Betriebsames Wuseln herrscht am Donnerstagmorgen in Garlstedt. Wer nach der Ortsvorsteherin Marie Jordan fragt, wird erst zum Kühlhaus geschickt, dann zum Dorfgemeinschaftshaus. Jordan ist immer auf dem Sprung und schon lange auf den Beinen. Hier muss noch schnell etwas besprochen, dort das Willkommensgeschenk zurecht gerückt werden. Und dann hält der Bus inmitten des Getümmels: Die Jury ist da. Denn Garlstedt hat sich zum landesweiten Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ angemeldet. Die erste Hürde ist bereits geschafft. Im November belegte das Dorf den zweiten Platz beim Kreiswettbewerb. Nun geht es in die nächste Runde. Die Begehung vor Ort steht an.
Überzeugen in 90 Minuten
„Die Aufregung ist groß“, sind dann auch einige der ersten Worte, die Jordan an die Jury richtet. Doch Zeit für Plaudereien bleibt nicht. 90 Minuten hat Garlstedt, um zu überzeugen. Dann muss die zehnköpfige Jury weiter nach Rautendorf. Deswegen geht jetzt alles ganz schnell. Ein Begrüßungslied von den Kindergartenkindern, auf dem Fußballplatz wird ein Freundschaftsspiel ausgetragen, die Jugendfeuerwehr rollt ihren Schlauch aus und um die Ecke stehen die Erwachsenen und präsentieren die Feuerwehrautos.
Garlstedter Lure
Für jede Etappe bleiben nur wenige Sekunden, ab und an ein paar Minuten. „Den Kuchen können Sie auch auf dem Weg zur nächsten Station essen“, sagt Jordan. Die Angst, dass Sehenswürdigkeiten ausgelassen werden müssen ist groß. Doch noch ist etwas Zeit. Die Garlstedter Lure – wenn auch nur ein Nachbau des bronzezeitlichen Blasinstruments – will ausprobiert werden. „Wir haben nur einen Spieler im Dorf und der ist gerade im Urlaub“, sagt Ortsbrandmeister Arne Nestler. Doch auch hier hat Garlstedt an diesem Tag Glück: Lienhard Varoga vom Amt für regionale Landesentwicklung springt ein und entlockt dem Instrument sogar einige Töne. „Einfach toll“, lobt Jury-Chefin Annika Wangerin und eigentlich ist schon klar, dass die illustere Gesellschaft von dem Engagement der Garlstedter überzeugt ist.
Alle Dorfbewohner helfen mit
Aber Jordan und Nestler setzen noch eins drauf und laden zur Busrundfahrt entlang der Dorfgrenzen. Perfekt getaktet gibt es nun das Dorfleben im Schnelldurchlauf: Die Treckerfreunde und Oldtimer knattern vorbei, der Landvermesser Carl Friedrich Gauß grüßt vom Wegesrand und die Dorfbewohnerinnen zeigen am Schwungtuch ihr sportliches Können.
Nächste Hürde im September
„Wie viele Probedurchläufe haben sie gemacht, damit es so zufällig aussieht?“, fragt Wangerin amüsiert. „Nur einmal“, antwortet Jordan und ist sichtlich Erleichtert, dass alles gelungen ist. Jetzt heißt es abwarten. Schon ein paar Tage später steht fest: Garlstedt nimmt am Landeswettbewerb teil. Er soll im September stattfinden. Dann müssen Jordan und ihre Mitstreiter wieder alle Garlstedter mobilisieren und zeigen: Unser Dorf hat Zukunft.
Infos zum Wettbewerb
Der Wettbewerb findet in verschiedenen Ebenen statt. Zunächst führen die Landkreise Kreiswettbewerbe durch. Daraus ergeben sich im Landeswettbewerb die Kandidaten für den Landesentscheid. Der Landesentscheid ermittelt die Kandidaten, die zum Bundeswettbewerb gemeldet werden sollen.