Die Szene lässt nicht ahnen, dass sich hier eine Premiere abspielt. Erstmals wird das Airbus-Transportflugzeug Beluga in Bremen mit einem neuen Treibstoff betankt. Der Umwelt zuliebe.Foto: Schlie
Treibstoff

Teile alter Fette ins Flugzeug

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Bremen bietet als erster deutscher Verkehrsflughafen einen neuen Treibstoff an.

Es ist ein besonderer Treibstoff, der in diesen Minuten vom Tankwagen durch den Schlauch in den Beluga F-GXLJ fließt, das überdimensionierte Transportflugzeug des Airbus-Konzerns. Der Bremer Airport ist der erste deutsche Verkehrsflughafen, der seinen Kunden diesen besonderen Kraftstoff anbietet. In Hamburg gibt es ihn zwar auch, aber nicht in Fühlsbüttel, sondern nur auf dem firmeneigenen Flughafen von Airbus in Finkenwerder.

Der Name des Stoffes ist so ungewöhnlich wie dessen Inhalt: Sustainable Aviation Fuel, kurz SAF. Er wird aus Bestandteilen gebrauchter Fette und Öle gewonnen. Über den gesamten Produktionszyklus gerechnet fällt bis zu 80 Prozent weniger Kohlendioxid an als bei der Erzeugung von herkömmlichem Kerosin, wie Christian Knuschke erklärt, Betriebsleiter am Flughafen Bremen.

Mehr Kosten

Allerdings tankt Beluga nicht nur SAF. Der Treibstoff enthält nur zu 36 Prozent SAF, die restlichen 64 Prozent bestehen laut Knuschke aus herkömmlichem Kerosin – vorerst. Geplant ist eine Aufstockung auf 50 Prozent. Dafür ist die Beluga auch zugelassen. Bis zum Jahr 2030 könnten Flugzeuge sogar 100 Prozent SAF aufnehmen, schätzt Marc Cezanne, Geschäftsführer des Bremer Flughafens.

Noch kostet das Gemisch aus SAF und gewöhnlichem Kerosin 30 bis 35 Prozent mehr als Treibstoff aus reinem Kerosin. „Doch je mehr SAF produziert wird, umso billiger wird es“, erklärt Cezanne. Noch ist Airbus sein einziger SAF-Kunde. Doch der Airport-Chef rechnet damit, dass die EU-Kommission in einigen Jahren eine Beimischung von SAF vorschreiben wird.

Eigenes Lager

Bremen bezieht SAF aus dem belgischen Werk des finnischen Mineralölkonzerns Neste. „Uns war wichtig, dass der Treibstoff über den Landweg nach Bremen kommt“, sagt Betriebsleiter Knuschke. Tanklaster bringen SAF in die Hansestadt. Mit Schiffen sähe die Öko-Bilanz schlechter aus, sagt er.

Der Flughafen hat eigens für SAF ein Tanklager gebaut und Leitungen verlegt. Rund 800.000 Euro hat der Airport investiert, zusätzlich schoss die Stadt 550.000 Euro zu, wie Tim Cordßen-Ryglewski sagt, Staatsrat im Häfenressort.
Demnächst will Airbus am französischen Standort Toulouse ein Anlage für SAF errichten.

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