Dieser hübsche Torbogen und nur einer von zahlreichen Spolien, denen man auf der Schnoor-Tour mit Detlef Stein (links) und Heinrich Lintze begegnet.Foto: Lehner Auf Schnoor-Tour mit Detlef Stein (links) und Heinrich Lintze. Foto: Lehner
Schnoor-Rundgang

Katzen, Kunst und ein Affe

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Detlef Stein und Heinrich Lintze laden zum Spaziergang zur Kunst in den Schnoor

Heute kaum vorstellbar, war der Schnoor früher ein Arme-Leute-Viertel. Regelmäßig gab es Hochwasser, die Häuser waren klein und klamm. Die Balge – ein breiter Nebenarm der Weser – floss in Höhe des heutigen Altenwalls rund 700 Meter bis zur Schlachte.

Heute ist von dem Balgearm nichts mehr zu sehen, lediglich die Balgebrückstraße und die kleine Gasse „Hinter der Balge“ erinnern daran. Heinrich Lintze und Detlef Stein starten ihren Schnoor-Rundgang an der Marterburg 55.
Auf einem trostlosen Parkplatz zeigt das Duo auf Reste der früheren Stadtmauer. „Im 13. Jahrhundert wurde der Durchfluss der Balge durch die Stadtmauer gesperrt, da Durchlässe in den Befestigungsanlagen immer neuralgische Punkte in der Stadtverteidigung waren“, erklärt Lintze.

Vorbei geht es an den kleinen Schnoorhäusern bis zum Katzencafé. „Angesichts der katastrophalen hygienischen Bedingungen gab es früher viele Ratten und Mäuse im Schnoor. Die Schnoorbewohner hielten deshalb Katzen, um dem Problem Herr zu werden“, verrät Lintze.

Erst in den 1960er Jahren änderte sich das Image des Viertels. Während die Modernisten im Rat alles abreißen wollten, bevorzugten die Traditionalisten einen Erhalt des Schnoors. Die Lösung war eine Aufwertung des Gebietes. An 14 Stellen im Schnoor war ab sofort Ausschank erlaubt.

Im Rahmen der Sanierung fügte man in die teils durch den Zweiten Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude sogenannte Spolien ein. „So bezeichnet man wiederverwendete Teile alter abgerissener Häuser, die an ganz anderen Stellen im Bremer Stadtgebiet standen. Der Begriff Spolien geht zurück auf das lateinische Wort spolium für Beutestück oder erbeutete Waffe“, erklärt der frühere Lehrer, Heinrich Lintze.

Spaziergang und Kunst

Während sein thematischer Schwerpunkt die Historie des Stadtteils ist, lenkt der Bremer Kunsthistoriker Detlef Stein beim Spaziergang das Auge auf Kunstwerke. So wie zum Beispiel auf den Ottjen-Alldag-Brunnen beim Institut für niederdeutsche Sprache.

Ottjen Alldag war die Titelfigur einer in den 1910er Jahren erschienenen Roman-Trilogie des Bremer Schriftsteller Georg Droste (1866–1935). „Die Romanfigur steht im Mittelpunkt des von dem Bremer Bildhauer Claus Homfeld gestalteten filigranen Wandreliefs“, sagt Stein. Im weiteren Verlauf der rund 90-minütigen Tour trifft man auch auf Heini Holtenbeen beziehungsweise dessen ungefähr lebensgroße Skulptur. Er lebte im 19. Jahrhundert im Schnoor.

Einen anderen „Bewohner“ des Schnoors würde man ohne einen Fingerzeig von Stein sehr wahrscheinlich übersehen. „Fipps der Affe ist eine Figur von Wilhelm Busch. Die Skulptur kann man seit 1984 am Amtsfischerhaus bewundern. Geschaffen wurde sie bereits 1965 von Peter Lehmann“, sagt Stein. „Dem Bremer Künstler haben wir übrigens auch die Schweine in der Sögestraße und viele weitere Skulpturen zu verdanken“, fügt der Kunsthistoriker hinzu. „Der Name Schnoor bezieht sich übrigens nicht auf die Gebäude, die wie auf einer Schnur aufgereiht stehen, sondern auf die zahlreichen Tau- und Seilhersteller, die früher hier ihrem Gewerbe nachgingen“, erläutert Lintze.

Weitere Termine für die Schnoor-Führung sind am 8. Mai um 10.30, 12.30 und 14.30 sowie am 1. Juni um 10.30, 12.30 und 14.30 und am 2. Juni um 16 Uhr.

Außerdem nehmen Heinrich Lintze und Detlef Stein am 9. Mai jeweils sechs Tiere in Bremens Innenstadt in Augenschein. Los geht es um 14, 16 und 18 Uhr.
Alle Führungen dauern 90 Minuten und kosten 10 Euro. Anmeldungen per E-Mail an schweizer7@t-online.de.

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