Hans-Ulrich Salmen Hans-Ulrich Salmen (63) ist Geschäftsführer der StadtWerkegruppe Delmenhorst.Foto: SWD
Interview

„Eine große Kraftanstrengung“

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Interview mit Hans-Ulrich Salmen (SWD-Geschäftsführer) über die Nutzung von regenerativer Energie

Delme Report: Die jüngere Vergangenheit waren für Energielieferanten besonders schwierige Jahre. Der Krieg in der Ukraine. Nun die Energiekrise. Die Wirtschaftslage hat sich verschlechtert, die Energiepreise sind stark angestiegen. Herr Salmen, denken Sie manchmal ans Aufhören?

Hans-​Ulrich Salmen: Ganz im Gegenteil. Gerade aufgrund der Herausforderungen, die unsere Branche betreffen, bin ich froh, dass mein Vertrag als Geschäftsführer bis Ende 2025 verlängert worden ist und ich mithelfen kann die StadtWerkegruppe für die Zukunft aufzustellen.

Die Bundesregierung strebt an, dass die Wärmeversorgung von Gebäuden vollständig durch erneuerbare Energien gesichert werden soll. Während die Ölheizung bereits auf dem Rückzug ist, werden immer noch Gasheizungen neu eingebaut. Darüber hinaus sind viele Gebäude schlecht gedämmt. Was muss konkret passieren damit die Gebäude bis 2040 ohne Öl und Gas beheizt werden können?

Zunächst einmal ist es das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein. Hierzu bedarf es einer großen Kraftanstrengung aller, um dieses Ziel zu erreichen. Neben einer zielgerichteten Gebäudesanierung geht es darum die Wärmeerzeugung der Gebäude auf klimaneutrale Energieträger umzustellen. Wärmepumpen oder Wärmenetze können zum Beispiel mit klimaneutralen Energieträgern gespeist werden. Sicher ist nur eins; es gibt nicht die eine Lösung, sondern wir müssen individuell schauen was die richtige Technik ist.

Gibt es bei der SWD bereits einen Zeitplan dazu?

Ja, diesen Zeitplan gibt es und der ist sehr ambitioniert. Wir wollen gemeinsam mit der Kommune bis 2027 festlegen, wie wir im Einzelnen vorgehen müssen. Daraus folgen dann Umrüstungs- und Investitionsprogramme für die nächsten Jahre.

Stehen Ihnen für die Umsetzung genügend Fachkräfte zur Verfügung?

Derzeit ist diese Frage leider mit Nein zu beantworten. Mit einer gezielten Personalentwicklung wollen wir unsere Mitarbeiter fit für die Zukunft machen. Allerdings handelt es sich nicht um ein isoliertes Problem der Stadtwerke; stattdessen betrifft der Fachkräftemangel auch das Handwerk und andere Gewerke – vom Brunnenbauer bis zu den Installateuren und Planern. Ich kann nur alle, die jetzt oder in der nahen Zukunft in das Berufsleben wechseln, auffordern sich in diesen Bereichen zu engagieren, das lohnt sich!

Die Forderung des Gesetzgebers, die Wärmeversorgung von Gebäuden vollständig durch erneuerbare Energien zu sichern, müsste doch auch die öffentlichen Gebäude betreffen. Wie ist es dort um die Nutzung regenerativer Energie bestellt?

Die Regelung betrifft ausnahmslos alle Gebäude. Die öffentlichen Gebäude sind natürlich als Multiplikatoren zu sehen. Einerseits müssen die Kommunen mit ihren Mitteln haushalten. Andererseits haben sie aber auch die gesetzlichen Vorgaben zu beachten. Insgesamt gesehen ist – auch – bei den Kommunen bei der Nutzung regenativer Energie noch deutlich Luft nach oben.

Damit die kommunale Wärmeplanung gelingen kann, müssen doch sicherlich SWD, Politik und Kommune an einem Strang ziehen? Ist ein Dreiklang zu spüren?

Sie haben Recht; damit wir das Alles in der Zeit hinbekommen, bedarf es einer sehr engen Verzahnung von Politik, Verwaltung und StadtWerkegruppe. Diese Verzahnung ist schon sehr gut, wobei es – wie in jedem Prozess – immer wieder Verbesserungspotential gibt.

Die stark gestiegenen Energiepreise sind für die Verbraucher eine große Herausforderung. Mit den Unterstützungsleistungen der Preisbremsen wird die Kosten-Belastung zwar spürbar gedämpft, im Vergleich zu früheren Jahren jedoch hoch bleiben. Zeigen die Verbräuche insgesamt, dass mehr Menschen Energie einsparen?

Ja, es wird gespart. Im vergangenen Monat wurden in unserem Gasnetz temperaturbereinigt etwa 20 Prozent eingespart. Dennoch bitten wir unsere Kundinnen und Kunden weiterhin so wenig Gas wie möglich zu verbrauchen – auch im Hinblick auf den nächsten Winter.

Info: Der Vertrag mit Hans-Ulrich Salmen (63) bezüglich der Geschäftsführung der Stadtwerke Delmenhorst wurde bis Ende 2025 verlängert. Dies hat der Aufsichtsrat auf Vorschlag der Verhandlungskommission, bestehend aus der Oberbürgermeisterin Petra Gerlach, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats Alexander Mittag und dem stellvertretenden Vorsitzenden Dirk Bramlage, jüngst beschlossen

Alltagstaugliche Energiespartipp:

Lieber kurz duschen als baden. Die Energiekosten für ein Vollbad sind ungefähr dreimal höher als beim Duschen. Ein Sparduschkopf reduziert den Warmwasser-​ und damit den Energieverbrauch. Zudem sollte man warmes Wasser nicht unnötig laufen lassen.

Richtig lüften: Gekippte Fenster sorgen kaum für frische Luft, sondern für hohe Heizkosten, da Wände und Böden auskühlen. In der Heizperiode bietet sich das Stoßlüften an. Hierbei öffnet man die Fenster mehrmals täglich für etwa fünf Minuten komplett. Während des Lüftens die Thermostatventile an den Heizkörpern abdrehen.

20 bis maximal 22 Grad Raumlufttemperatur reichen in der Regel aus. Im Schlafzimmer ist eine Temperatur von etwa 16 Grad ausreichend. Im Badezimmer benötigt man nur morgens und abends eine höhere Temperatur. Eine um 1 Grad niedrigere Raumtemperatur spart sechs Prozent Heizenergie ein.

Damit der Thermostat die Raumtemperatur richtig erfassen kann, darf man die Heizung nicht mit Möbeln zustellen oder eine Gardinen vor der Heizung hängen lassen.

Es ist effizienter, wenn man die Betriebszeiten der Heizung dem Bedarf anpasst beziehungsweise nur die Räume heizt, in denen man sich aufhält. Nachts genügt in den Wohnräumen eine Raumtemperatur von 16 bis 18 Grad, das spart leicht 20 bis 30 Prozent Energie. Hierbei hilft der Einsatz von Smart Home Heizkörperthermostaten.

Damit kühle Räume nicht mit der Luft aus wärmeren Räumen geheizt werden, sollte man die Türen zwischen unterschiedlich beheizten Räumen geschlossen halten.

Energieeffizient kochen und backen: Wer bei Umluft bäckt, spart das Vorheizen und kann die Temperatur reduzieren. Beim Kochen sollte man immer die zur Topfgröße passende Herdplatte benutzen. Den Kochvorgang verkürzt man, indem man zum Fertiggaren die Restwärme nutzt.

Fürs Wäschewaschen reichen oft 30 statt 60 oder 90 Grad aus. Außerdem sollte die Waschmaschine immer voll beladen werden. Und zum Trocknen sollte man den Wäscheständer anstatt den Trockner nutzen.

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