Saftig grün soll er sein, dicht, gesund und widerstandsfähig. Doch zu Beginn des Gartenjahres macht der Rasen vor allem eines: eine Menge Arbeit. Denn der milde und vielerorts eher feuchte Winter hat seine Spuren in Form von Moosflächen und Rasenfilz hinterlassen. Die gilt es nun zu beseitigen und den Rasen gleichzeitig auf den Sommer vorzubereiten. Das bedeutet nicht zuletzt, ihn widerstandsfähig gegenüber Hitze- und Trockenperioden zu machen. Am Telefon verrieten Gartenprofis am 23. März ihre Tricks, wie der Rasen fit für den Sommer wird. Hier die wichtigsten Tipps im Überblick:
In meinem Rasen hat sich ungewöhnlich viel Moos gebildet. Wie bekomme ich es aus dem Rasen entfernt, ohne die Graspflanzen zu beschädigen?
Sabine Klingelhöfer (Gartenbauingenieurin, W. Neudorff GmbH KG): Zunächst stellt sich die Frage, warum sich so viel Moos gebildet hat. Liegt die Stelle im Schatten? Dann hat Rasen dort immer Schwierigkeiten. Bodendecker-Pflanzen sind dort die bessere Wahl. Vielleicht ist aber auch der Boden dauerhaft feucht, weil er verdichtet ist. Dann gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Erstens Vertikutieren – damit entferne ich das Moos erstmal. Allerdings ist der Erfolg aber nur von kurzer Dauer, wenn ich nicht auch an den Bodenbedingungen etwas ändere. Deshalb zweitens: Einen Rasendünger verwenden, der den Rasen so vitalisiert, dass er Moos verdrängt.
Was ist die richtige Reihenfolge bei der Rasenpflege?
Sabine Klingelhöfer: Zunächst prüfen Sie mit einem pH-Bodentest, ob der Rasen gekalkt werden muss. Da es keinen sauren Regen mehr gibt, ist das Kalken allerdings nicht mehr so häufig nötig. Erst dann wird zum ersten Mal gemäht. Anschließend bringen Sie einen organischen Dünger aus. Sollten Sie vertikutieren wollen, warten Sie damit mindestens zwei Wochen nach Ausbringen des Düngers. Mit diesem Programm wird ein grundsätzlich gesunder Rasen fit für den Sommer.
Worauf sollte ich bei der Auswahl des Düngers achten?
Sabine Klingelhöfer: Verwenden Sie auf jeden Fall einen hochwertigen organischen Rasendünger. Darin sind viel mehr Inhaltsstoffe enthalten als in den mineralischen Düngern. Hilfreich ist, wenn im Rasendünger Mykorrhiza-Pilze enthalten sind. Sie sorgen für eine bessere Toleranz bei Trockenheit. Zusätzlich sorgen bodenbelebende Mikroorganismen wie im Azet Rasendünger für mehr biologische Aktivität im Boden, sodass sich weniger Rasenfilz entwickeln kann.
Worauf muss ich achten, wenn ich Mykorrhiza-Pilze einsetzen will?
Sabine Klingelhöfer: Am einfachsten ist es, gleich einen Rasendünger zu verwenden, der schon Mykorrhiza-Pilze enthält. Damit verteilt man die Pilze automatisch auf der gesamten Rasenfläche. Nach dem nächsten Regen werden sie aktiv und gehen eine Lebensgemeinschaft mit den Rasenwurzeln ein, um diese mit Wasser aus dem Boden zu versorgen.
Soll ich den Rasen im Sommer etwas weniger kurz mähen?
Sabine Klingelhöfer: Unbedingt, denn ein etwas längerer Rasen bietet dem Boden Sonnenschutz, ähnlich wie Kleidung im Sommer die Haut vor den Strahlen schützt. Fünf Zentimeter sollte der Rasen daher in den Sommermonaten mindestens an Länge haben.
Mein Nachbar meint, man solle vor dem Vertikutieren düngen. Hat er Recht?
Dieke van Dieken (Diplom-Ingenieur (FH) und Redakteur bei MEIN SCHÖNER GARTEN): Auf jeden Fall! Es ist wichtig, zunächst einen Rasendünger auszubringen – am besten direkt nach dem Mähen. Anschließend zwei Wochen warten und erst dann zum Vertikutierer greifen. So haben die Rasengräser 14 Tage Zeit, um Nährstoffe aufzunehmen, sind gut gestärkt und können direkt nach der Pflegemaßnahme wieder kräftig durchtreiben.
Was versteht man unter einem Bodenverbesserer – und wie bringt man ihn aus?
Dieke van Dieken: Dabei handelt es sich um Hilfsstoffe, die den Untergrund im Garten verbessern. Wer einen schweren Lehmboden hat, kann zum Beispiel Sand einarbeiten, um die Erde durchlässiger und luftiger zu machen. Auf sandigen Böden hingegen lässt sich mithilfe von Bentonit – einem Tonmineral – die Speicherfähigkeit von Wasser und Nährstoffen erhöhen. Um einen schwächelnden Rasen wieder in Schwung zu bringen, eignet sich beispielsweise Terra Preta Bodenverbesserer. Der Bodenhilfsstoff versorgt die Gräser nicht nur mit Nährstoffen, er fördert auch einen aktiven Humusaufbau. Ausbringen lässt sich das Granulat mit einem Streuwagen oder einfach per Hand.
Wann, wie häufig und wie kurz soll ich den Rasen mähen, damit er gesund bleibt?
Dieke van Dieken: Ich mähe meinen Rasen mindestens einmal pro Woche. In der Hauptwachstumszeit, also im Mai und Juni, sogar zweimal wöchentlich. Am besten hält man sich an die Ein-Drittel-Regel: Wenn der Rasen vier Zentimeter hoch sein soll, wird er bei einer Höhe von sechs Zentimetern wieder gemäht. Apropos Schnitthöhe: Die liegt für den klassischen Gebrauchsrasen bei drei bis vier Zentimetern. Ist es im Sommer sehr heiß, kann man die Gräser auch etwas höher stehen lassen. Das schützt die Grasnarbe vor Verbrennungen, senkt die Verdunstung und damit den Wasserverbrauch.
Kann ich Rasenschnitt auch mal liegen lassen?
Dieke van Dieken: Durchaus – und so wird es beispielsweise beim sogenannten Mulchmähen praktiziert, etwa mit einem Spindelmäher. Vorteil: Die kurzen, abgeschnittenen Halme fallen als kleine Schnipsel in die Grasnarbe. Dort zersetzen sie sich, sodass man weniger düngen muss. Zudem spart man sich die Entsorgung des Schnittguts. Nachteil: Man muss häufiger mähen, in der Hauptwachstumszeit bis zu dreimal die Woche. Langes und vor allem nasses, verklumptes Schnittgut sollte man unbedingt von der Rasenfläche entfernen, damit die Gräser darunter nicht faulen. Der Rasenschnitt kann auch zum Mulchen in Beeten verwendet werden, indem man ihn dünn zwischen den Gartenpflanzen ausbringt.
Nach der Moosentfernung zeigen sich große Lücken in meinem Rasen. Wie kann ich sie wieder schließen?
Ingo Schlieder (Gärtnermeister Fachrichtung Baumschule und selbstständiger „Gartendoktor“): Solche Lücken können mit qualitativ hochwertigem Rasensaatgut schnell wieder geschlossen werden. Von reinen Nachsaatmischungen rate ich eher ab, da diese häufig nur schnell keimende, aber nicht immer sehr stabile Rasensorten enthalten. Voraussetzung für schnelles Keimen ist eine gute Bodenvorbereitung: Lockern Sie den Boden bei Bedarf mit einem Rechen auf und säen Sie anschließend aus. Da Gräser Lichtkeimer sind, sollte nur mit einer dünnen Schicht Erde abgedeckt werden. Dann wird die Fläche gewalzt und angegossen. Das Saatgut darf während der Keimung auf keinen Fall austrocknen. Zusätzlich sorgt ein guter organischer Dünger dafür, dass auch bestehende Gräser die Lücken schnell schließen.
Was hilft auf Dauer gegen die Bildung von Moos und Unkraut im Rasen?
Ingo Schlieder: Kurz gesagt: ein optimal vorbereiteter Boden. Moos und Unkraut haben immer dort leichtes Spiel, wo der Boden vernachlässigt wurde. So entstehen Lücken, in denen sie sich breit machen können und die Rasenpflanzen verdrängen. Regelmäßige Bodenpflege und Düngung sind deshalb die wichtigsten Maßnahmen für einen gesunden Rasen.
Gibt es Rasensorten, die sich besonders gut für heiße und trockenen Sommer eignen?
Ingo Schlieder: Mittlerweile gibt es Gräsermischungen, die besser mit trockenen und sonnenexponierten Standorten zurechtkommen. Das gilt aber nur dann, wenn bei der Neuanlage oder Renovierung des Rasens so lange ausreichend bewässert wird, bis sich die Gräser etabliert haben.
Wie kann ich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessern?
Ingo Schlieder: Bei der Wasserspeicherfähigkeit spielt der Humusgehalt des Bodes eine wichtige Rolle. Rasen lebt nicht allein von Wasser und Nährstoffen – viel wichtiger ist es, dem Boden organische Masse zuzuführen. Dafür finden sich im Handel Produkte wie zum Beispiel Terra Preta Bodenverbesserer. Von reinen Kompostgaben rate ich allerdings ab, da diese häufig Unkrautsamen enthalten. Mein Tipp: Verwenden Sie ausschließlich und regelmäßig organische Rasendünger und Bodenverbesserer – und nutzen Sie einen Mäher mit Mulchfunktion.
Was kann ich bei eher sandigem Boden tun und was, wenn der Boden eher fest ist?
Ingo Schlieder: Sandige Böden sind nicht immer von Nachteil, wenn ausreichend bewässert wird. Besonders bei dieser Bodenart gilt es, den Anteil organischer Masse zu erhöhen, um Auswaschungen zu verringern. Feste, lehmige Böden sollten hingegen regelmäßig gesandet werden. Vertikutieren befreit den Rasen von Filz und anschließendes Sanden lässt Luft an die Wurzeln. Dabei ist grober Sand vorzuziehen, da der häufig angebotene Spielsand zu fein ist und schnell ausgewaschen wird.