Die Delmenhorster Tafel versorgt derzeit um die 4.200 Menschen. Die Ankündigung bezüglich eines Versorgungsstopps Mitte November ist ein Weckruf, der eine Krise verheißt. Anfang dieser Woche wurde der Konflikt zwischen der Tafel und der Stadt inklusive Verwaltung an die Presse herangetragen (wir berichteten). Mit der Mitteilung gab der Vereinsvorstand bekannt, die Versorgung am 15. November einzustellen, wenn es keine Unterstützung von der Stadt geben würde.
Externe Unterstützung für die Buchhaltung?
Am Dienstagabend meldete sich die Tafel nochmal, nachdem das Ergebnis der Verhandlungen schriftlich an sie zugestellt wurde. Das Resultat war unter anderem ein externer Versorger, der nicht explizit genannt wurde, und die Unterstützung des Deutschen Roten Kreuzes. Das DRK hatte angeboten, die Buchhaltung zu übernehmen, um die Ehrenamtlichen zu entlasten. Die Vorsitzende der Delmenhorster Tafel, Walburga Bähre, weist dies entschieden zurück: „Wir haben bereits eine Buchhaltungssoftware. Die Daten werden an einen Steuerberater geliefert, der die Lohnbuchhaltung macht und den Jahresabschluss erstellt.“
Darüber hinaus hatte sich die Tafel bereits bei früheren Verhandlungen gegen eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem DRK ausgesprochen. Grund seien ungeklärte Fragen: „Wie soll dadurch die rechtliche Eigenständigkeit der Tafel als eingetragener Verein erhalten bleiben? Und wer garantiert den Erhalt der steuerlichen Anerkennung als gemeinnütziger Verein durch das Finanzamt?“, nennt Bähre die Bedenken.
Die Fraktionen äußern sich
Mitte der Woche mischte sich die Delmenhorster Politik ein. Kristof Ogonovski (CDU) verschickte eine gemeinsame Pressemitteilung der Fraktionen von CDU, FDP und Bündnis 90/Die Grünen. Demnach habe es jüngst bereits parteiübergreifend Gespräche mit Oberbürgermeisterin Petra Gerlach und Vertretern ihrer Fachverwaltung gegeben, um eine konstruktive Lösung für die Tafel Delmenhorst zu finden. „An den Gesprächen waren neben dem Vorstand des betroffenen Vereins, auch die vertretenden Parteien im Ausschuss für Soziales und Gesundheit sowie externe Unterstützer beteiligt“, betont Ogonovski. Alle Beteiligten seien sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst.
Darüber hinaus nutzten die Politiker die Pressemitteilung allerdings auch dafür, um Kritik zu üben. „Das Vorgehen des Vorstandes der Tafel Delmenhorst ist aus unserer Sicht nicht zielführend. Im Gegenteil, es besteht die berechtigte Gefahr, dass die externen Unterstützer abspringen und der Verein ohne ein tragfähiges Konzept dasteht. Dieses wiederum birgt die Gefahr der Auflösung der Tafel“, heißt es in der Mitteilung. Man erwarte vom Vorstand der Tafel Delmenhorst, dem Gesprächsangebot nachzukommen und mit dem Ausschuss für Soziales und Gesundheit über die Lösungsmöglichkeit der Stadt Delmenhorst zu sprechen.
Ein Gespräch soll Anfang November stattfinden
„Wir hoffen, die Ausgabe in Delmenhorst fortsetzen zu können. Dafür ist aber eine sofortige Entscheidung über die finanzielle Unterstützung der beteiligten Kommunen erforderlich“, verkündet Bähre.
Um über eine fundierte Lösung zur Fortführung der Arbeit der Tafel zu sprechen, hat Oberbürgermeisterin Petra Gerlach je zwei Vertreter des Vereins und vom DRK-Kreisverband Delmenhorst für ein vertrauliches Gespräch für kommenden Dienstag, 1. November ins Rathaus eingeladen.