In Bremen gelingt die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt Bei vielen Bau-Handwerkern sind die Auftragsbücher weiterhin gefüllt, die Tendenz ist aber rückläufig. Foto: Pixabay
Konjunkturumfrage

Unklare Aussichten im Handwerk

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Trotz insgesamt stabiler Lage beurteilen die Bremer Handwerksbetriebe die Entwicklung sehr unterschiedlich.

Bei den Bau- und Ausbaugewerken sind die Auftragsbücher weiterhin voll. Kfz-Betriebe melden steigende Umsätze. Bäcker, Konditoren und Fleischer sowie Handwerker, die personenbezogene Dienstleistungen erbringen, etwa Frisöre und Kosmetiker spüren, dass ihre Kunden weniger Geld in der Tasche haben. Zwischen diesen Extremen bewegen sich die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Bremen.

Der Geschäftsklimaindex als Barometer für die Zukunftserwartungen der Betriebe sinkt gegenüber der Umfrage im Herbst 2022 deutlich von 123 auf 102. Im Frühjahr 2022 hatte er noch bei 137 gelegen. Der Wert von 100 markiert dabei die Grenze zwischen positiven und negativen Erwartungen.

Hohe Preise und zu wenige Fachkräfte

Zwei Faktoren drücken den Handwerkern besonders aufs Gemüt. Das sind einerseits die weiterhin hohen Einkaufspreise, etwa für Material und Energie. Andererseits ist hinsichtlich des Fachkräftemangels noch kein Silberstreif am Horizont zu erkennen. „Wir hatten noch nie so viele offene Stellen“, sagt Handwerkskammer-Präses Thomas Kurzke. „Wenn ich mit Leuten spreche, suchen die alle.“

Unter dem Strich sind die Handwerker deutlich besser über den Winter gekommen als etwa Kurzke noch im Herbst befürchtet hatte. Dennoch warnt er: „Der klassische Handwerker hat heute Aufträge für acht Wochen. Danach ist die Lage unklar“, sagt er.

Insgesamt mehr so lange ausgebucht

In der Tat zeigt auch die Umfrage einen Rückgang der durchschnittlichen Auftragsreichweite von 22,8 Wochen im Herbst auf aktuell 11,7 Wochen. Das entspricht etwa dem Niveau der Jahre vor 2022. Das Bild ist aber bezogen auf die verschiedenen Gewerkegruppen sehr uneinheitlich.

Lange Auftragsreichweiten sind immer noch bei den Bau- und Ausbaugewerken zu verzeichnen. Auch die Handwerke des gewerblichen Bedarfs (z.B. Maschinenbauer, Gebäudereiniger, Informationstechniker) liegen mit 17,6 Wochen über dem Durchschnitt. Alle anderen Gewerke berichten von Auftragsreichweiten von ungefähr vier bis fünf Wochen.

Preise steigen weiter

Schlechte Nachricht für die Kunden: Für das kommende Halbjahr erwarten 25,9 Prozent weiter steigende Preise, 65,5 Prozent schätzen, dass das Preisniveau unverändert bleibt und nur 8,6 Prozent gehen von einem rückläufigen Preisniveau aus.

Die allgemeine Unsicherheit spiegelt sich auch in der Investitionsbereitschaft wider: 15,5 Prozent der teilnehmenden Betriebe vermelden eine gesteigerte Investitionsbereitschaft gegenüber dem Herbst 2022, 16,4 Prozent geben an, dass ihre Bereitschaft, in neue Arbeitsmittel zu investieren gesunken ist.

Nach Angaben des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers Oliver Kriebel,  führte die Handwerkskammer Bremen die Konjunkturumfrage erstmals komplett online durch. Befragt wurden 1.281 Betriebe, davon 276 aus Bremerhaven. Geantwortet haben nur 116 (9,06 Prozent).

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