Der Kramermarkt auf den Graftwiesen geht morgen zu Ende. Foto: Konczak
Kramermarkt

Frühjahrsmarkt endet ohne Feuerwerk

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Umweltministerium bewertet den Naturschutz höher als die Markttradition: Schausteller sind enttäuscht

Der Duft von gebrannten Mandeln, Bratwurst, Zuckerwatte und anderen kulinarischen Genüssen zieht heute und morgen noch von den Graftwiesen über die Stadt. Der Frühjahrsmarkt ist jeweils von 14 bis 23 Uhr geöffnet. Heute laden die Schausteller zum Familientag mit vergünstigten Preisen ein. Als abschließender Höhepunkt war für morgen ab etwa 22 Uhr das traditionelle Höhenfeuerwerk geplant. Doch es wird kein Feuerwerk geben.

Bereits im Vorfeld hatte der örtliche Naturschutzbund (wir berichteten) Kritik an der explosiven Tradition geübt – mit Verweis auf die Brut- und Setzzeit sowie mehrere besonders schützenswerte Vogelarten, die sich in den Graftanlagen und auf der Burginsel angesiedelt haben. Damals hatte die Oberbürgermeisterin, Petra Gerlach den Nabu schriftlich vertröstet, dass „man gemeinsam mit Politik und Schaustellern für die Zukunft nach einer adäquaten Lösung suchen wolle, dass die diesjährigen Planungen aber bereits zu weit fortgeschritten seien, um noch geändert werden zu können.“

Gefährdung der geschützten Tierarten kann nicht ausgeschlossen werden

Letztlich wandte sich ein einzelner Beschwerdeführer direkt an das niedersächsische Umweltministerium und meldete dort eine Gefährdung für in der Graft brütende, geschützte Vogelarten. „Da wir eine Gefährdung der geschützten Arten nicht ausschließen können – und das können wir nicht – sind uns die Hände gebunden“, sagte Gerlach beim traditionellen Schaustellergespräch im Rathaus zu den anwesenden Schaustellern. Nun ist das Höhenfeuerwerk – gezündet auf der Burginsel – Geschichte. „Wir haben bis zum Schluss alles versucht, weil wir wissen, wie wichtig diese Abschlussveranstaltung für Sie ist“, warb die Verwaltungschefin um Verständnis.

Schausteller befürchten Umsatzeinbrüche

„Damit bricht uns ein sehr umsatzstarker Tag weg“, bedauerte der Sprecher der Delmenhorster  Schausteller, Andreas Kutschenbauer. „Eine Drohnen- oder Lasershow kosten das Doppelte und wir wissen von anderen Standorten, das sie von den Besuchern nicht so gut angenommen werden, wie ein richtiges Feuerwerk,“ fügte er hinzu. Nun will die Verwaltung der Stadt Delmenhorst gemeinsam mit den Schaustellern nach einer Alternative für die Zukunft suchen. Vor allem falls der Kramermarkt im Frühjahr – wie von den Beschickern beantragt – künftig von fünf auf neun Tage verlängert wird. Zu dem Thema wird der zuständige Ausschuss für Bürgerangelegenheiten am 13. Juni beraten, bevor voraussichtlich im Juli im Rat der Stadt Delmenhorst darüber abgestimmt wird. Die Schausteller hoffen, dass zukünftig an anderer Stelle ein Feuerwerk gezündet werden darf.

Comic- und Helden-Parade als Publikumsmagnet

Durchweg positiv äußerten sich die Anwesenden dagegen über die neue Comic- und Helden-Parade zum Start des Marktes – als Ersatz für den erneut ausgefallenen Kramermarktumzug. Mit dabei waren unter anderem die Hunde aus der Kinderserie „Paw Patrol“ und die Comicfigur „Superman“. „Solche Menschenmassen hatten wir nicht erwartet“, sagte Kutschenbauer. Vor allem Familien lockte die Parade am Samstag auf den Platz. In dem Zusammenhang lobten alle Beteiligten auch die offizielle Eröffnung mit Fassbieranstich durch die Oberbürgermeisterin auf dem Platz vor einem Fahrgeschäft und nicht wie bisher auf der benachbarten Bürgerwiese.

Bürgermeister Hermann Thölstedt berichtete vom Wunsch der Delmenhorster Schützen, gerne wieder bei einem möglichen Kramermarktumzug teilnehmen zu wollen. Dabei habe man diese Tradition mangels Interesse an Teilnehmern einstellen müssen. Mehrere der anwesenden Schaustellern lobten den verkaufsoffenen Sonntag.

Verkaufsoffener Sonntag zum Kramermarkt

„Das befruchtet sich gegenseitig. Davon profitieren aufgrund der Nähe sowohl die Kaufleute in der Innenstadt als auch die Schausteller“, sagte Michael Hempen. Ob es zukünftig sowohl beim Frühjahrs- als auch beim Herbstmarkt einen verkaufsoffenen Sonntag geben wird, wollte Gerlach jedoch nicht versprechen.

Aus Sicht der Polizei verlief der Jahrmarkt bislang ruhig. „Der Delmenhorster Kramermarkt ist ein friedliches Familienfest“, betonte Wilfried Grieme, Leiter der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch.

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