Im Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur auf der Nordwolle bekommen die Besucherinnen und Besucher einen guten Einblick von der Migrationsgeschichte der Stadt Delmenhorst vermittelt. Seit vergangener Woche haben dort nun auch die Spätaussiedler ihren Platz bekommen. Vorgestellt wird die Lebensgeschichte von Harry Hägelen, der als sogenannter Russlanddeutscher in die Stadt kam. Hägelens Biografie – er wurde 1937 in der heutigen Ukraine geboren – steht stellvertretend für etwa 3.500 Menschen, die in den 1980er- und 1990er-Jahren aus Russland nach Delmenhorst ausgewandert sind.
Gemeinschaftliche Arbeit von Hägelen und Blum
Gestaltet wurde der neue Ausstellungsabschnitt von Anna Blum. Die Geschichts- und Germanistikstudentin absolvierte im vergangenen Jahr ein dreimonatiges Praktikum im Museum und bekam dabei von Museumsleiter, Dr. Carsten Jöhnk, die Aufgabe angeboten, einen neuer Ausstellungsbereich einzurichten. Der Museumspädagoge Bernd Entelmann half Blum bei der Präsentation und beriet sie vor allem in technischen Dingen. „Es war sehr schwer aus dem rund zweistündigen, spannenden Gespräch mit Harry Hägelen einen lediglich knapp viereinhalbminütigen Beitrag zu erstellen“, sagt Blum.
Seit 1991 sieht Hägelen seine neue Heimat in Delmenhorst. Mit ihm flohen damals seine Frau und seine drei Kinder. Eine Veranstaltung zur Situation der Russlanddeutschen in der Volkshochschule sicherte ihm im Jahr 1993 kurzerhand die berufliche Zukunft. „Ich korrigierte mehrfach die Dozentin“, erzählt Hägelen. Daraufhin bot man ihm die Leitung von Deutschkursen für Russlanddeutsche an. Dem Museum stellte er auch private Fotografien und Dokumente zur Verfügung. Eine Landkarte und eine Tafel mit Erklärungen hilft bei der Einordnung der Informationen.