Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter, sind dabei chronisch krank oder auf medizinische Hilfe angewiesen. Doch gerade in ländlichen Gegenden fehlen Mediziner. Auch in Osterholz-Scharmbeck gibt es zu wenig Hausärzte. Dagegen will der Seniorenbeirat der Stadt etwas tun und hat zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) Stade eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Ärztemangel in OHZ“ ins Leben gerufen.
Erste Gespräche Mitte November
„Es kommen kaum noch Ärzte nach“, sagt Angelika Haase vom Seniorenbeirat. Sie ist die Koordinatorin der Gruppe. „Das Problem wollen wir jetzt selbst in die Hand nehmen und etwas tun.“ Wie genau der Beirat vorgehen will, steht allerdings noch nicht fest. Mitte November sollen erste Gespräche mit Verantwortlichen der Stadt und des Landkreises geführt werden. „Unser Vorhaben ist momentan noch ein kleines Pflänzchen, das aber in den kommenden Monaten wachsen soll“, sagt Haase. Sie war selbst als Psychotherapeutin tätig und kennt sich in der Ärztelandschaft gut aus.
Kapazitäten für bis zu zehn Hausärzte
Weitere Expertise kommt von Sören Rievers, dem Geschäftsführer der KVN Stade. Ein erstes Treffen fand im September statt. Dort berichtete Rivers, dass im hausärztlichen Planungsbereich Osterholz-Scharmbeck derzeit ein Versorgungsgrad von 88,60 Prozent vorläge. Dementsprechend könnten sich in diesem Gebiet bis zu 10,50 neue Hausärztinnen und Hausärzte niederlassen.
Landkreis gut versorgt
Ein grundsätzlich anderes Bild bietet dagegen die fachärztliche Versorgung im Landkreis Osterholz: Lediglich bei den Fachgruppen der Nervenärzte und der Psychotherapeuten gibt es freie Sitze. Bei allen anderen Facharztgruppen liegt der Versorgungsgrad bei mehr als 110 Prozent.
Strukturelle Veränderungen gefordert
Die ambulante Versorgung müsse sich strukturell verändern, um sie den Bedürfnissen der nachfolgenden Ärztegenerationen anzupassen, appelliert Rivers. Dieser Transformation sollen sich Gemeinden und Städte stellen, um ihrer Bevölkerung langfristig eine wohnortnahe ärztliche Grundversorgung bieten zu können. Denn schon lange beträfe der Ärztemangel nicht „nur abgehängte, kleine Gemeinden“ – er erreicht bereits die Kleinstädte. In strukturschwachen Gegenden kann die Nachbesetzungswahrscheinlichkeit einer Hausarztpraxis schnell bei nur noch rund 10 Prozent liegen. Ein Umstand, der in der Kreisstadt vermieden werden soll.