Weser Report: Frau Thalbach, Weihnachten bei Thalbachs heißt die Lesung, mit der Sie jetzt auf Tour gehen. Das Besondere daran: Sie treten gemeinsam mit Ihrer Tochter Anna Thalbach und mit ihrer Enkelin Nellie Thalbach auf. Wer hat das Programm zusammengestellt?
Katharina Thalbach: Das haben wir gemeinsam gemacht. Jeder von uns hat ja seine Lieblinge. So haben wir einen Pool an Weihnachtsgeschichten. Da gibt es so herrliche Sachen, aber man kann nicht immer alle vorstellen. Und wenn man zu Dritt ist, muss man auch auf eine Abwechslung achten. Da darf eine nicht wesentlich länger lesen als die anderen.
Wie feiern Thalbachs denn privat Weihnachten?
Klassisch, mit Weihnachtsbaum und Weihnachtsliedern. Ich bestehe darauf, Lieder zu singen. Mein Mann kocht, es gibt Gans mit Rotkohl und Klößen. Und es wird ein Feuerchen gemacht im Ofen. Wir können in die Flammen gucken und ins Kerzenlicht.
Mit Ihrer Tochter Anna und Ihrer Enkelin Nellie haben sie auch schon gemeinsam Theater gespielt. Brechen da keine Generationenkonflikte aus?
Das spielt bei der Arbeit nicht so die Rolle. Oft war es so, dass ich inszeniert habe. Da haben die Beiden natürlich akzeptieren müssen, dass ich der Boss bin. Aber ich glaube nicht, dass ich ihnen zu nahe getreten bin. Wenn etwas nicht passt, reden wir darüber. Das ist mit anderen Schauspielern ja auch so.
Oder geht dann eine der Beiden?
Nein, das ist noch nicht passiert. Vielleicht kommt es noch, wer weiß?
Sie spielen in sehr unterschiedlichen Stücken: Das reicht von Brecht bis zu Bibi & Tina. Wie schaffen Sie diese Bandbreite?
Das ist die Liebe zum Beruf. Das ist ja das Schöne daran, dass man nicht immer dasselbe machen muss, dass man von der Abwechselung lebt. Außerdem muss ich sagen, dass ich für Kinder besonders gerne spiele und lese. Kinder sind ein tolles Publikum.
Es gibt sicher anspruchsvollere Kinderstücke als Bibi & Tina.
Ich habe mit Detlev Buck „Hände weg vom Mississippi“ gedreht. Das ist für mich einer der ultimativen Kinderfilme. Er steht für mich auf derselben Stufe wie Astrid Lindgrens „Kinder aus Bullerbü“.
Sie haben bei der großartigen Helene Weigel gelernt. Welche Kernbotschaft ist für Sie bis heute besonders wichtig?
Disziplin. Das habe ich auch lernen müssen, weil sie sehr streng war. Aber Disziplin hat mir danach immer geholfen, ein unsentimentaler Umgang mit einem selbst. Selbstmitleid hat überhaupt keinen Sinn. Spielen ist Arbeit und als solche zu akzeptieren mit dem notwendigen Ernst, auch mit dem notwendigen Humor.
Wo spielen Sie inzwischen lieber: vor der Kamera oder auf der Bühne?
Ich muss auch ein bisschen darauf achten, wie die Angebote kommen. Es ist nicht so, dass man die ganze Zeit in einem großen Kaufhaus steht und sich alles aussuchen kann. Man ist schon ein bisschen auf die Angebote angewiesen, die kommen. Natürlich merke ich, wenn sich Sachen allzu oft wiederholen. Dann lasse ich die bleiben.
Wie hat Corona das Theater verändert?
Ich glaube, es ist schwierig geworden, Theater zu machen. Das hat viele Gründe, auch finanzielle, weil die Leute stärker aufs Geld achten müssen. Aber auch die lange Entwöhnung vom Theater macht sich bemerkbar. Erst durfte man gar nicht ins Theater gehen, dann nur mit Maske oder Abstand. Ich spiele wahnsinnig gerne live, weil man sofort merkt, ob das Publikum einen mag oder nicht.
Was machen Sie, wenn Sie auf der Bühne plötzlich merken, dass Sie nicht ankommen?
Ich verzweifle. Das ist mir zum Glück aber nicht so oft passiert, aber es sind schon harte Momente. Es ist dann wie beim Fußball: Man darf nicht mutlos werden, nicht das Vertrauen in einen selbst verlieren. Man muss kämpfen. Es ist immer wieder ein Kampf, selbst in den erfolgreichen Stücken.
Welche Projekte stehen für das nächste Jahr an?
Wir werden auf jeden Fall den „Orientexpress“ weiter spielen. Morgen kommt die Komödie „Extraklasse“ mit Axel Prahl und mit mir im ZDF. Davon drehen wir im nächsten Jahr wieder einen weiteren Teil. Dann haben wir in diesem Jahr den Roman „Miss Merkel“ von David Safier verfilmt. Wenn es gut läuft, werden wir einen zweiten Teil drehen. Außerdem stehen viele Lesungen an.