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter stehen in der Halle eigene Räume zur Verfügung. Noch ist die Ankunftsstelle nicht in Betrieb. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Ostern die Halle nicht nutzen müssen“, heißt es seitens des Landkreises.
