Die Vorarbeit begann schon im August, im Arbeitsministerium in Hanoi. Auf ihrer Vietnam-Reise umwarb Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt nicht nur Unternehmen, nach Bremen zu kommen. Sie wollte auch Pflegekräfte an die Weser holen. Dabei hilft jetzt die Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven. „Wir unterstützen das Projekt“, sagt Agenturchef Joachim Ossmann.
Auch aus Mexiko sollen demnächst Pflegekräfte nach Bremen kommen, um hier in Kliniken und Heimen zu arbeiten. Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp setzt schon seit langem Erzieherinnen aus Spanien in bremischen Kitas ein.
Fachkräftemangel wird sich verstärken
„Sicher ist, dass sich der Fachkräftemangel in diesem Jahr verstärken wird“, prognostiziert Ossmann. Nicht nur in der Pflege und der Erziehung. 2022 registrierte die Arbeitsagentur Bremen-Bremerhaven monatlich fast 10.000 offene Stellen, so viele wie noch nie seit der Fusion der Agenturen Bremen und Bremerhaven im Jahr 2013.
Um mehr Bewerber zu finden, setzt Ossmann „massiv auf die Qualifizierung“. Rund 23,5 Millionen Euro will die Arbeitsagentur dafür 2023 ausgeben, so viel wie 2022. Knapp 10.000 Personen beteiligten sich im vergangenen Jahr Monat für Monat an solchen Maßnahmen, knapp 2.500 davon konnten so ihren Berufsabschluss nachholen.
Trotz Corona und Ukraine-Krieg habe sich der Bremer Arbeitsmarkt 2022 „sehr robust“ gezeigt, sagt Ossmann. 39.015 Arbeitslose registrierte die Arbeitsagentur im Schnitt 2022. Das sind 2.325 weniger als 2021. Und das, obwohl sich 2022 auch ukrainische Flüchtlinge in Bremen arbeitslos gemeldet hatten. Ohne sie hätte die Zahl der Erwerbslosen im vergangenen Jahr bei durchschnittlich 37.698 gelegen und damit niedriger als 2019, dem letzten coronafreien Jahr.
Das gilt vor allem für die 15- bis 25-Jährigen. In der Gruppe sank die Zahl der Erwerbslosen 2022 gegenüber 2021 um 9,9 Prozent und damit stärker als die aller Arbeitslosen. Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit um 5,6 Prozent zurück.
Die Betriebe konnten nicht einmal alle Lehrstellen besetzen. Auch für das kommende Ausbildungsjahr, das im September 2023 beginnt, sei die Nachfrage nach Auszubildenden „jetzt schon auf einem sehr hohen Niveau“, wie Ossmann sagt. Im Frühjahr will er eine Kampagne starten, um junge Menschen für eine Ausbildung im Betrieb zu begeistern.