Die Büchereimitarbeiterin Bärbel von Minden erklärt mir das nachhaltige Prinzip der Saatgut­bibliothek. Die kann nur funktionieren, wenn die Kunden Saatgut zurückbringen.Foto: Konczak Die Büchereimitarbeiterin Bärbel von Minden erklärt mir das nachhaltige Prinzip der Saatgut­bibliothek. Die kann nur funktionieren, wenn die Kunden Saatgut zurückbringen.Foto: Konczak
Stadtbücherei

Bücher, Filme, Musik und nun auch Saatgut

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Die Saatgutbibliothek der Stadtbücherei ist ein Erfolgsprojekt / Pflanzentauschbörse geplant

„Das erste Jahr war ein voller Erfolg“, freut sich Bärbel von Minden. Sie hatte die Idee für eine Saatgutbibliothek in der Delmenhorster Stadtbücherei und betreut das Projekt seitdem. Viele der Büchereikundinnen und Kunden scheinen ihr Interesse am Gärtnern zu teilen, denn bereits kurz nach dem Start war das gesamte Saatgut verliehen.

Stadtbücherei verleiht Saatgut

Bis zu zwei Tütchen historisches, regionales Saatgut kann man mit seinem Mitgliedsausweis „leihen“. Die „Ausleihzeit“ beträgt etwa neun Monate. Vorgesehen ist, dass die Gartenfreunde die Samen in ihrem Garten oder auf dem Balkon aussähen, ihr angezogenes Gemüse ernten und danach einen Teil des gewonnenen Saatgutes wieder zurück in die Stadtbücherei bringen, um die nächste Ausleih-Saison zu sichern. „Das hat erstaunlich gut geklappt“, freut sich von Minden.

Nun, im zweiten Jahr, ist die Saatgutbibliothek noch besser bestückt. Wie wäre es mit einer Tomate namens „Roter Heinz“, Bohnen, Erbsen oder Salat? Aus Sicht von Büchereileiterin Ulrike Mensching trägt die Stadtbücherei mit dem Angebot aktiv an der Erhaltung alter Gemüsesorten bei und unterstützt die Pflanzenvielfalt in der Region. „Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit nehmen einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft ein.“

Tauschbörse für Pflanzen geplant

Im zweiten Jahr soll den Gartenfreunden noch mehr geboten werden. „Man kann sich für einen Flyer anmelden und bekommt dann praktische Tipps rund um sein Saatgut“, sagt von Minden. Darüber hinaus sind mehrere Veranstaltungen geplant – wobei die Planung noch nicht abgeschlossen ist. Vorstellbar sind Vorträge und eine Tauschbörse für Pflanzen.

Neu ist auch eine Kooperation mit dem Delmenhorster Hanse-Wissenschaftskolleg (HWK). Dem Institut ist es zu verdanken, dass am vergangenen Dienstag, Dr. Stefanie Sievers-Glotzbach, Professorin für Ökonomie der Gemeingüter an der Universität Oldenburg, in der Bücherei einen Vortrag über Saatgut und Klimaschutz gab. „Klimaschutz fängt bereits beim Saatgut an“, betont die Wissenschaftlerin. Deshalb sei die Kulturpflanzenvielfalt so wichtig.

„Bis in die 1950er Jahre gab es hierzulande rund 7.000 verschiedene Gemüsesorten. Mittlerweile sind 75 Prozent davon verschollen“, sagt Sievers-Glotzbach. Sortenzüchtungen, die traditionell in kleinbäuerlichen Strukturen und damit an die Region und das Klima angepasst betrieben wurden, befinden sich heute nahezu vollständig in der Hand weniger, global agierender Saatgutkonzerne. „Ihnen geht es um Profit, ungeachtet der Folgen für die Biodiversität und das Ökosystem“, so Sievers-Glotzbach.

Umso wichtiger seien Gruppierungen und Einzelpersonen, die sich für die Vielfalt des Saatgutes einsetzen. In der Saatgutbibliothek wird deshalb ausschließlich samenfestes Saatgut ohne geistige Eigentumsrechte verliehen.

Hanse-Wissenschaftskolleg: Öffentliche Vorträge

Bijan Kafi, Pressereferent beim HWK warb im Anschluss für einen thematisch passenden Vortrag. Prof. Dr. Ruth Freitag von der Universität Bayreuth referiert am 11. September im HWK am Lehmkuhlenbusch zum Thema „Bioabbaubares Plastik in Kompost und Gartenböden“. Detaillierte Infos zu diesem und allen weiteren öffentlichen Veranstaltungen am HWK findet man unter hanse-ias.de im Internet. Die öffentlichen Vorträge kann man nicht nur in Präsenz sondern auch von Zuhause oder unterwegs live unter hanse-ias.de/digital verfolgen. Anschließend stehen sie in der Mediathek zur Verfügung.

18. März: Ökologisch Gärtnern in der Markthalle

Wer sich für die ökologische Gartengestaltung interessiert, ist am kommenden Sonnabend, 18. März in der Markthalle willkommen. In der Zeit von 11 bis 16.30 Uhr werden Alternativen in den Handlungsfeldern Gartenbau und Ernährung vorgestellt. Mit dabei sind auch das Regionale Umweltzentrum Hollen, der Naturschutzbund Delmenhorst und mehrere Firmen, die thematisch passende Angebote vorstellen. Der Nabu bietet Blumensamen zum Mitnehmen für Bauerngärten und insektenfreundliche Gärten an. Es müssen entsprechende Behälter mitgebracht werden. Marita Blessing informiert über Grundsätzliches zum Thema Umwelt.

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