Lange hielten sich viele Drogenabhängige am Szenetreff neben dem Hauptbahnhof auf. Der neue Treff in der Friedrich-Rauers-Straße wird noch wenig akzeptiert. Foto: Schlie
Drogenabhängige

Weniger Süchtige am Bahnhof

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Die massiven Kontrollen der Polizei zeigen Ergebnis.Eine Suchtexpertin warnt, dass sich das Problem verschiebt

An nur einem Abend haben 100 Polizisten und Kräfte des Ordnungsdienstes am Hauptbahnhof 100 Personen kontrolliert, 52 Platzverweise erteilt und 14 Ermittlungen eingeleitet. „Wir werden die Anzahl der Einsätze am Hauptbahnhof massiv erhöhen“, kündigte Innensenator Ulrich Mäurer an. Das war im Juni. Der SPD-Politiker hielt Wort.

Das Ergebnis: Am Hauptbahnhof halten sich jetzt nur noch wenige Drogenabhängige auf, wie Mäurers Sprecherin Rose Gerdts-Schiffler bestätigt. „Das gilt insbesondere für die Straßenhandelszene. Die vielen polizeilichen Maßnahmen bleiben also nicht ohne Folgen“, bilanziert Gerdts-Schiffler.Auch die Parkhäuser in der Nähe des Bahnhofs würden regelmäßig kontrolliert, damit sich Süchtige nicht dorthin zurückziehen könnten, sagt die Sprecherin des Innenressorts.

Nicht weniger Abhängige

Die Ambulante Suchthilfe beobachtet ebenfalls, dass am Bahnhof weniger Süchtige zu sehen sind. „Unsere Streetwork hatte Schwierigkeiten, die Menschen zu finden“, sagt Geschäftsführerin Beatrix Meier, betont aber: „Es gibt nicht auf einmal weniger Abhängige. Eher ist es ein Verdrängungsprozess und eine Verschiebung des Problems.“ Die Abhängigen träfen sich jetzt in den Wallanlagen oder in Findorff, „wo sie dort Probleme machen“, sagt die Suchtexpertin.

In der Tat sieht sie in den vielen regelmäßigen Polizeieinsätzen einen Grund dafür, dass die meisten Süchtigen den Hauptbahnhof inzwischen meiden. Allerdings trage auch das nasskalte Wetter aktuell dazu bei, dass sich die Drogenabhängigen nicht mehr in großer Zahl dort aufhielten.

Langer Atem benötigt

„Ob es im Sommer wieder anders aussieht, können wir nicht sagen“, meint Meier. Letztlich brauche man akzeptierte Räume, in denen sich die Abhängigen aufhalten könnten. Das bringe langfristig etwas. Die politischen Prozesse seien aber lang und verzögerten sich ständig, kritisiert die Suchtexpertin.

Auch das Innenressort ist insgesamt noch nicht zufrieden mit dem Ergebnis. „Deswegen lassen wir mit unseren Anstrengungen auch nicht nach“, sagt Gerdts-Schiffler.
Denn eine unbestimmte Anzahl an Personen halte noch sehr am Bahnhofsbereich fest und verlagere sich nicht in Richtung des neuen Aufenthaltsorts in der Friedrich-Rauers-Straße. „Hier“, so die Sprecherin, „brauchen wir einen längeren Atem.“

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