Den Regionalverband Bremen-Verden der Johanniter leitet Andreas Setzer seit April 2020. Zuvor arbeitete er 27 Jahre lang für Banken, zuletzt für die Commerzbank.Foto: Schlie Den Regionalverband Bremen-Verden der Johanniter leitet Andreas Setzer seit April 2020. Zuvor arbeitete er 27 Jahre lang für Banken, zuletzt für die Commerzbank. Foto: Schlie
Interview

„Wir planen mehr Kitas“

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Johanniter-Regionalvorstand Andreas Setzer über neue Projekte in Bremen

Weser Report: Herr Setzer, Ihr jüngstes Projekt ist die Kinderambulanz, die die Johanniter gemeinsam mit dem Arbeiter-Samariter-Bund am Brill betreiben. 60 Kinder können dort täglich behandelt werden, in der ersten Woche kamen insgesamt allerdings nur 29. Warum ist das Interesse so gering?

Andreas Setzer: Zum Glück verläuft die Grippesaison nicht so schlimm, wie wir befürchtet haben. Hinzu kommt, dass viele Anfragen bereits im Vorfeld durch die telefonische medizinische Beratung geklärt werden konnten. Wir vermuten aber, dass sich die Lage zum Februar hin verschlimmern könnte und dann mehr Kinder kommen werden.

Bei ihrem Amtsantritt vor drei Jahren hatten Sie angekündigt, dass die Johanniter auch in Bremen Kitas betreiben wollen. Wie weit sind Sie da?

Am 1. Dezember haben wir unsere erste Kita in Bremen eröffnet, in Huckeriede. Ich hoffe, dass wir die zweite noch in diesem Jahr eröffnen können. Insgesamt wollen wir in den nächsten zwei Jahren vier Kitas in Bremen betreiben: neben Huckeriede in Osterholz, Hemelingen und Bremen-Nord.

Auch ins Service-Wohnen wollten Sie einsteigen?

Im Tabakquartier planen wir in einem Neubau mit 26 Wohnungen für Ältere, die dann einen Service in Anspruch nehmen können. Der reicht vom Concierge bis zur ambulanten Pflege. 2025 könnten die ersten Mieter einziehen. In Cuxhaven betreiben wir ein ähnliches Projekt, aber für Bremen ist das im Tabakquartier unser erstes. In der Neustadt und in Walle bieten wir etwas Ähnliches an; dort treten wir aber nicht als Investor auf, sondern ausschließlich als Kümmerer. Unseren Service nutzen dort auch die Menschen aus dem Stadtteil.

Wie entwickelt sich der Hausnotruf?

Die technische Entwicklung geht weg vom klassischen Armband mit Notruf-Knopf hin zu smarten Lösungen wie einer Smartwatch. Hierfür bedarf es eines noch größeren flächendeckenden Einsatzdienstes, der mit eigenen Kräften bei einem Notruf rausfährt.

Woher bekommen Sie denn die Fachkräfte für die Kitas? Andere Träger, auch die Stadt, haben große Probleme, welche zu bekommen.

Das ist eine große Herausforderung. Doch aufgrund unseres Bewerbungsmanagements können wir sagen: Die Stellen bekommen wir besetzt. Wir kooperieren auch mit einer Firma, die uns Erzieherinnen und Erzieher aus Spanien vermittelt. Die haben dort studiert, sind hochqualifiziert, finden in Spanien aber keine Arbeit.

Wie ist denn das Interessen generell, sich bei den Johannitern zu engagieren?

Im Regionalverband Bremen-Verden haben wir derzeit 260 Vollzeitstellen für Hauptamtliche und knapp 300 Ehrenamtliche. Wir bekommen auch Bewerbungen von Menschen, die in den Corona-Testzentren und Impfzentren gearbeitet haben. Schwieriger ist die Suche nach Pflegekräften.

Während der Pandemie fielen die Großveranstaltungen aus, bei denen die Johanniter sonst eingesetzt werden, andererseits haben sie in Testzentren und Impfstellen gearbeitet. Wie wirkt sich das finanziell aus?

Der Ausfall der Großveranstaltungen wurde kompensiert durch den Einsatz in den Test- und Impfstellen. Inzwischen sind die Großveranstaltungen wieder angelaufen. Beim Deichbrand 2022 etwa waren rund 680 Helfer aus ganz Deutschland im Einsatz.

Spenden die Menschen trotz steigender Preise noch?

In Anzahl und Höhe sind die Bremerinnen und Bremer beim Spenden unfassbar toll, vor allem wenn es um konkrete Projekte geht. Aktuell haben wir viele Spenden für den Kältebus und die Ukraine-Hilfe bekommen.

Welche neuen Projekte planen Sie in nächster Zeit noch?

Unser Kältebus fährt jetzt das ganze Jahr hindurch und nicht nur in der kalten Jahreszeit. Außerdem wollen wir zwei weitere Busse anschaffen, einen Foodtruck, aus dem die Ehrenamtlichen die Mahlzeiten verteilen können, und ein Arztmobil, um die Versorgung von Obdachlosen zu verbessern. Für die zwei zusätzlichen Busse werden wir Geld und damit Spenden brauchen.

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