Ein Jugendlicher verprügelt eine Katze, soll sie sogar mit einem Bügeleisen verletzt und getötet haben. Auf einem anderen Video ist zu sehen, wie der Ganderkeseer einen Hund schlägt und anschreit. Ein weiterer Clip zeigt, wie er eine Katze streichelt, die eine große, offene Wunde mit Hautfetzen entlang des gesamten Rückens hat.
PETA und Polizei greifen durch
Ende vergangenen Jahres erhielt die Organisation „People for the Ethical Treatment of Animals“ (PETA) zahlreiche Whistleblower-Meldungen mit Links, Videos und Screenshots zu den Vorfällen. Die verschiedenen Videos zeigen darüber hinaus auch häusliche Gewalt innerhalb der Familie. PETA meldete den Fall umgehend dem Veterinäramt und dem Jugendamt des Landkreises Oldenburg sowie der Polizeibehörde Ganderkesee. Dazu äußert sich Albert Seegers, Pressesprecher der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch: „Die Videos wurden im November 2022 über die sozialen Medien verbreitet. Einige dieser Videos waren der Polizei bereits bekannt.“ Entsprechende Ermittlungen wegen des möglichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz seien erstmals bereits 2021 eingeleitet worden. Zusätzlich baten die Ermittlungsbehörden die Öffentlichkeit solche brutalen und verstörenden Filme nicht zu verbreiten.
„Aktuell ermitteln wir gegen die Familie wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und auch wegen des Verdachts der Körperverletzung“, sagt Seegers. Das Material liegt der Staatsanwaltschaft Oldenburg vor. Zusätzlich besuchten Polizeibeamte gemeinsam mit dem sozialpsychiatrischen Dienst des Landkreises Oldenburg die Familie in Ganderkesee. Das Veterinäramt informierte man ebenfalls.
Die Tierschutzorganisation PETA appelliert an die Veterinärbehörde, ein Tierhalteverbot gegen alle Beteiligten zu verhängen und eventuell noch in dem Haushalt befindlichen Tiere zu retten. Die Organisation hat ebenfalls Strafanzeige gegen den Jungen erstattet.
Tierquälerei bei Kindern ist ein Warnsignal
„Wir sind geschockt von der Grausamkeit der Taten, die der Jugendliche insbesondere an seiner Katze verübt hat“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. Es habe den Eindruck, dass er nie gelernt habe, respektvoll und mitfühlend mit anderen Lebewesen umzugehen. „Die Verletzungen, die der Teenager der Katze zugefügt hat, haben das Tier nicht nur in Todesangst versetzt, sondern ihm natürlich auch extreme Schmerzen bereitet und es vermutlich das Leben gekostet“, beklagt Moll. In der Regel sei Tierquälerei bei Kindern ein Warnsignal und sollte niemals ignoriert werden. Nach intensiven Recherchen der Tierschutzorganisation würden diese Kinder oft selbst Gewalt im häuslichen Umfeld erfahren und die Folgen ihres seelischen und körperlichen Missbrauchs und der entstandenen Leere sowie Langeweile auf schutzlose Tiere übertragen.
„Eltern stehen in der Verantwortung, ihren Kindern einen respektvollen Umgang mit allen Lebewesen beizubringen. Auch die Lehrkräfte in den Schulen haben die Pflicht, Mitgefühl für andere zu vermitteln – egal ob für Mitschüler, das Haustier oder andere Lebewesen. Erwachsene haben eine Vorbildfunktion“, sagt Sophie Burke, PETA-Pressereferentin.
Tierschutzgesetz
Die Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch hat 2021 im gesamten Zuständigkeitsbereich 23 Verstöße gegen das Tierschutzgesetz verzeichnet (2020: 34, 2019: 47, 2018: 52, 2017: 34).
Tierschutzgesetz (Paragraf 17): Mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstraße wird bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.