Weser Report: Herr Stolte, Herr Alexander, kommen Sie nicht ein bisschen spät? In den beiden ersten Corona-Jahren haben sich viele Deutsche neue Möbel gekauft, auch neue Küchen. Jetzt eröffnen Sie in der Bremer City ein Studio des dänischen Küchenherstellers Kvik, das dritte in Deutschland. Die beiden ersten richtete Kvik 2021 und 2022 in Hamburg ein.
Christian Stolte: Es stimmt, viele haben in den letzten Jahren investiert und ihre Wohnung oder ihr Haus upgedatet. Aber der deutsche Küchenmarkt ist gigantisch, und wir haben bisher nur einen kleinen Anteil daran. Acht Prozent des gesamten Marktes sind regelmäßig auf der Suche nach einer neuen Küche.
Worin unterscheidet sich Kvik von den Wettbewerbern?
Jan-Mike Alexander: Wir setzen sehr stark auf Nachhaltigkeit. Das fängt bei den Frontflächen an. Das Material stammt zu 75 Prozent aus recycelten PET-Flaschen. Und für die Herstellung in Dänemark nutzt Kvik nur erneuerbare Energie. Ich habe noch niemanden auf dem Küchenmarkt gefunden, der das so von sich behaupten kann.
Christian Stolte: Und wir können innerhalb von vier Woche liefern. Denn Kvik ist Hersteller und vertreibt seine Produkte über eigene Franchisenehmer. Wir produzieren in Dänemark. Und die Produktion eines Produkts beginnt nicht erst, wenn eine Bestellung vorliegt, sondern wir produzieren auf Lager. Zweimal wöchentlich liefern wir nach Deutschland in die Lager der einzelnen Franchisepartner. Anders als einige Wettbewerber setzen wir auch nicht auf Großflächen, unsere Studios sind je nach Standort 100, 130 oder 200 bis 350 Quadratmeter groß. Dort bieten wir ausschließlich Kvik-Möbel an.
Kvik hatte angekündigt, bis Ende 2026 insgesamt 60 Studios in Deutschland zu betreiben, also 57 mehr als bisher.
Christian Stolte: Das gilt noch. Wir werden nicht für jedes neue Studio einen neuen Franchisepartner akquirieren, einige Franchisepartner werden mehrere Studios betreiben. Im ersten Quartal 2023 wollen wir in Bremen ein zweites Studio eröffnen, in der Überseestadt, dann folgen Hannover, Lübeck und Paderborn. Außerdem werden wir im nächsten Jahr auch nach Nordrhein-Westfalen gehen. Dort sind wir an Standorten in Dortmund, Düsseldorf, Köln, Bonn und Aachen interessiert. 2024 geht es dann in Richtung Berlin und später nach Süddeutschland.
Ein Großteil der Investitionen für die Studios kommt von den Franchisepartnern?
Jan-Mike Alexander: Ja, zu einem guten Teil tragen wir als Franchisenehmer die Finanzierung, werden aber von Kvik unterstützt, etwa beim Shopaufbau, bei der Erstausstattung und beim Mitarbeitertraining. So kommen 25 Prozent der Gesamtinvestitionen von Kvik. Nach der Eröffnung werden wir weiter unterstützt.
Online bietet Kvik noch keine Küchen an. Wann kommt der Web-Store?
Christian Stolte: Den ersten Web-Shop werden wir gegen Ende dieses Jahres für Dänemark online schalten und den zweiten 2023 für Deutschland.
Dann konkurriert Kvik im Internet mit den stationären Studios der Franchisepartner?
Jan-Mike Alexander: Wir betrachten den Webshop als Chance für uns Franchisepartner, um die Marke Kvik bekannter zu machen. Und wer überlegt, eine Küche zu kaufen, will sie auch anfassen und kommt dann in das Studio. Wir gehen nicht davon aus, dass sich Kunden ganze Küchenzeilen im Internet bestellen, sondern dort eher kleinere Teile wie etwa Weinregale kaufen. Außerdem gelten in unserem Webshop gelten dieselben Preise wie in unseren stationären Studios. Im deutschen Küchenmarkt werden aktuell 15 Prozent des Umsatzes im Internet gemacht.
Viele Küchenstudios werben mit riesigen Rabatten. Wie weit kommen Sie den Kunden entgegen?
Jan-Mike Alexander: Rabatte gibt es bei uns nicht. Da unterscheiden wir uns deutlich von anderen Anbietern. Unsere Preise sind so ausgerichtet, dass Kvik zu vernünftigen Kosten produzieren kann. Über Preise verhandeln wir deshalb nicht. Wir haben aber jeden Monat eine Kampagne. Aktuell montieren wir die Küchen kostenlos, wenn sie jetzt gekauft werden.
Kvik besticht durch das dänische Design. Wer gestaltet die Küchen?
Christian Stolte: Wir haben Claus Johnson seit fünf Jahren als Produktchef, er ist für die Produktentwicklung verantwortlich und arbeitet punktuell auch mit externen Designern zusammen. In jedem Frühjahr und Herbst bringen wir ein neues Modell heraus. Im vergangenen Frühjahr zwar nicht, aber dafür kamen in diesem September zwei neue Innovationen. Im nächsten Frühjahr wird Kvik 40, dann feiern wir ganz groß.
Bis 2025 will Kvik den Umsatz um 40 Prozent steigern. Wo liegt er aktuell?
Christian Stolte: Im vergangenen Jahr betrug er insgesamt 250 Millionen Euro. Dazu haben 180 Studios und Organisationen in 13 Ländern beigetragen, darunter 11 europäische sowie Thailand und die Philippinen. Das Unternehmen hat sehr ambitionierte Ziel. 2023 werden wir allein in den Ländern, in denen wir jetzt schon vertreten sind, 25 weitere Studios eröffnen. Außerdem bauen wir wie gesagt das Online-Business auf. Aktuell planen wir, in welche neuen Märkte wir 2023 und 2024 gehen wollen.
Das Unternehmen
Kvik wurde 1983 von Knud Boel Troelsen in Dänemark gegründet, seit 1983 gehört der Küchenhersteller zur schwedischen Ballingslöv-Gruppe, einem der größten europäischen Küchenhersteller.
In Deutschland ist er erst seit 2021 mit seiner Tochter Kvik vertreten. Kvik beschäftigt in der Zentrale rund 300 Mitarbeiter und setzte 2021 rund 250 Millionen Euro um. Die deutsche Gesellschaft sitzt formal in Harrislee bei Flensburg, gemanagt wird das Deutschland-Geschäft aber von Hamburg aus.
In Bremen betreibt Kvik ein Studio am Wall, im ersten Quartal 2023 folgt eines in der Überseestadt. Franchisenehmer ist dort Michael Götz, ehemals Geschäftsführer des Möbelhauses Schulenburg am Weserpark, das von Opti-Wohnwelt übernommen wurde.