Vivian Meyerdierks (mitte) ist Ausbilderin bei Bäcker Behrens und hat für alle ein offenes Ohr, wie auch Florian Dürkop und Nina Janz bestätigen. Foto: Roskamp
Immer wieder, so scheint es, fließen bei Bäcker Behrens Tränen. Freudentränen, muss man natürlich hinzufügen, denn Auszubildende finden hier einen Betrieb, der sich der Bedürfnisse der zukünftigen Fachkräfte annimmt. Dies wurde jüngst mit einer Auszeichnung von der Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven bedacht.
Das sogenannte Zertifikat für Nachwuchsförderung 2022 wurde der Bäckerei Behrens verliehen, weil dort unter anderem eine duale Berufsausbildung möglich sei, Auslandsaufenthalte und Führerscheine gefördert werden und man sich außerdem traue, eine Teilzeitausbildung anzubieten, argumentiert Joachim Ossmann, Vorsitzender der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven. Die Teilzeitausbildung komme besonders jungen Müttern entgegen, so Ossmann weiter.
Zurück zu den Freudentränen
Was auch zurück zu den Freudentränen führt. Nina Janz ist eine junge Mutter. Während sie ihre Ausbildung bei Behrens allerdings in Vollzeit macht, leistet der Bäckereibetrieb Unterstützung bei der Anfahrt Janz‘. „Durch die ansteigenden Spritpreise hätte ich das sonst finanziell nicht geschafft“, sagt sie. Eine weitere Auszubildende war derart überrascht, eine Stelle bei Behrens zu bekommen, dass sie und ihre Eltern ebenfalls in Tränen ausgebrochen sind. Die junge Frau ist wie ihre Eltern gehörlos. Von anderen Stellen soll sie immer nur gehört haben, dass sie zeitlebens in einer Behindertenwerkstatt arbeiten werde, erinnern sich Yvonne und Timo Behrens, die die Bäckerei leiten.
„Zusammenhalt steht an erster Stelle“, sagt Vivian Meyerdierks, Ausbilderin im Betrieb. Sie hilft unter anderem bei Nachhilfe, Schulungen und Berichtsheften und unterhält WhatsApp-Gruppen mit allen Lehrjahrgängen. „Bei meiner Zwischenprüfung hatte ich spät Nachts noch eine Frage, nach fünf Minuten bekam ich schon eine Antwort mit Tipps“, erzählt Janz von einem Beispiel, das deutlich macht, wie viel Wert Meyerdierks auf gute Kommunikation und Erreichbarkeit legt.
Nachhilfe in der Schule nimmt Florian Dürkop in Anspruch, Mathematik ist nicht sein Fall. Dafür kennt er sich hervorragend mit Kaffeemaschinen aus, hat unter anderem eine winterliche Cappuccino-Variante mit Zimtstange entwickelt.
Gegen den Fachkräftemangel
Behrens wirke dem Fachkräftemangel aktiv entgegen. Pro Lehrjahr gäbe es zwischen fünf und sieben Auszubildenden und durch die zahlreichen Möglichkeiten, die der Betrieb bietet, haben „auch junge Leute eine Chance, die es schwerer haben“, so Ossmann. Seitdem der Betrieb vor sechs Jahren angefangen hat, Teilzeitausbildungen zu ermöglichen, gab es fünf Auszubildende, die diese Möglichkeit wahrgenommen haben.
„Ein Handwerk zu lernen bedeutet, etwas mit den Händen zu schaffen, täglich ein Ergebnis zu sehen und anderen damit eine Freude zu bereiten. Diese ehrbaren Berufe, sei es das Bäckerhandwerk, oder auch jedes andere sind wichtig für unsere Gesellschaft. Wir können diesen Berufsstand nur erhalten, wenn wir Fachkräfte ausbilden und hierauf ein besonderes Augenmerk haben. Dass unsere Bemühungen mit dem Zertifikat für Ausbildung nun gewürdigt werden – darüber freuen wir uns sehr“, sagte Yvonne Behrens.
