Der Randgraben im Bereich von Schierbrok. Foto: Konczak
Gewässerschutz

Zu viel Eisen im Randgraben

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Neue Gewässerproben zeigen kritische Werte.

Es steht nicht gut um den Randgraben; jenes etwa zehn Kilometer lange Fließgewässer auf dem Gebiet der Gemeinde Ganderkesee und der Stadt Delmenhorst, das bei Hasbergen in den Unterlauf der Delme mündet. Lehrer Tim Schmidt aus Ganderkesee setzt sich mit seiner Initiative „Wasser ist ein kostbares Gut“ für den Gewässerschutz ein, hat gerade neue Proben auf dem Gemeindegebiet entnehmen lassen. „Sehr hohe Eisenwerte, Phosphatwerte, CSB-Werte, ein nicht ausreichender Sauerstoffwert, E-coli und Enterokokken wurden im Bereich des Randgrabens bei der Untersuchung nachgewiesen“, so Schmidt. Er vermutet vor allem kommunales Abwasser bei Starkregenereignissen als Ursache.
Die Ergebnisse zeigen etwa einen Eisenwert von 61,7 mg/l, der (Grenzwert für Fische liege bei 0,2), einen pH-Wert von 6,66 und Phosphat in einer Gesamtmenge von 10,0 mg/l. Vor allem der hohe Eisenwert bereitet den Beteiligten Sorge. „Das ist fischtoxisch und jenseits von Gut und Böse“, sagt Gary Zörner vom Delmenhorster Labor für mikrobiologische und chemische Analysen (Lafu), das die Proben untersucht hat.

Ökologischer Zustand als unbefriedigend bewertet

Beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) ist das Problem bekannt. „Die im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) vom NLWKN erhobenen biologischen Daten der Wasserpflanzen und der wirbellosen Wassertiere, zum Beispiel Libellen und Köcherfliegen, zeigen auf, dass der ökologische Zustand des Randgrabens nicht gut ist“, bestätigt Pressesprecherin Bettina Dörr auf Nachfrage. Der Ende 2021 veröffentlichte Wasserrahmen-Richtlinienplan bewerte den ökologischen Zustand als unbefriedigend. Explizite chemische Daten liegen dem NLWKN aber nicht vor. „Derzeit wird die Gewässerqualität des Randgrabens aufgrund der Hitze und der daraus resultierenden niedrigen Wasserstände sicher einem erheblichen Stress unterliegen“, so Dörr. Die Folge seien niedrige Sauerstoffwerte und hohe Wassertemperaturen vor allem in wenig strukturreichen Gewässern mit zudem geringer Fließgeschwindigkeit wie dem Randgraben. Dies bedeute eine erhebliche Belastung für die Fließwasserorganismen. Der Bewirtschaftungsplan nenne erforderliche Maßnahmen, um einen guten Zustand zu erreichen – so wie ihn die WRRL fordert. Dazu zählten Renaturierungsmaßnahmen, um dem begradigten Verlauf des Gewässers mehr Strukturen als Lebensraum für Flora und Fauna zu geben. Aber auch die Wasserqualität sei zu verbessern und vor allem Nährstoffeinträge seien zu verringern.

Gefahr der Verockerung

Laut NLWKN sind diffuse Einträge aus der Landwirtschaft, aber auch aus Siedlungsgebieten im Mittel- und Oberlauf des Randgrabens möglich. Bei der Unteren Wasserbehörde des Landkreises Oldenburg möchte man sich ebenfalls nicht auf die Landwirtschaft als alleinigen Ursachenfaktor festlegen. „Wir haben auch Eiseneinträge aus dem Wald“, so Gerrit Finke von der Unteren Wasserbehörde. Randgräben seien als problematisch bekannt, da sie künstlich etwa im Zuge der landwirtschaftlichen Erschließung angelegt wurden und nicht die Struktur hätten, die für die Ökologie nötig sei.
Der betroffene Randgraben ist ein ausgebautes Gewässer sogenannter zweiter Ordnung. Diese haben eine „überörtliche Bedeutung für das Gebiet eines Unterhaltungsverbandes“. Der Landkreis wie auch Zörner sehen durch den hohen Eisengehalt die Gefahr der Verockerung. Die braune Verfärbung des Wassers entsteht, wenn zweiwertiges Eisen mit Sauerstoff in Verbindung kommt. Die Folge: Dem Wasser wird Sauerstoff entzogen, dreiwertiges Eisen lagert sich auf Pflanzen, Fischkiemen und anderen Organismen ab. Pflanzen verkümmern, Fische und ihr Laich ersticken.
Sowohl Landkreis als auch Gemeinde arbeiten mit den Entwässerungsverbänden daran, den Zustand von Gewässern zu verbessern, laut Gemeinde etwa durch den Einbau von Sandfängen. Regelmäßig würden viele Kilometer Gräben aufgereinigt oder auch Regenrückhaltebecken geräumt und gepflegt. Wie die Untere Wasserbehörde erklärt, stehen dabei die priorisierten, naturnahen Gewässer im Fokus. „Dort, wo Biotope geschaffen werden können. Wir können nicht in jedem Graben anfangen“, sagt Finke.
Als Schutzmaßnahme nennen NLWKN und der Landkreis, neben den strukturellen Verbesserungen, den Niedersächsischen Weg. Die Vereinbarung zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Politik sieht vor, bei der Bewirtschaftung von Feldern, die neben Gewässern verlaufen, einen Randstreifen stehen zu lassen. Dort darf nicht gedüngt oder gespritzt werden. Für den Randgraben als Gewässer zweiter Ordnung trat diese Regelung laut NLWKN am 1. Juli in Kraft. „Sicher wird diese Regelung nicht sofort eine Nährstoffverringerung im Gewässer zeigen, aber der Niedersächsische Weg lässt mittelfristig hoffen“, so Dörr.

Die detaillierten Probenergebnisse sind auf wasser27.de zu finden.

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