Marina Becker-Kückens und Martin Brinkmann (r.) vom RUZ-Vorstand mit Waldpädagoge Mark Pietyra: Über 100 Waldkurse verbuchte das Team 2022. Foto: Konczak
Jahresrückblick

RUZ legt wieder richtig los

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Umweltbildungszentrum Hollen blickt auf erfolgreiches Jahr zurück / Fast 1.000 Kurse

„Wir sind gut durch die Coronazeit gekommen und konnten 2022 wieder loslegen“ – Marina Becker-Kückens und ihr Team vom Regionalen Umweltbildungszentrum (RUZ) Hollen blicken zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. Zwar hatte die Geschäftsführerin gehofft, dass die Zahl der durchgeführten Veranstaltungen seit Beginn 1996 erstmals die 1.000er-Marke sprengt, was mit insgesamt 905 Kursen vom RUZ Hollen gemeinsam mit dem Standort in Huntlosen zwar nicht ganz gelungen ist. Dennoch: Der Erfolg kann sich sehen lassen, denn die Zahl bewegt sich wieder auf Vor-Pandemie-Niveau. 2019 gab es mit 911 die bislang meisten Umweltbildungskurse, danach folgte der coronabedingte Einbruch auf 399 (2020) und 503 (2021). Insgesamt 14.000 Kinder wurden 2022 mit den Angeboten des RUZ erreicht.

Während in Hollen regelmäßig Schüler aus Delmenhorst, Ganderkesee und Hude zu Gast sind, bedient der Lernstandort Huntlosen den südlichen Landkreis Oldenburg. Dass das diesjährige Ergebnis die 1.000 noch nicht durchbrochen hat, dürfte einen bestimmten Grund haben. „In den ersten drei Monaten durften wir als außerschulisches Lernangebot noch nicht wieder in die Kitas“, sagt Becker-Kückens. Normalerweise besucht das RUZ Kitas, um dort Energiesparprojekte durchzuführen. Ab der Grundschule kommen die Kinder dann ans Umweltbildungszentrum, um verschiedene Themen wie Ernährung, Klimaschutz, Energie, Landwirtschaft, Naturwissenschaften, Wald und Natur zu behandeln.

Die Insektenwelt online erleben

Das Thema Energiesparen ist zwar derzeit in aller Munde, aber das hat das RUZ ohnehin seit Jahren im Sinne des Klimaschutzes „auf dem Zettel“. Auch die Insektenwelt wird von immer größerer Bedeutung. Neue Materialien dazu werden laut Becker-Kückens gut angenommen. 37 Termine verbuchte das Thema „Faszination Insekten“ in der warmen Jahreszeit. Der große Insektenschutz-Schaugarten auf dem Gelände kann nun auch digital besucht werden. Auf insektenschutzakademie.de können Interessierte einen 3D-Rundgang mit nützlichen Tipps und Infos unternehmen. Dabei erhalten sie viele Anregungen, wie sie ihren eigenen Garten insektenfreundlich gestalten können.

Möglich wurde die dreidimensionale Erfassung durch Timo Vetters Firma – was diesen wohl vor eine kleine Herausforderung stellte, denn die Natur hat eben keine klaren Linien und Abgrenzungen wie ein Innenraum. „Der Garten hat komplexe Strukturen. Es ist nicht ganz einfach, die Einzelaufnahmen zu verbinden“, so Martin Brinkmann vom RUZ-Vorstand. Aber es hat funktioniert, und so wurde der Insektenschutz-Schaugarten bislang im Frühsommer und im Herbst gelaufgenommen. Ziel ist es, ihn in allen vier Jahreszeiten zu zeigen – einschließlich Tipps, wie man in der jeweiligen Zeit den Insekten helfen kann.

Apropos online: Auch die Hybridvorträge haben sich voll bewährt. Zusätzlich zu den Besuchern vor Ort waren bis zu 50 Zuhörer live daheim am Bildschirm mit dabei – viele auch von weiter weg. Über die Social-Media-Kanäle Facebook und Instagram werden zudem auch viele jüngere Menschen erreicht.

100 Waldkurse in 2022

Einen weiteren Draußen-Lernort kann das RUZ-Team seit September nutzen: Die neue Remise ist fertig, die ersten Apfelkurse konnten dort schon stattfinden. „Draußen“ ist auch das Zauberwort, das in den vergangenen Pandemiejahren großgeschrieben wurde. Waldpädagoge Mark Pietyra gehört seit 2016 freiberuflich zum RUZ-Team und geht regelmäßig vom Frühjahr bis zum Herbst mit Grundschülern in die Natur. Allein 100 Waldkurse gab es im vergangenen Jahr. Nachdem das Stenumer Holz zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und man nicht mehr ohne Genehmigung Schulklassen hineinführen kann, ist der Mittelhoop seit Anfang des Jahres das neue Ziel.

Das Waldgebiet liegt ganz in der Nähe des RUZ. „Es ist wichtig, dass es solche Angebote gibt. Die Kinder haben danach gelechzt“, hat Pietyra besonders nach der Lockdown-Zeit festgestellt. Gerade für die Stadtkinder aus Delmenhorst sei der Gang in die Natur immer ein Erlebnis, viele seien zum ersten Mal überhaupt in einem Wald. Allein der Gang dorthin sei ein Ereignis für sich. Manche Kinder wüssten beim Vorbeimarschieren an einer Koppel nicht einmal, dass es sich bei den Tieren um Pferde handelt. Mit Huder Schulen wird zudem gern das Reiherholz besucht, mit den Falkenburger geht es in den nahen Hasbruch, mit den Delmenhorstern auch in den Tiergarten.

Der Wald als Erlebniswelt

„Es ist immer wieder schön zu sehen, wie schnell sie ankommen und den Wald als Erfahrungswelt wahrnehmen“, erzählt der Waldpädagoge, der selbst zwei Kinder hat und in Delmenhorst wohnt. Dabei geht es um ganz einfache Dinge. Mal Erde in die Hand nehmen, einen Käfer über die Hand krabbeln lassen oder ein Tipi bauen. Und auch das Miteinander, das während der Coronazeit gelitten hat, wird hier wieder aufgegriffen. Pietyra hofft, dass die Kinder den Wald als Freizeitraum wahrnehmen und ihre Motivation zuhause in die Familie weitertragen.

Weitere Informationen zum Angebot des RUZ Hollen gibt es auf ruzhollen.de.

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