Diesem Kitz wurden bei der Mahd die Läufe abgetrennt und das Tier getötet. Die anderen gefundenen Kitze waren noch deutlich schlimmer zugerichtet.Foto: Teupe Diesem Kitz wurden bei der Mahd die Läufe abgetrennt und das Tier getötet. Die anderen gefundenen Kitze waren noch deutlich schlimmer zugerichtet. Foto: Teupe
Wildunfall

Bei der Mahd totgeschreddert

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Gleich mehrere Kitze wurden am Stadtrand kleingehäckselt. 500.000 Wildtiere verenden jährlich bei der Mahd.

In der Ahauser Marsch hat sich eine Tiertragödie abgespielt: Mitten in der Setzzeit der Rehe hat der Pächter einer landwirtschaftlichen Fläche auf rund zehn Hektar Fläche Wiesen mähen lassen.

Danach entdeckten Spaziergänger Spuren, vernahmen Wimmerlaute und baten einen Hobby-Ornithologen dass er mit seinem Jagdhund die Wiese untersuchen solle.

Dabei wurde Forstwissenschaftler Josef Teupe schnell fündig, sein Hund verwies auf mehrere zerhackte Kitze.

Vier Kadaver wurden unter dem gemähten Gras gefunden.
Das Vorgehen des Landwirtes sei leider kein Einzelfall, berichtet Gaby Schwab vom Bremer Tierschutzverein.

100.000 Rehkitze sterben jährlich

Schätzungen zufolge finden in Deutschland jährlich 500.000 Wilddtiere, darunter alleine 100.000 Rehkitze, bei der Mahd den Tod. „Das ist unglaublich, obwohl es so leicht vermeidbar wäre“, ist Schwab total erschüttert: „Wir appellieren seit Jahren an die Landwirte Vorkehrungen zu treffen. Es gibt genug Organisationen die Rehkitzrettung betreiben.“

Dabei muss der Landwirt aktiv an der Vermeidung von Wildtierverlusten mitwirken, betonen sowohl Teupe als auch der Bremer Stadtjägermeister Harro Tempelmann. Der Landwirt habe zwar behauptet, dass er am Abend vor der Mahd noch mit zwei Jagdhunden die zehn Hektar abgegangen sei, in dieser kurzen Zeit hätte eine gründliche Absuche aber gar nicht erfolgen können.

Ohnehin sei eine Absuche am Abend nicht ausreichend, erklärt Tempelmann. Falls die Kitze am Rand der Wiese abgelegt werden, würden diese zumeist versuchen in ihr „Schlafzimmer“ zurückzukehren, erklärt Tempelmann.

Vernünftigerweise müssten dann Vergrämungsmethoden, wie aufgehängtes Knisterpapier, blaue Säcke, petroleumgetränkte Lappen oder Kofferradios eingesetzt werden und in der Morgendämmerung eine erneute Absuche erfolgen, sagt Teupe.

Einsatz von Drohnen

Damit würde man dann auch die so genannten „Selbstmörder“ (Kitze, die in die Wiese zurückgekehrt sind) finden, erklärt Teupe: „Meine Forderung ist, dass es gesetzlich vorgeschrieben wird, dass die Landwirtschaft verpflichtet wird, 24 Stunden vor der Mahd den Jagdpächter zu informieren.

Außerdem sollten sie dazu verpflichtet werden, immer von innen nach außen zu mähen – so haben Wildtiere viel bessere Fluchtmöglichkeiten.“

Eine weitere Alternative zur Absuche sei auch der Einsatz von Drohnen, die mittlerweile sogar Mäuse oder Junghasen aufspüren – und viele Drohnenpiloten würden Hilfe anbieten, ergänzt Tempelmann.

Mit der Mahd war die Tragödie noch nicht beendet: Eine Ricke auf der Weide verhielt sich wenig scheu und gab ungewöhnliche Laute von sich.

Nachdem sich die Ricke langsam entfernt hatte, wurde an der Stelle ihr totes Kitz entdeckt.

Teupe befürchtet gar, dass dies Drama erst der Anfang war: Die Haneg (Hanseatische Naturentwicklung GmbH) verfügt in der Arberger Marsch über große Flächen Weideland.

Staatsanwaltschaft ermittelt

In den noch ungemähten Wiesen befinden sich zwei Sprünge Rehwild mit sieben und neun Tieren. „Falls die Haneg nicht vernünftig absuchen lässt, werden dort sicher weitere Kitze getötet“, schätzt Teupe.

Zumindest Haneg-Geschäftsführerin Petra Schäffer gibt Entwarnung: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Landwirte ohne Absuche ausmähen. Wir arbeiten ja auch mit Umweltverbänden zusammen.“

Gegen den Verantwortlichen für die tödliche Mahd ermittelt zurzeit die Staatsanwaltschaft. In einem vergleichbaren Fall wurde ein Verantwortlicher vor einigen Jahren schon zur Zahlung von 50.000 Euro Geldstrafe verurteilt.

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