Delme Report: Glückwunsch zur Wiederwahl! Wie haben Sie den Wahltag verbracht?
Deniz Kurku: Erstmal mit meiner Frau und meiner Tochter. Dann bin ich entspannt zum Wählen gegangen und abends dann ins Rathaus, wo ich auf einige Mitbewerber getroffen bin. Als dann die ersten Ergebnisse kamen zeigte sich zwar schnell eine Tendenz, aber das kann sich ja schnell drehen. Später gab es dann noch einen gemeinsamen Pressetermin und dann ist jeder zu seiner eigenen Partei gegangen. Für mich gab es einen sehr schönen Empfang im Riva, wo SPD-Mitglieder, Sympathisanten, Verwandte und Freunde waren. Und dann haben wir ein bisschen gefeiert.
Wie interpretieren Sie das Wahlergebnis, einerseits in der Summe und andererseits persönlich?
Erstmal ist mir ganz wichtig zu sagen, dass der Wahlkampf von großer Fairness geprägt war. Großer Dank an alle Mitbewerber! Das ist nicht selbstverständlich in dieser Zeit. Damit komme ich dann auch zur Interpretation: Wir haben drei Krisen gleichzeitig am Laufen. Die vergangenen drei Jahre meiner Amtszeit waren von Krisengesprächen mit den Menschen in Delmenhorst geprägt. In der Zeit kann man nicht unbedingt mit so einem tollen Ergebnis rechnen. Es ist sehr deutlich, dass die Menschen Stephan Weil als Ministerpräsident behalten wollten. Das freut mich als Teil einer Regierungsfraktion natürlich, aber auch dass ich persönlich das Vertrauen von den Delmenhorsterinnen und Delmenhorstern bekommen habe, ist für mich etwas ganz Besonderes. So sehr ich mich darüber freue, so sehr habe ich Respekt davor, was jetzt wieder kommt. Es gibt die zwei Wermutstropfen: Das ist einerseits die geringe Wahlbeteiligung und andererseits der aus meiner Sicht viel zu hohe Anteil der AfD.
Es sieht stark nach Rot-Grün aus. Halten Sie eine andere Konstellation für möglich?
Ich bin sehr zuversichtlich, dass das klappt. Die Menschen in Niedersachsen erwarten von uns, dass man schnell zu einer Einigung kommt und dass im nächsten Schritt Koalitionsverhandlungen aufgenommen werden. Die Bürgerinnen und Bürger haben so gewählt und von daher ist es momentan die einzig richtige Konstellation.
Wahlkampf bedeutet auch ganz viel Kontakt mit Bürgern. Abgesehen von der Energie-Krise, welches Thema haben die Menschen Ihnen besonders ans Herz gelegt?
Es sind tatsächlich mehrere Themen. Aber die Energie-Krise und alles, was da drumherum hängt, war schon ein großes Thema. Wenn die Menschen mit ihrer Abschlagsrechnung zum Wahlstand kommen und erzählen, was das ganz konkret für sie bedeutet. Ich hatte auch unheimlich viel mit Betrieben zu tun. Es sind eben nicht nur die energieintensiven Unternehmen, die merken, dass die Krise bei ihnen ankommt, dass die Preise steigen und sie weniger absetzen. Das sind Sachen, die den Leuten Sorgen machen. Dazu kommt die Ungewissheit wegen des Krieges, der relativ in der Nähe ist. Viele Menschen kommen deshalb schon jetzt zu uns. Delmenhorst ist schon sehr weit bei der Integration. Trotzdem müssen auch wir gucken, wie wir damit umgehen. Wir brauchen nicht darum herum reden, dass es schwieriger wird, wenn es uns schon nicht mehr gut geht und dann noch neue Herausforderungen hinzu kommen. Deshalb erwarte ich auch von Berlin, dass da schnelle Antworten kommen. Der Staat wird nicht alles lösen können, aber schnelle Hilfen, nicht nur für die Haushalte und die Betriebe, sondern auch für den Sport und den sozialen Bereich sind ganz wichtig. Die dürfen wir jetzt nicht alleine lassen.
Was wollen Sie in den kommenden fünf Jahren im Landtag unbedingt erreichen?
Es geht erstmal darum, weiterhin ansprechbar zu sein für die Delmenhorsterinnen und Delmenhorster. Man wird ja auch als Makler für die Interessen der Stadt wahrgenommen. Delmenhorst muss auf der Mappe bleiben, was Fördermittel angeht. Wir haben es geschafft, in allen größeren Förderprogrammen berücksichtigt zu werden. Das war ein Stück Arbeit. Da erwarte ich weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit dem Rat, der Verwaltung und der Stadtgesellschaft. Gleichzeitig haben wir Großprojekte am Laufen, etwa das Klinikum, die wir gut zu Ende bringen müssen. Persönlich wünsche ich mir, dass ich als stellvertretender Innenpolitischer Sprecher meiner Fraktion und als kommunalpolitischer Sprecher weiterarbeiten kann. Da gibt es viele gesetzgeberische Projekte, an denen ich beteiligt bin.