Jetzt noch einen Gin, einen besonderen Gin, einen Fashion-Gin. Die Flasche steht schon bereit, auf einem schneeweißen Tisch, dahinter drei Modepuppen. „RI 5.0 – Filled with Style“ steht auf dem Etikett der Flasche.
Ein Geburtstagsgeschenk, mit dem sich Jens Ristedt selbst beglückt. Denn das Modehaus Ristedt, eine Institution in der City, wird 155.
Gemeinsam mit der Bremer Brennerei Hausberg hat er den Gin entwickelt, jetzt bietet er die Style-Spirituose seinen Kundinnen an, die Halbliter-Flasche für knapp 40 Euro. „Das soll nur der erste Schritt sein“, kündigt der Alleingesellschafter und Geschäftsführer des Modehauses an. Der 54-Jährige plant eine Fashionbar. „Zusätzlich zur Mode soll eines Tages ein Eventbereich kommen“, kündigt er an.
Nicht die einzige Überraschung. Noch in diesem Dezember will Ristedt seinen Online-Shop eröffnen. Dort bietet er nicht nur Mode aus seinem City-Haus an. „Die Kundinnen können über den Online-Shop auch Termine für eine persönliche Beratung buchen und sich auch über unsere Hausveranstaltungen informieren“, sagt Ristedt.
Genau damit will er sich von den Filialketten abheben. „Wir laden zu Styling Days ein, zu Modeschauen oder am kommenden Mittwoch zu Weihnachtsgeschichten, gelesen vom Schauspieler Dirk Böhling und am Cello begleitet von Lynda Cortis“, erklärt Ristedt, setzt aber gleich hinzu: „Der Jubiläums-Weihnachtstermin ist schon ausgebucht.“
Trotz des Online-Shops gilt: „Unser Schwerpunkt bleibt der stationäre Handel“, versichert der Chef. Auch die Eröffnung von Filialen, etwa mithilfe von Franchisepartnern, hat er schon erwogen.
Sein Vorfahre in den 1920er Jahren betrieb in Bremen drei Geschäfte: in der Kaiserstraße, der Sögestraße und im Ostertorsteinweg. Doch Jens Ristedt beschränkt sich auf das Haus in der Ansgaritorstraße, 1963 gebaut mit einer Verkaufsfläche von rund 750 Quadratmetern und im Besitz der Familie Ristedt.
Eine Etage hat sie untervermietet an die Wirtschaftssenatorin; nicht unklug, ist Jens Ristedt doch auch Vorsitzender der City-Initiative, dem Zusammenschluss von Händlern und Unternehmen.
„Die Innenstadt muss sich neu erfinden“, meint Ristedt. Da dürfte ihm nicht nur die Wirtschaftssenatorin zustimmen. Bisher ist er gut durch die schwierigen Monaten gekommen, auch in den beiden abgelaufenen Corona-Jahren konnte das Modehaus schwarze Zahlen schreiben.
„Wir haben in dieser Zeit extrem an der Kostenschraube gedreht“, sagt der Chef. Doch jetzt musste auch er die Preise anheben, im Schnitt um sieben Prozent. Zu stark steigen die Kosten für Rohstoffe, Energie und Transport. Denn dem 155. Geburtstag sollen noch viele weitere folgen. Jens Ristedt will die Tradition fortsetzen, heißt er doch mit zweitem Vornamen Heinrich, wie alle männlichen Nachfahren des Firmengründers Heinrich Ristedt. „Heinrich“, sagt Jens Ristedt, „verheißt Glück.“