Walter Schmitz wird oft als „Veteran der Investmentbranche“ bezeichnet. Der 82-Jährige blickt auf rund sechs Jahrzehnte Erfahrung mit Aktien- und Fonds-Investments zurück. Foto: pv
Interview

„Viele Aktien werden unter Wert gehandelt“

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Investment-Veteran Walter Schmitz (82) über die Lage an den Börsen, seinen Optimismus und seine Investitionen.

Walter Schmitz wird oft als „Veteran der Investmentbranche“ bezeichnet. Zu Recht, denn der heute 82jährige blickt auf rund sechs Jahrzehnte Erfahrung mit Aktien- und Fonds-Investments zurück. Er hat in dieser Zeit mit und an den Börsen mehr erlebt als wohl jeder andere in der Branche. Ans Aufhören hat der Senior bislang keinen Gedanken verschwendet und wird dies auch künftig nicht tun. Im Gegenteil, Ende April legte er mit dem „All Stars 10 × 10“ seinen neuen Aktienfonds auf, in den er und seine Familie einen zweistelligen Millionen Eurobetrag investiert haben. Weshalb er dies getan hat und vieles andere erläutert er im Interview.

Herr Schmitz, nach dem Überfall Putins auf die Ukraine sah es ein paar Wochen lang so aus, als würden an den Börsen die Lichter ausgehen. In dieser Zeit haben Sie Ihren neuen Aktienfonds auf den Markt gebracht und einen zweistelligen Millionenbetrag darin investiert: Sind Sie ein Hasardeur?

Walter Schmitz: Als Spekulant, Zocker oder gar Hasardeur bin ich nicht bekannt. Ich investiere grundsätzlich langfristig, womit ich mindestens zehn Jahre meine oder noch länger.

Langfristig sind wir alle tot, lautet ein Börsen-Bonmots…

Wer so denkt, darf kein Sparbuch haben, kein Festgeldkonto, keine festverzinslichen Wertpapieren, kein Eigenheim und auch keine Aktien und keinen Aktienfonds. Stattdessen sollte er jeden Euro – für was auch immer – verjubeln.
Im Ernst: Wir wissen, dass die wenigsten von uns ausschließlich für sich selbst investieren, sondern die meisten für die nachwachsenden Generationen. Normalerweise leben die Kinder, Enkelkinder und Urenkel noch, wenn es uns nicht mehr gibt. Was ist falsch daran, ihnen den größten Teil des von uns geschaffenen Vermögens zu übergeben. So gesehen können „langfristige Investments“ auch schon mal ein paar Jahrzehnte dauern.

Gewinne in Hausse-Phasen

Unbestritten ist doch, dass dieses Jahr für Investoren bislang sehr problematisch war. Die Verluste des Deutschen Aktienindexes Dax oder des US-amerikanischen Standard & Poor‘s dürften bis Silvester nicht mehr aufgeholt werden.

Beim Investieren orientiere ich mich nicht an symbolträchtigen Daten bzw. Ereignissen wie das Ende ein es alten und den Beginn einen neuen Jahres. Aktienkurse können innerhalb kürzester Zeit deutlich fallen. Die anschließende Konsolidierung an den Börsen und der daraus resultierende Aufwärtstrend dauern oft viel, viel länger. In dieser Zeit kommt es meist zu einer sogenannten Bodenbildung, so der Fachbegriff, aus der dann erfahrungsgemäß über mehrere Jahre steigende Aktienkurse mit hohen Gewinnen resultieren.
Das dokumentiert übrigens eindrucksvoll der Chart des globalen Aktienindexes MSCI World. Dieser zeigt, dass die Verluste in den Baisse-Phasen während der sich anschließenden Zeiten mit Kursgewinnen, den Haussen also, mehr als nur wettgemacht wurden. Unter dem Strich sprangen da über die Jahre hohe Gewinne heraus.

Ein reichhaltiger Erfahrungsschatz ist zweifellos wichtig, um – möglichst richtige – Entscheidungen zu treffen. An der Börse wird die Zukunft gehandelt, also das Morgen und Übermorgen. Und nicht der heutige Tag und erst recht nicht der gestrige…

Das stimmt, und genau deshalb habe ich in den vergangenen Monaten investiert. Denn nach meiner Meinung ist die Stimmung unter den Investoren nach wie vor spürbar schlechter als die tatsächliche Lage.
In jüngster Zeit haben die Unternehmen ihre Bilanzen für das abgelaufene Quartal und die ersten neun Monate ihrer Geschäftsjahre vorgelegt. Viele Firmen waren und sind offenbar weiter auf Wachstumskurs – sowohl bei den Umsätzen wie auch bei den Gewinnen – und dies, wie es scheint, durchaus nachhaltig.
Zugegeben, nicht mehr so dynamisch wie in den Vorjahren. Aber für mich ist entscheidend, Stichwort: Zukunft, dass zahlreiche Unternehmen von hohen Auftragseingängen berichten oder aber von hohen Auftragsbeständen. Genau das sind die – meist höheren – Umsätze und Gewinne von morgen.
Nach wie vor werden, so meine Überzeugung, erstklassige Unternehmen an den Börsen deutlich unter Wert gehandelt. Die Abschläge betragen nach Berechnungen von Experten oft 20 Prozent, teilweise sogar 30 bis 40 Prozent. Sobald die Märkte dies erst einmal erkannt haben, dürften die Aktienkurse dieser Firmen spürbar zulegen. Genau deshalb haben wir der alten Kaufmannsregel folgend, wonach im billigen Einkauf der Gewinn liegt, in den vergangenen Monaten Millionen investiert.

„Strategie der Fonds ist transparent“

Ihr neuer Aktienfonds „All Stars 10 × 10“ ist erst ein gutes halbes Jahr alt. Er hat noch keine Historie und konnte demnach seine Qualitäten noch nicht so richtig unter Beweis stellen. Vor diesem Hintergrund sind Ihre darin investierten Millionen ein ordentlicher Batzen, vielleicht sogar ein zu großer?

Es gibt gute und, wie ich glaube, plausible Gründe für meine Investitionen in den Fonds. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass meine persönlichen Kunden und Hunderte von Anlageberatern dies genauso sehen.
Der erste Grund: Mit Dr. Hendrik Leber, Gründer und führender Kopf des Vermögensverwalters Acatis, haben wir einen der europaweit erfolgreichsten Portfolio-Manager an unserer Seite. Dr. Leber hat viele meiner Fonds verwaltet und dabei für die Anleger sehr gute Gewinne erzielt.
Der zweite Grund: Die Strategie des Fonds ist transparent, eindeutig und vor allem für private Anleger mit vergleichsweise wenig Erfahrung sehr eingängig. Gemeinsam mit dem Team von Dr. Leber habe ich zehn unterschiedliche und aussichtsreiche Anlagethemen herausgefiltert. Etwa die „Giganten“, die „Besten Dividendenzahler“ oder die „Gewinnträchtigsten Unternehmen“ sowie sieben weitere. Acht Experten aus dem Acatis-Management-Team wählen für jedes Anlagethema die aus ihrer Sicht zehn attraktivsten Unternehmen aus. Das Fonds-Portfolio kann somit höchstens 100 Aktien enthalten. Weil es einige Überschneidungen gibt, sind es in Wahrheit weniger.
Und: Wem würden Sie Ihr Geld anvertrauen? Jemandem, der selbst Millionen in seinen Fonds investiert hat? Oder jemandem, der nur seinen Job macht und ansonsten keinen müden Euro anlegt?

Mit welcher Rendite rechnen Sie „langfristig“, um nochmals auf Ihr Lieblingswort zurückzukommen?

Die Wertentwicklungen meiner früheren Fonds sind eine gute Orientierung für mich. Anleger haben mit ihnen im Jahresschnitt zwischen 8 und 10 Prozent Gewinn machen können. Bei unserem neuen Fonds sollte dies nicht anders sein.

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