Bislang werden ausgediente Ozeanriesen insbesondere in Asien auf Grund gesetzt und dort auseinander genommen. Foto: Pixabay
Recycling

Stahlwerk soll alte Schiffe fressen

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Der Hunger der Stahlindustrie nach Schrott wächst. Die Grünen sehen eine Chance für Bremen.

Die Grünen werden immer mehr zum Fan des Bremer Stahlwerks. Um den Industriebetrieb bei der Umstellung auf klimafreundliche Produktion zu unterstützen, setzt sich die Bürgerschaftsfraktion jetzt dafür ein, ernsthafte Pläne für die Ansiedlung einer Recyclinganlage für Schiffe auf Bremer Gebiet zu schmieden.

„Mit der Umstellung auf Lichtbogentechnologie wächst der Hunger auf Schrott“, sagt Robert Bücking wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen in der Bürgerschaft. Von derzeit 700.000 Tonnen pro Jahr könne sich der Bedarf auf Sicht verdreifachen. Was liegt da näher, als den Schrott in die Nähe des Stahlwerks zu holen? Etwa den von großen Schiffen, die das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben.

Wasserstrahl statt Schweißbrenner

Bislang würden solche Stahlgiganten hauptsächlich an den Stränden von Indien, Pakistan und Bangladesch zerlegt. Mit Schweißbrennern, für Niedriglöhne und unter lebensgefährlichen Bedingungen, beklagt Fraktionschef Björn Fecker. Statt den Schrott europäischer Schiffe um die halbe Welt zu schicken könnte das Geschäft auch in Bremen oder Bremerhaven gemacht werden. Und das deutlich umweltfreundlicher, mit Wasserstrahltechnik und Energie aus regenerativen Quellen.

Zwar gilt seit 2013 eine EU-Verordnung zum Schiffsrecycling, doch in Deutschland fehlt bislang ein zertifizierter Standort dafür. Doch das Interesse sei groß, haben die Grünen ausgemacht. Deshalb wollen sie aufs Tempo drücken. Der Senat soll die Grundlagen schaffen, damit private Investoren eine Schiffsrecyclinganlage im kleinsten Bundesland aufbauen können. Einen konkreten Standort haben die Grünen noch nicht im Auge.

Ideale Standortbedingungen

Die Standortbedingungen seien im Land Bremen ideal, meint Fecker. Erstens durch die Lage an der Nordsee. Zweitens durch die Anbindung der bremischen Häfen an das Netz der Binnenschifffahrt. Drittens durch die bestehenden Werft-Infrastrukturen. Viertens durch die Hütte als mögliche Nachfragerin des Schiffsstahls.

Um die Chance nicht verstreichen zu lassen, wollen die Grünen möglichst noch vor der Bürgerschaftswahl ein politisches Signal an die Verwaltung senden. Die soll dann möglichst schnell den Flächenbedarf ermitteln, potenzielle Standorte identifizieren und genehmigungsrechtliche Voraussetzungen klären. Daneben müssten natürlich noch Unternehmen gefunden werden, die überhaupt Interesse am Aufbau und am Betrieb einer solchen Anlage hätten.

Über die Finanzierung der erforderlichen Planungsaufgaben machen sich die Grünen wenig Sorgen. Das Projekt könne über die Fastlane „Dekarbonisierung und klimaneutrale Transformation der Wirtschaft“ aus dem Klimaschutzprogramm finanziert werden.

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