Tim Schmidt aus Heide sorgt sich unter anderem um den Hochwasserschutz und will weitere Flächenversiegelungen im Bereich des Randgrabens vermeiden. Foto: Konczak
Randgraben

Die Rolle des Gewässerschutzes

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Umweltaktivist Tim Schmidt fordert eine ökologische Anpassung des Randgrabens an den Klimawandel.

Was tut die Gemeinde Ganderkesee für den Gewässer- und Hochwasserschutz? Nicht genug, meint Tim Schmidt. Der Lehrer, wohnhaft in Heide, hat mit seiner Organisation „Wasser ist ein kostbares Gut“ in den vergangenen vier Jahren Untersuchungen am Randgraben auf dem Gebiet der Gemeinde Ganderkesee und der Stadt Delmenhorst vorgenommen. Die neuesten Proben zeigen unter anderem hohe Eisen- und Phosphatwerte (wir berichteten).
Im Ganderkeseer Ausschuss für Klimaschutz, Umweltschutz und Landwirtschaft machte Schmidt jetzt in der Einwohnerfragestunde seinem Ärger Luft, wollte unter anderem wissen, was die Gemeinde für den Gewässerschutz des Randgrabens und auch den Hochwasserschutz unternimmt. „Im Februar dieses Jahres ist es fast zu einer Überflutung des Grabens in einigen Bereichen gekommen“, so der Umweltaktivist. Der Randgraben weise eine „absolute Umweltverschmutzung“ auf und das schon über die vergangenen vier Jahre hinweg. „Trotzdem wird die Bevölkerung nicht gewarnt und hierüber in Kenntnis gesetzt“, meinte Schmidt.

Probleme durch Versiegelungen

Das Fließgewässer wurde 1968/1970 angelegt und dient als Auffangbecken für das abfließende Wasser der Kamerner Bäke, Schierbroker Bäke und Hahlbäke. Zudem füllen laut Organisation „Wasser ist ein kostbares Gut“ versiegelte Wohn- und Straßenflächen in Rethorn, Schierbrok und Heide sowie der Stadt Delmenhorst bei Regen den Randgraben. Bei Starkregenereignissen würden hierbei auch Fäkalien durch das überstaute Oberflächenwasser mit Schmutzwasser in den Randgraben eintreten, da es in der Gemeinde Ganderkesee keine Kläranlage gibt und das Schmutzwasser über ein langes anfälliges Kanalsystem nach Delmenhorst in die Kläranlage geleitet werden müsse.
Schmidt forderte, den Randgraben dringend ökologisch dem Klimawandel anzupassen. „Diese Maßnahme hat oberste Priorität in der Gemeinde Ganderkesee. Dazu gehören auch keine weiteren Versiegelungen und Baugebiete im gesamten Bereich des Randgrabens“, so der Lehrer, der auch mit Sorge auf den geplanten Bau eines dritten Stauraumkanals von der Schönemoorer Straße bis zur Friedensstraße blickt. Bei den ersten beiden Kanälen seien 160 Millionen Liter Grundwasser in den Deichhäuser Graben eingeleitet worden, wobei es dort und im Randgraben zu Verschmutzungen mit Eisen gekommen sei.
Auf der Tagesordnung des Ausschusses ging es unter anderem um die Priorisierung von Klimaschutzmaßnahmen wie klimaschonende Wohn- und Gewerbegebietsentwicklung und die Zertifizierung als „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“. Gewässer- und Hochwasserschutz spiele keine bedeutende Rolle, kritisierte Schmidt. Bürgermeister Ralf Wessel erklärte, dass der Wasserschutz sehr wohl ein wichtiger und großer Teilaspekt sei, auch wenn er, ebenso wie etwa der Baumschutz, nicht namentlich betrachtet werde. Auf die Frage nach dem fehlenden Klärwerk versicherte Wessel, dass das Klären von Abwasser sichergestellt sei. Ein Gutachten zum Randgraben werde mit den zuständigen Behörden analysiert. „Wir können dort nicht selbstständig entscheiden“, so der Bürgermeister, denn die primäre Verantwortung liege nicht bei der Gemeinde. Für die Eiseneinträge sei keine genaue Ursache erkennbar.

Das tut die Gemeinde für den Gewässer- und Hochwasserschutz

Den Gewässer- und Hochwasserschutz sieht die Gemeinde Ganderkesee eigenen Angaben zufolge als wichtige Aufgabe an, die in unterschiedlichen Bereichen Eingang findet. „Bei Bauleitplanungen zum Beispiel werden wasserwirtschaftliche Themen bereits von Beginn an berücksichtigt und entsprechende Festsetzungen im Bebauungsplan getroffen. Die Einflüsse von Starkregen werden bei Planungen und im Bestand berücksichtigt und bewertet“, erklärt Sprecher Hauke Gruhn auf Nachfrage. So sehe die Gemeinde etwa Flächen für die Regenrückhaltung und Versickerung vor und treffe Regelungen zum Wasserabfluss. Regenwasser aus Baugebieten beispielsweise müsse somit vollständig versickert werden.
Generelles Ziel ist es laut Gruhn, eine nachhaltige Bewirtschaftung zu erreichen und Verdunstung, Versickerung sowie Rückhaltung zu fördern, bevor Ableitungen in Betracht gezogen werden. Im Falle einer Ableitung gelte der Grundsatz, dass von neu versiegelten Flächen nicht mehr Wasser abfließen darf als von einer unversiegelten Fläche abfließen würde.
Gemeinsam mit den Entwässerungsverbänden wie etwa dem Ochtumverband verwirkliche die Gemeinde Maßnahmen wie beispielsweise den Einbau von Sandfängen, um den Zustand der Gewässer zu verbessern. Unterhalten werden die Gewässer und deren Bauwerke, für die die Gemeinde Ganderkesee zuständig ist, vom Kommunalservice Nordwest. „In diesem Zusammenhang werden unter anderem regelmäßig viele Kilometer Gräben aufgereinigt, Regenrückhaltebecken geräumt und gepflegt sowie Aus- und Einlaufbauwerke erneuert“, so Gruhn.

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