Im vergangenen Jahr stellte die Künstlerin Antje Schiffers in der Ausstellung „Im Widerstand, im Aufbau, in der städtischen Kantine“ in der Städtischen Galerie Delmenhorst die bestehenden Partnerstädte vor. Foto: Konczak
Städtepartnerschaft

Direkte Hilfe anstatt Symbole

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Stadtverwaltung sieht weitere Städtepartnerschaft als nicht realisierbar

Im Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen und zentrale Angelegenheiten wurde jüngst eine mögliche Städtepartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt diskutiert. Diese Kommune sollte nach Möglichkeit die ungefähre Größe von Delmenhorst und einen ähnlichen historischen Hintergrund als Industriestadt haben.

Zentrale Anlaufstelle in Deutschland für die Vermittlung von Kommunalpartnerschaften mit der Ukraine – auch von nicht-formalisierten sogenannten Solidaritätspartnerschaften – ist die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW). Dort begrüßt man bei jedoch, wenn bereits vor der offiziellen Partnerschaft zwischen den Städten eine Verbindung besteht. Die Stadt Delmenhorst hat bislang keine Verbindungen mit Städten in der Ukraine.

Zwei ukrainische Städte kommen in Frage

Eine Anfrage bei der polnischen Partnerstadt Lublin, die mehrere Partnerschaften mit Kommunen in der Ukraine unterhält, ergab darüber hinaus keine dem Antrag entsprechenden Kandidaten, die nicht bereits Partner in Deutschland haben.

Aus Sicht der SKEW erfüllen lediglich zwei ukrainische Städte die Wünsche der Delmenhorster Politik: Konotop im Nordosten mit 84.787 Einwohner (Stand 2021) sowie Nischyn im Norden mit 66.983 Einwohnern (Stand 2021).

Der Aufbau einer neuen Städtepartnerschaft, zumal unter Kriegsbedingungen, erfordert einen großen Aufwand. In der Stadt Dortmund etwa, die kürzlich gemeinsam mit der dort ansässigen Auslandsgesellschaft.de eine bundesweite Online-Konferenz ausrichtete, arbeiteten seit März 2022 durchgängig zwei Vollzeitkräfte an der Vorbereitung einer Solidaritätspartnerschaft mit einer Stadt in der Ukraine.

Fünf Städtepartnerschaften, eine Verantwortliche

In Delmenhorst ist lediglich Ute Winsemann in der Stadtverwaltung für Empfänge, Ehrungen und Städtepartnerschaften zuständig und damit bereits mit der Pflege der bestehenden fünf Partnerschaften voll ausgelastet. „Darüber hinaus erfordert eine lebendige Städtepartnerschaft unbedingt auch zivilgesellschaftliches Engagement“, gibt Winsemann zu bedenken. In der Bevölkerung habe das Interesse an Städtepartnerschaften jedoch stark nachgelassen. Seit 1976 hat Delmenhorst eine Partnerschaft mit Allonnes in Frankreich. 1979 folgte das dänische Kolding. Weitere Partnerstädte sind Eberswalde in Brandenburg (1990), Lublin in Polen (1992) und Borisoglebsk in Russland (1994). „Vereine und Verbände, etwa aus dem Sport- oder Kulturbereich, die früher selbstständig Treffen organisiert haben, haben diese überwiegend eingestellt und zwar bereits vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie“, so Winsemann. Neue Interessenten seien schwer bis gar nicht zu gewinnen.

Jürgen Waßer (CDU) erinnerte daran, dass 2002 im Verwaltungsausschuss beschlossen wurde, keine weiteren Städtepartnerschaften einzugehen. Aus Sicht der Stadtverwaltung sei den Menschen in der Ukraine eher geholfen, wenn man in Kooperation mit in der Ukraine tätigen Hilfsorganisationen Aktionen unterstützt. Dort kenne man die aktuell dringendsten Bedarfe in den verschiedenen Regionen des Landes. Seit Kriegsbeginn lieferte die Stadt Delmenhorster bereits einen Rettungswagen und ein Tanklöschfahrzeugs nebst Ausrüstung in die Regionen Butscha und Kiew.

Delmenhorst kümmert sich bereits um fünf Städtepartnerschaften. Foto: Konczak

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