Das Kreishaus I ist alt, Landrat Bernd Lütjen bezeichnet es gar als „Energiefresser“. Bislang habe man zwar mit dem Wetter der vergangenen Monate Glück gehabt, so Lütjen weiter, dennoch habe man seinen Teil zum Sparen in der Energiekrise beitragen wollen, indem man die Arbeitszeiten vor Ort angepasst hat. Weitere Rück- und Ausblicke teilte Lütjen im Gespräch mit dem HAMME / WÜMME REPORT mit.
In Sachen Energieversorgung werden weiter Fortschritte gemacht, man wolle auf den Dächern der statisch geeigneten Liegenschaften Solarpanele installieren. Das soll in diesem und im folgenden Jahr passieren, die Mittel hierfür liegen bei insgesamt 840.000 Euro. Unter anderem bekommen das Oberstufengebäude des Gymnasiums Lilienthal und die IGS in Grasberg eine Photovoltaikanlage. Seit Frühjahr vergangenen Jahres gibt es im Kreishaus auch eine Klimaschutzmanagerin, ein Klimaschutzkonzept befindet sich aktuell in Arbeit.
Was den Ausbau und die Sanierung von Straßen angeht, weist Lütjen auf das regionale Problem des Moorbodens hin. Dieses in den Griff zu bekommen und so Landesstraßen auch für längere Zeit in optimalen Zustand zu überführen sei ein „teurer Spaß“. Für die K10 (Kirchdamm) zwischen Grasberg und Worpswede kommt eine Investitionssumme von mehreren Millionen Euro zusammen. „Das ist nur mit Landesunterstützung möglich“, so der Landrat.
Für diverse weitere Kreisstraßen liegen auch bereits Pläne zur Sanierung vor, meist handelt es sich jedoch nur um die Behebung von Sommerschäden. Einen Neubau bekommt indes die Brücke auf der K40 zwischen der Samtgemeinde Hambergen und Axstedt. Auch Radwege will der Landkreis sanieren. Weitere Maßnahmen zur Instandsetzung kann der Landkreis allerdings erst nach dem Ende des Winters und der Aufnahme der erfolgten Schäden entscheiden.
Ein weiteres Problem rund um das Thema Sanierungen und Neubauten: „Uns fehlen auch Ingenieure“, so Lütjen. Der Fachkräftemangel macht sich somit erneut bemerkbar.
Auch wünscht Lütjen sich eine größere Unterstützung vom Land. Der Haushalt für 2023 weist einen Fehlbedarf von 13,5 Millionen Euro auf, gleichzeitig werden die Ansprüche an die Kreisverwaltung immer größer. Für das Wohngeld und den damit zu erwartenden Verwaltungsaufwand wurde etwa ein zusätzlicher Sachbearbeiter eingestellt. Für solche und ähnliche Notwendigkeiten gäbe es schlicht unzureichenden Ausgleich.
Die Grundsteinlegung an den Berufsbildenden Schulen (BBS), der größten baulichen Maßnahme im Landkreis, ist fürs Frühjahr geplant. 2025 bis 2026 will Lütjen das Projekt abgeschlossen sehen. Saniert wird auch das Ensemble des Findorffmuseums, die Bildungsstätte Bredbeck bekommt ein neues Übernachtungshaus und das Kreiskrankenhaus vergrößert sich um eine Kurzzeitpflegeeinrichtung. Nachdem sich für letztere keine interessierten Betreiber von außen finden ließen, nahm der Kreis das Projekt selbst in die Hände.
„Die Welt geht nicht unter“, sagte Lütjen schließlich. Über ein Arbeiten außerhalb von Krisen würde er sich zwar freuen, blickt der Zukunft aber mit angemessenem Realismus entgegen. „Es werden noch viele Geflüchtete kommen“, meint er und betont gleichzeitig die Unterbringung in Turnhallen weiterhin nach Möglichkeit vermeiden zu wollen. Noch ist zum Beispiel in der Jugendherberge Worpswede Platz, die sich schon seit längerer Zeit bereit hält. Dass nun einige Zeit keine Geflüchteten gekommen seien, liege an der vorher ungleichen Verteilung, daher finde aktuell eine Entlastung statt.