Der graue Beton-Klotz mitten in der Innenstadt, in dem zuletzt das Hertie Kaufhaus seine Waren angeboten hat, wird bald der Vergangenheit angehören. Foto: Martina I. Meyer
Stadtentwicklung

„Alle Zeichen stehen auf Abriss“

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Kellerwände des früheren Kaufhauses sollen stehen bleiben: „Sicherer und preiswerter!“

Ein rundum positives Resümee zog der städtische Fachdienst Stadtplanung nach dem „Hertie-Tag“ am vergangenen Sonntag. Die Veranstalter empfingen mehrere tausend Besucherinnen und Besucher zur letzten Öffnung des seit 14 Jahren leer stehenden Kaufhauses.

Zwei Tage später stellte der Diplom-Geologe Oliver Böcker von HPC aus Bremen den Mitgliedern des Ausschusses für Planen, Bauen und Verkehr den Sachstandsbericht zum Rückbau der Immobilie vor. Die Firma HPC plant und begleitet den Rückbau und ist für die Beweissicherung zuständig.

Große Herausforderungen bei dem Rückbau

„Aus heutiger Sicht unverständlich ist die tiefe Baugrube“, betonte Böker. Dieser Umstand, in Kombination mit der umliegenden engen Bebauung und dem hohen Grundwasserspiegel, gehört zu den besonderen Herausforderungen dieses Großprojektes. „Während des gesamten Rückbaus muss der Grundwasserstand überprüft werden“, erklärte der Geologe.

Eine weitere Besonderheit ist die Bebelstraße, die über das Kellergeschoss des früheren Kaufhaues führt. Sie muss entfernt werden, da sich die Bagger von hier in Richtung Lange Straße vorarbeiten werden.

Der Keller wird mit Schutt aufgefüllt

„Die Zeichen stehen auf Abriss“, betonte Julika Holz von der Stadtverwaltung. Allerdings nicht komplett. Die Seitenwände des Kellergeschosses sollen stehen bleiben, um zu verhindern, dass die Standsicherheit der Nachbargebäude gefährdet ist. „Bei einem kompletten Abriss müssen Spundwände errichtet und abgestützt werden. Denn der Grundwasserspiegel muss auf bis zu 200 Meter Tiefe abgesenkt werden. Das ist nicht ohne spezielle Brunnen möglich, die extra errichtet werden müssen. Sie pumpen pro Stunde 300 bis 400 Kubikmeter Wasser aus der Baugrube“, zählte Böker auf.

Preiswerter und zugleich sicherer ist eine Variante, bei der die Kellerwände stehen bleiben. Erhalten bleibt den Delmenhorstern in gewisser Weise dann sogar Hertie, wenn auch unsichtbar. Der Bauschutt wird klein gemahlen und zur Standsicherung der Baugrube genutzt.

Nur die Förderzusage steht noch aus

In der Delmenhorster Stadtverwaltung gibt man sich optimistisch, von der NBank für diese Rückbau-Option ebenfalls „grünes Licht“ für die Fördermittel zu bekommen. „Die Freilegung eines Grundstücks ist förderfähig. Das Ziel muss ein bebaubarer Zustand sein“, so Holz.

Wenn alles wie geplant läuft, startet im kommenden Jahr der Rückbau. „Aufgrund des hohen Auftragsvolumens kommen wir nicht um eine europaweiten Ausschreibung rum“, so Holz. Im Jahr 2020 hatte man die Kosten für den Abriss auf rund 3,5 Millionen Euro geschätzt.

Kurze Historie des Kaufhauses

6. September 1973: Karstadt wird eröffnet. Der Konsumtempel bietet auf drei Stockwerken und 6.450 Quadratmeter Verkaufsfläche rund 70.000 Artikel.
1. März 2007: Karstadt wird in Hertie umbenannt. Doch das Kaufhaus gerät in finanzielle Schieflage.
7. März 2009: Hertie schließt für immer seine Türen.

Imagefilm für Hertie

Anlässlich des Hertie-Tages hatte die Stadt Delmenhorst im Oktober 2022 Studierende der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit einem begleitenden Film beauftragt. Er ist hier zu finden.

 

 

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