Sebastian Herbst ist Geschäftsführer des Roth Instituts, das Erkenntnisse aus der Hirnforschung ins Arbeitsleben überträgt.Foto: Lürssen Sebastian Herbst ist Geschäftsführer des Roth Instituts, das Erkenntnisse aus der Hirnforschung ins Arbeitsleben überträgt. Foto: Lürssen
Arbeitswelt

Mit Kollegen weniger Stress

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Warum die Rückkehr ins Büro schwer fällt und was Chefinnen und Chefs dagegen tun können

In Ruhe im Homeoffice arbeiten und den Stress des Büros gar nicht an sich herankommen lassen. Das wünschen sich seit der Corona-Pandemie immer mehr Beschäftigte.

Doch häufig ist das Gegenteil der Fall. Zu viel Homeoffice erhöht den Stresslevel bei Beschäftigten und macht sie auf Dauer krank – auch wenn die Mitarbeiter es selber vielleicht gar nicht so empfinden. Das sagt Sebastian Herbst, Geschäftsführer des Roth Instituts.

Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Die Unternehmensberatung mit Sitz in der Bremer Überseestadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen aus der Hirnforschung in die Praxis zu transferieren.

Etwa in Form von Vorträgen zu Stressmanagement, Training für Führungskräfte oder Beratungen, wie man Veränderungen in Unternehmen erfolgreich umsetzt (Change Management)

Eine wichtige Erkenntnis der Hirnforschung mit Wirkung auf die Arbeitswelt betrifft das Zusammenspiel der Hormone Cortisol und Oxytozin. Cortisol wird insbesondere in Stresssituationen ausgeschüttet. Oxytozin wird auch als Bindungshormon bezeichnet.

„Es wird benötigt, um Beziehungen eingehen zu können und wird gebildet, wenn wir mit anderen Menschen sozial interagieren“, erklärt Herbst. Gleichzeitig reguliere Oxytozin den Cortisol-Spiegel.

Direkter Kontakt zu Kollegen senke folglich den Stress-Level. Video-Konferenzen hätten diesen Effekt nicht. Ein Grund: Auf dem zweidimensionalen Bildschirm haben wir weit weniger Eindrücke als beim natürlichen 3-D-Blick.

„Non-verbale Kommunikation ist viel älter als Sprache. Sie ist tief in unseren Genen verankert“, sagt Herbst.
Dass sich dennoch viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am Heimarbeitsplatz wohl fühlen und nicht ins Büro zurückkehren möchten, erklärt Herbst mit einem anderen Effekt: der Routine. „Man spricht nicht umsonst von lieben Gewohnheiten“, sagt Herbst.

Bewegen wir uns in gewohnten Bahnen, schüttet das Gehirn Belohnungsstoffe aus. Veränderungen dagegen kosten Energie. „Unser Gehirn lässt Veränderungen deshalb nur zu, wenn die Nutzenaussicht größer ist als das Festhalten an der Routine“, formuliert der Berater.

Alle Persönlichkeitstypen ansprechen

Im Klartext: Will eine Führungskraft seine Mitarbeitenden zurückholen ins Büro, muss sie ihnen das schmackhaft machen.
Problem dabei: Für jeden Persönlichkeitstypen ist eine andere Nutzenaussicht attraktiv. Die Aussicht auf Ordnung und strukturierte Arbeit, die den gewissenhaften Typen anspricht, schreckt kreative Typen wahrscheinlich ab. „Es ist darum wichtig, dass Führungskräfte alle Persönlichkeitstypen ansprechen“, rät Herbst.

Laut Herbst wünschen sich nach unterschiedlichen Studien derzeit zwischen sieben und 20 Prozent der Beschäftigten, ausschließlich im Homeoffice zu arbeiten, Tendenz fallend. Umgekehrt wünschen nur sechs bis acht Prozent, ausschließlich im Büro tätig zu sein. „Die große Masse wünscht sich eine Kombination“, so Herbst.

Das hat auch Rückwirkungen auf die Gestaltung der Arbeitsumgebung. Man brauche sowohl Flächen für Stillarbeit, Bereiche, in denen man sich begegnen könne und Flächen für kreative Teamarbeit. Grundsätzlich gilt: „Die meisten Mitarbeiter ziehen für Stillarbeit das Homeoffice vor. Den Kreativworkshop führt man besser im Büro durch“, meint Herbst.

Sein Rat: „Büros müssen einladend sein.“ Moderne und angenehme Atmosphäre erreiche man über verwendete Materialien, Funktionalität und wertige Möbel. Dabei gelte es wieder zu bedenken, dass unterschiedliche Persönlichkeitstypen auch von unterschiedlichen Umgebungen angesprochen werden.

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