Manfred Engelbart feierte gestern seinen 78. Geburtstag. Der Inhaber von sechs Autohäusern in Delmenhorst, Oldenburg, Schortens und Bremen ist seit 2018 Vorsitzender des SV Atlas Delmenhorst. Foto: Lürssen
Interview

Engelbart wünscht sich mehr Unterstützung

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SV-Atlas-Vorsitzender Manfred Engelbart über den Mythos Düsternort und den Traum von einer Fußball-Arena.

Delme Report: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Saison?

Manfred Engelbart: Es wird die erste komplette Regionalliga-Saison. Wir gehen mit einem guten Gefühl rein. Wir haben im Kader den größten Umbruch der jüngeren Geschichte erlebt. Es sind viele gut ausgebildete junge Leute dazu gekommen aber wir haben auch ein paar alte Haudegen mit Profi-Erfahrung. Ich muss ein Riesenlob an den Trainerstab um Key Riebau, Bastian Fuhrken als sportlichen Leiter und unseren Scout Benny Rabe aussprechen. Es war eine herausragende Leistung, die Abgänge zu kompensieren.

Von der Idee, hauptsächlich auf Delmenhorster Spieler zu setzen, sind Sie jedoch ein Stück abgerückt.

Mein persönliches Leitbild, „Delmenhorster Jungs zuerst“, ist in dieser Liga nicht so leicht umzusetzen. Deshalb freut es mich außerordentlich, dass es gelungen ist, mit Mustafa Azadzoy einen Delmenhorster zurückzuholen und dass wir mit ihm außerdem einen aktuellen Nationalspieler in unseren Reihen haben.

Sie stehen mit dem SV Atlas an der Schwelle zur Semiprofessionalität, gleichzeitig arbeitet der Vorstand ehrenamtlich. Wie schaffen Sie das?

Eigentlich geht das gar nicht. Wir sind der einzige Verein in der Regionalliga, der außerhalb des Trainerstabes alles mit Ehrenamtlichen bewältigen muss. Aber mit Leidenschaft und Sportsgeist bekommen wir das hin. Wir wollen uns ständig weiterentwickeln.

Lässt sich das auf die Mannschaft übertragen?

Ich habe im Trainingslager versucht, den jungen Leuten den Mythos Düsternort näherzubringen. Atlas steht für Verlässlichkeit, Toleranz, Bodenhaftung und Bescheidenheit.

Ist die Botschaft angekommen?

Das werden wir sehen. Auf jeden Fall haben sie mit offenem Mund und offenen Ohren zugehört.

Was kann Atlas im Feld der 19 Teams erreichen?

Es gibt drei Gruppen: die Profi-Clubs, die Traditionsteams und die Außenseiter, da zählen wir dazu. Charakterlich haben wir eine tolle Truppe. Die sind alle ehrgeizig. Ich glaube, dass der Geist vom Wangerland etwas bewirken kann. Die Messlatte ist der Ligaerhalt. Alles andere werden wir sehen.

Wie viele Zuschauer erwarten Sie?

Die Zuschauer sind momentan das größte Problem. Ich hätte nicht gedacht, dass wir das bekommen. Es ist eine gewisse Trägheit festzustellen. Die Leute schauen lieber vom Sofa als im Stadion. Aber wir leben von den Zuschauern. Weil uns das große Geld fehlt, haben wir immer mit den Zuschauern gepunktet. In der zweiten Hälfte der vergangenen Saison war die Luft raus, vielleicht auch wegen des Modus‘. Da fehlten die Derbys und die Leidenschaft.

Was tun Sie, um die Leidenschaft wieder zu wecken?

Wir haben zum Beispiel deutlich die Preise gesenkt. Überdachte Sitzplätze kosten nur noch 10 statt vorher 13 Euro. Eine Dauerkarte kostete vorher 185 Euro für 15 Spiele, jetzt nur noch 160 Euro für 18 Spiele.

Wie läuft der Vorverkauf?

Der Verkauf der Dauerkarten ist okay, erfüllt aber noch nicht unsere Erwartungen. Wir hoffen mit Spielen am Freitagabend und am Sonntag einige Leute motivieren zu können. Allerdings brauchen wir insgesamt mehr Unterstützung in der Stadt. Wenn die Leute Regionalliga-Fußball sehen wollen, dann müssen sie auch ins Stadion kommen.

Ist die 3. Liga für Atlas ein Thema?

Wenn man in der Regionalliga spielt, spielt man um die 3. Liga. In Delmenhorst ist das momentan jedoch nicht realisierbar. Die Vision haben wir aber sehr wohl. Das ist mein Lebenstraum. Dafür verkaufe ich Autos. Für die Klasse sind es aber noch zu wenig.

Wie steht es um die Infrastruktur?

Wir haben die schlechtesten Trainingsbedingungen der Liga, obwohl die Mitarbeiter der Stadt alles tun, um uns zu helfen. Wir freuen uns sehr, dass jetzt Flutlicht für einen der Nebenplätze gebaut werden soll und auch, dass in Stickgras ein Kunstrasen gebaut wird. Aber das ist ein Platz für 3.000 aktive Fußballer in Delmenhorst. Im Umland hat jede Gemeinde einen Kunstrasen. Wir brauchen unbedingt einen Kunstrasenplatz auf dem Stadiongelände. Wir würden das nicht nur unterstützen, sondern uns auch beteiligen, wenn der Schlackeplatz in einen Kunst­rasen umgewandelt würde. Flutlicht für das Stadion wäre natürlich auch sehr wichtig. Wenn das kommt und ein Kunstrasen am Stadion, dann bräuchten wir vorerst kein neues Stadion.

Vorerst?

Mein Traum bleibt eine Fußballarena im Süden der Stadt. Das Ziel werde ich wohl bis an mein Lebensende verfolgen. Entwürfe habe ich der Stadt schon zugeschickt. Es gibt aber noch keinen Platz. Den suchen wir gemeinsam.

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