Der RS-Virus trifft vor allem die Kinder stark. Foto: Pixabay
Kinderklinik

Kritische Lage in Kinderkliniken

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Wie die Atemwegserkrankung (RSV) die angespannte Situation verschlimmert

Nach fast drei Jahren Corona-Pandemie sprechen einige Wissenschaftler jetzt von einer Endemie. Die endemische Lage bedeutet dabei allerdings nicht, dass Corona vorbei ist. Das Gegenteil ist der Fall: Ähnlich wie die Grippe kann die Infektion immer wieder auftauchen.

Kinderklinik an der Überlastungsgrenze

Unlängst werden die Rufe aus den Kinderkliniken lauter, da sich dort die Lage zuspitzt. Immer mehr Kinder erkranken an dem RS-Virus (Respiratorisches Synzytialvirus), der Atemwegserkrankungen auslöst und im schlimmsten Fall zu einer Lungenentzündung führt. Die Lage erfordert ein langfristiges Lösungskonzept.

„Wir kritisieren, dass man seit Jahren vor einer solchen Überlastungssituation in den Kinderkliniken und -arztpraxen eindringlich gewarnt und Verbesserungen angemahnt habe“, erklärt Uwe Dähne, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes in Delmenhorst. Der Mangel an Fachkräften und die Auslastung würde die katastrophale Lage bestärken. Der Kinderschutzbund fordert nun ein finanzielles Notprogramm der zuständigen Entscheidungsgremien, um die Vollauslastung auszugleichen, und zusätzliche Betten auf den regulären und Intensiv-Stationen, um die erkrankten Kinder pflegen zu können.

Wie schlimm die Lage in den hiesigen Kinderkliniken derzeit ist, weiß die Niedersächsische Sozialministerin Daniela Behrens: „In den kinderärztlichen Stichprobenpraxen aus Niedersachsen stieg der Anteil der RSV-positiven Proben an allen getesteten Proben von fünf Prozent Anfang Oktober auf 30 Prozent Mitte November.“ Außerdem sagt sie, dass diese Zahlen derzeit nicht weiter ansteigen würden und somit der Höhepunkt erreicht sein könnte.

„Unsere 31 Kinderkliniken brauchen zu jeder Zeit größte Unterstützung. Und die bekommen sie von der Landesregierung im Rahmen unserer Möglichkeiten“, erklärt Behrens in einer eigenständigen Mitteilungen, womit sie indirekt eine Antwort an die Kritik des Kinderschutzbundes formuliert. Die Krankenhausplanung liegt laut Behrens in den Händen des Landes. Diese seien dafür zuständig, Investitionen zu tätigen, die beispielsweise Sanierungen und Baumaßen einschließt. Diese Investitionen würden bereits laufen und sollen jetzt erhöht werden.

Neue Gesetze und Auflagen

Zudem sei im Sommer ein neues Krankenhaus-Gesetz verabschiedet worden, welches die Kinderkliniken stärken soll. Behrens erkennt allerdings einen Schwachpunkt an: „Das Hauptproblem der Kinderkliniken liegt in der Betriebskostenfinanzierung durch den Bund. Hier haben wir im bisherigen Diagnosebezogenem Fallgruppen (DRG)-System zu niedrige Fallpauschalen.“ Klinken verdienen derzeit also zu wenig Geld für den Aufwand. Dies will der Bund jetzt mit neuen Gesetzen ändern. Eines dieser Gesetze sähe zum Beispiel höhere Erlöse für die Kinderheilkunde vor.

Auch im Bezug auf Personal soll es konkrete Verbesserungen geben. Im Rahmen der Konzertierten Aktion Pflege in Niedersachsen (KAP.NI) wurden bereits einige Maßnahmen umgesetzt und zusätzlich wird es einen Bonus für das Pflegepersonal in Höhe von einer Milliarde Euro geben.

Aufgrund der steigenden Infektionszahlen in Verbindung mit dem RS-Virus wurden PCR-Tests entwickelt, die eine Erkrankung frühzeitig erkennbar machen sollen.

Das DelmeKlinikum hat sich auf Nachfrage des Delmereports noch nicht zu einer Einschätzung im städtischen Kinderklinikum geäußert. Angesichts der derzeit angespannten Situation ist dies jedoch nachvollziehbar.

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