Abschied mit Tränen und Applaus: Anja Stahmann (2. von rechts) will nach zwölf Jahren nicht wieder als Senatorin antreten. Foto: Ina Schulze
Bremer Grüne

Auch Anja Stahmann tritt zurück

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Die beliebte Senatorin will Platz machen für eine Erneuerung der Bremer Grünen und neue Senatoren.

Landesvorstandssprecherin Alexandra Werwath war eingeweiht und hatte ein extra großes Taschentuch eingesteckt. Andere ahnten nach den ersten Worten, was kommen würde: Sozialsenatorin Anja Stahmann erklärte am Samstag bei der Landesmitgliederversammlung der Grünen im Bürgerhaus Neue Vahr ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur als Senatorin, sollten die Koalitionsverhandlungen mit SPD und Linken erfolgreich sein.

Seit zwölf Jahren Senatorin

Die 55-Jährige, die dem Senat seit zwölf Jahren angehört und damit dienstälteste Sozialministerin in Deutschland ist, will auch ihr Abgeordnetenmandat für die Bürgerschaft nicht annehmen. „Ich mache Platz“, sagte Stahmann. Aufgrund des Wahlergebnisses sei klar, dass es künftig nur noch zwei Senatsposten für die Grünen geben werde. Das Sozialressort sei naturgemäß Bestandteil der Verhandlungsmasse.

Tipps für die Nachfolger

Sowohl für die bevorstehenden Koalitionsgespräche als auch für die künftige Arbeit im Senat gab Stahmann ihren Nachfolgern ein paar Tipps mit auf den Weg. So riet sie, mit der Straßenbahn zu fahren statt mit dem Dienstwagen. Dabei habe sie erfahren, was die Menschen wirklich bewege. Bei den Koalitionsverhandlungen sei darauf zu achten, dass man zwar mit Demut in die Gespräche gehe, dass man sich aber im Ergebnis nicht demütigen lasse. Bei der Verteilung der Ressorts sei darauf zu achten, dass der grüne Markenkern abgedeckt würde. „Lasst Euch keinen Sammelladen mit Ressorts andrehen“, warnte Stahmann.

Engere Zusammenarbeit gefordert

Für die künftige Regierungsarbeit regte sie eine engere Zusammenarbeit von Senatsmitgliedern, Fraktion und Landesvorstand an. „Da müssen auch mal Gespräche hinter verschlossenen Türen geführt werden.“ Dort müssten dann auch offene Worte gesprochen werden, forderte sie. Genau das habe sie in den vergangenen vier Jahren vermisst. „Maike, Dietmar und ich haben uns im Senat manchmal gefühlt als wären wir in der Opposition“, berichtete Stahmann.

Stehende Ovationen

Die anwesenden Mitglieder quittierten Stahmanns abschiedsrede mit stehenden Ovationen und anhaltendem Applaus. „Bitte bleib uns erhalten. Wir brauchen Dich!“, erklärten mehrere Rednerinnen und Redner, dass sie auf Stahmann zumindest als politische Ratbegerin nicht verzichten möchten.
„Wir bedauern den Schritt von Anja Stahmann sehr. Wir haben vollen Respekt und die allergrößte Hochachtung, dass sie ihre persönlichen Interessen hinten anstellen möchte und den Platz für eine Neuausrichtung unserer Partei bereitstellt“, so die Landesvorstandssprecher Alexandra Werwath und Florian Pfeffer.

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