Blick hinaus auf das Hohenbökener Moor: Erich Düßmann, Björn Vosgerau und Hans-Joachim Wallenhorst (von links) wollen das Gebiet, in dem auch ein Windpark errichtet werden soll, bewahren. Foto: Konczak
Geplante Stromtrasse

„Wie ein Gewerbegebiet“

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Ortsvereine kritisieren Pläne für eine Stromtrasse, die auch durch Hohenböken führen könnte.

Im Zuge der Energiewende und dem sicheren Transport von immer mehr Energie aus Windkraftanlagen plant der Übertragungsnetzbetreiber Tennet eine Verstärkung der Stromleitung zwischen der Schaltanlage Elsfleth/West und dem Umspannwerk Ganderkesee. Dafür soll ein Ersatzneubau einer 380-kV-Höchstspannungsleitung her. Umweltschützern und Ortsvereinen ist das ein gehöriger Dorn im Auge, denn geht es nach Tennet, soll die Trasse unter anderem durch Hohenböken und das als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesene Hohenbökener Moor führen. Auch das Unternehmen wpd hat Teile dieses Areals für einen Winkpark im Visier.
„Das Gebiet wäre dann komplett weg“, meint Erich Düßmann, Vorsitzender vom Orts- und Heimatverein Bookholzberg-Grüppenbühren. Gemeinsam mit Hans-Joachim Wallenhorst, Vorsitzender des Bürgervereins Hohenböken, und Björn Vosgerau vom Verein „Historische Kulturlandschaften im Oldenburger Land“ macht er sich gegen die Tennet-Pläne stark.
Mehrere 100 Seiten an Unterlagen, die auf der Seite der Bundesnetzagentur einsehbar sind, haben die drei gewälzt. „Auf den ersten Blick meint man: Das wird ja vorsichtig gemacht unter Berücksichtigung des Naturschutzes und anderer Faktoren. Aber dann zerfällt es, wenn man sich konkrete Stellen anguckt. Das ist so nicht in Ordnung“, sagt Wallenhorst.

Vieles außer Acht gelassen

Zu wenig Abstand zu Wohnbebauung, landschaftliche Teile, die es zu schützen gilt, seien nicht berücksichtigt worden, genau wie wichtige Querungen über die Huder Straße und die Autobahn 28. Die Hauptvorschlags­trasse führe etwa zu nah am Gut Hohenböken vorbei – ein Baudenkmal, das wie andere nicht einmal erwähnt sei und in dem die meisten Menschen wohnten. Auch die Villa Hohenböken sei außer Acht gelassen worden ebenso wie schützenswerte historische und landschaftliche Strukturen wie Wallhecken und Hufendörfer. „Der Hohenbökener See ist ein Biotop und kartografiert beim Landkreis. Auch darüber hat man sich offenbar keine Gedanken gemacht“, meint Düßmann. Zudem seien Teile des Hasbruch von der geplanten Stromtrasse betroffen.
Viele Menschen in Hohenböken würden sowohl die Trassen- als auch die Windparkpläne sehr bedauern, gleichwohl mache sich jeder Gedanken, wie er die Energiewende unterstützen kann, sagt Wallenhorst. Doch es könne nicht sein, dass mit einer „Hauruckaktion“ das zerstört werde, was eigentlich geschützt werden sollte. „Das Hohenbökener Moor ist für viele ein Ort der Ruhe, die Leute unternehmen gern Ausflüge dorthin. Doch nach den Plänen wird es wie ein Gewerbegebiet sein“, befürchtet der Bürgervereinvorsitzende.

Infoveranstaltung am 22. März

Auf einer Infoveranstaltung am kommenden Mittwoch, 22. März, um 19 Uhr im Schützenhaus Grüppenbühren an der Kühlinger Straße wollen der Orts- und Heimatverein Bookholzberg-Grüppenbühren und der Bürgerverein Hohenböken über den Planungsstand und ihre Kritikpunkte berichten. Die Organisatoren hoffen auf viele Anregungen, dann könnten weitere Schritte überlegt werden. Eventuell werden auch Vertreter von Tennet zugegen sein. „Wir prüfen schon rechtliche Schritte und Widerspruchslösungen“, sagt Düßmann.
Tennet wehrt sich unterdessen gegen die oft getätigte Behauptung, die Trasse durch Hohenböken sei die favorisierte des Netzbetreibers. „Wir favorisieren keine Trasse“, stellt Bürgerreferent Maximilian Rühl auf Nachfrage klar. Es handele sich um einen Vorschlagskorridor, der bei der Bundesnetzagentur eingereicht werden müsse. Der Weg durch Hohenböken und Grüppenbühren biete sich aufgrund der Raumordnung besser an als die bestehende Trasse. Beide Möglichkeiten prüfe Tennet aber gleichwertig. „Wir wägen alles ab und agieren nicht im luftleeren Raum. Alles hat seine gesetzliche Grundlage. Wir haben auch nicht das letzte Wort“, betont Rühl. Das mehrstufige Genehmigungsverfahren wird über die Bundesnetzagentur entschieden.

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