Reiner Berlips (49) ist seit 2021 Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes, der die Interessen der knapp 1.200 ehren- und hauptamtlichen Feuerwehrleute im Bundesland Bremen vertritt. Gleichzeitig ist er seit 2021 auch Bereichsführer der Freiwilligen Feuerwehr, in der er ist er seit rund 30 Jahren aktiv ist. Foto: pv Reiner Berlips (49) ist seit 2021 Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes, der die Interessen der knapp 1.200 ehren- und hauptamtlichen Feuerwehrleute im Bundesland Bremen vertritt. Gleichzeitig ist er seit 2021 auch Bereichsführer der Freiwilligen Feuerwehr, in der er ist er seit rund 30 Jahren aktiv ist. Foto: pv
Interview

Reiner Berlips: „Wir brauchen Verbindlichkeit“

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Warum der Landesfeuerwehrverband höheres Tempo bei Beschaffung und Neubau fordert

Weser Report: Wie ist der Zustand der Bremer Feuerwehr?

Reiner Berlips: Gut, aber nicht ausreichend gut. Insbesondere im Bereich der Freiwilligen Feuerwehren schieben wir seit Jahren Probleme vor uns her.

Welche sind das?

An vielen Stellen haben wir alte Liegenschaften. Auch der Fahrzeugpark ist nicht in dem Zustand, wie er sein sollte. Das sind nicht die Rahmenbedingungen, um alle Aufgaben wahrnehmen zu können und damit die Ehrenamtlichen und insbesondere neue Mitglieder Freude an ihrer Tätigkeit entwickeln können.

Bitte konkretisieren Sie das. Wie viele Wachen sind betroffen?

Wir haben vier Gerätehäuser, die relativ neu sind. Farge ist vor zwei Jahren fertiggestellt worden, Lehester Deich ist etwa acht Jahre alt, die Wache in der Neustadt ist deutlich älter, aber noch in einem guten Zustand. Dann haben wir zwei kleinere Gerätehäuser in Borgfeld und in Mahndorf, die auch okay sind und die heutigen Ansprüche noch erfüllen. Bei allen anderen wir es dann schon knapp.

Welche Ansprüche erfüllen die alten Gerätehäuser nicht mehr?

Das muss man immer ein bisschen differenziert sehen: Einerseits den Bereich der Aufenthalts- und Schulungsräume und andererseits den der Fahrzeughallen. Die Fahrzeughallen sind nicht mitgewachsen mit den Fahrzeugen. Das gibt Probleme in Länge, Breite und Höhe. In einigen Fällen ist es so eng, dass die Fahrzeuge nur mit eingeklappten Spiegeln rückwärts reingefahren werden können. Das ist nicht mit den vorgeschriebenen Sicherheitsabständen zu vereinbaren.

Im Bereich der Schulungs-, Sanitär- und Sozialräume muss auch nachgebessert werden. Teilweise können wir nur sehr schlecht die Trennung von Männern und Frauen darstellen. An vielen Standorten gibt es Behelfsmaßnahmen, damit sich die Frauen getrennt von den Männern umziehen können. An einigen Standorten fehlt es auch an Duschen, damit grundlegende hygienische Standards wie die Schwarz-Weiß-Trennung dann auch bei den Freiwilligen Feuerwehren umgesetzt werden können.

Gibt es ein Investitionsprogramm?

Tatsächlich nicht. Es gibt ein Strukturkonzept, das wir gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr 2011 erstmalig erstellt haben und das dann auch mit dem Senator für Inneres abgestimmt wurde. Es beschreibt die Einteilung und Ausstattung der Freiwilligen Feuerwehr in Bremen. Das ist dann auch der Bürgerschaft vorgestellt und von ihr beschlossen wurden.

Dort ist beschrieben, in welchem Rhythmus Fahrzeuge neu beschafft werden sollen und dort sind auch die Top-Highlight-Maßnahmen der Liegenschaften beschrieben worden. Wir haben uns damals das Ziel gesetzt, das Konzept alle fünf Jahre zu überarbeiten. Das haben wir 2017 erstmals gemacht und sind jetzt gerade dabei, das nochmal anzugucken.

Mit welchem Ergebnis?

Wir mussten feststellen, dass die Verabredungen, die wir hinsichtlich der Fahrzeugbeschaffungen und der Liegenschaften getroffen haben, nicht eingehalten werden. Da muss nachgelegt werden. Wir brauchen eine größere Verbindlichkeit, um da Geschwindigkeit rein zu bekommen.

Wenn wir im bisherigen Tempo weiter machen und uns alle sieben Jahre einen Standort anschauen, dann habe ich die große Sorge, dass uns von den 19 Standorten der Freiwilligen Feuerwehr einige hinten runter fallen, weil die Ehrenamtlichen sagen, dass sie unter diesen Bedingungen keine Lust mehr haben.

Gibt es dazu Signale von Seiten des Innensenators?

Wir haben grundsätzlich sehr positiv aufgenommen, dass der Innensenator und die Feuerwehr Bremen insgesamt in den nächsten ein bis zwei Jahren einen Brandschutzplan und damit den konkreten Bedarf ermitteln wollen. Damit können wir deutlich machen, dass wir kein Freizeitverein sind, der nur Menschen organisiert, die sonst nicht wissen, was sie in ihrer Freizeit machen sollen. Die Freiwilligen Feuerwehren sind ein ganz wichtiger Bestandteil in der Sicherheitsarchitektur dieser Stadt.

Ist das Nichteinhalten der Verabredungen aus dem Strukturkonzept eine reine Geldfrage oder scheitert die schnellere Umsetzung auch an anderen Hemmnissen?

Das ist erstmal eine Geldfrage. Wenn mehr Geld da wäre, würde es leichter fallen. Aber es ist auch ein strukturelles Problem mit dem Bremer Liegenschaftswesen. Immobilien Bremen kommt schlicht nicht hinterher, die verabredeten Dinge abzuarbeiten. Im Blockland etwa wird ein Fahrzeug in einer privaten Scheune untergestellt, weil eine Fahrzeughalle fehlt. Das ist abenteuerlich. Die Mittel für die Planung sind im ersten Quartal 2022 bereitgestellt worden. Immobilien Bremen ist beauftragt worden und die haben es bisher aus Kapazitätsgründen einfach nicht gemacht. Das ist für uns nicht nachvollziehbar. Wir haben den Eindruck, dass wir immer ein Stück zur Seite geschoben werden weil es heißt: „Ist ja nur die Freiwillige Feuerwehr.“

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