Pastor Bernd Kuschnerus ist seit 2019 Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. Als solcher ist der promovierte Theologe der leitende Geistliche der Kirche und ihr Repräsentant in der Öffentlichkeit. Foto: BEK/Tristan Vankann Pastor Bernd Kuschnerus ist seit 2019 Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche. Als solcher ist der promovierte Theologe der leitende Geistliche der Kirche und ihr Repräsentant in der Öffentlichkeit. Foto: BEK/Tristan Vankann
Interview

Präsenz ist entscheidend

Von
Schriftführer Bernd Kuschnerus über Sparmaßnahmen der Bremischen Evangelischen Kirche

Weser Report: Die Bremische Evangelische Kirche will bis 2025 20 Prozent und bis 2030 30 Prozent der Ausgaben gegenüber 2019 einsparen. Welche Sparmaßnahmen stehen für den anstehenden Kirchentag auf der Tagesordnung?

Bernd Kuschnerus: Der Kirchenausschuss schlägt dem Kirchentag vor, den Arbeitsbereich Kulturkirche einzustellen. Die Kürzungsvorgabe bis 2030 bedeutet, dass wir uns alle Arbeitsbereiche genau anschauen und Schwerpunkte setzen müssen. Die Kulturkirche haben wir lange aus den Kürzungsrunden heraushalten können. Jetzt mussten wir uns das mal ansehen. Dabei haben wir festgestellt, dass es nicht gelingen wird, das Konzept unter den Sparvorgaben anzupassen. Der Anspruch ließe sich mit einem weiter gekürzten Budget nicht mehr erfüllen, weil schon jetzt Sachmittelbudgets ausgeschöpft sind. Deshalb ist es aus unserer Sicht besser, die Kulturkirche zu beenden als die Mitarbeitenden einer Hängepartie auszusetzen und qualitativ halbe Sachen zu machen. Ich finde das sehr schade, weil die Kulturkirche echt gute Sachen gemacht hat.

Heißt das, dass die Kirche die Kulturarbeit komplett einstellt?

Nein. Es gibt in unseren mehr als 60 Kirchen weiterhin flächendeckend viele hochkarätige kulturelle, vor allem kirchenmusikalische Angebote, insbesondere in der Innenstadt. Der Dialog von Kirche und Kultur bleibt uns ein wichtiges Anliegen.

Gab es andere Möglichkeiten das Geld einzusparen?

Wir sind in vielen Bereichen dabei zu kürzen. Die Kulturkirche alleine wird uns diese 30 Prozent bis 2030 nicht bringen. Das bedeutet, dass sich auch die Gemeinden anpassen müssen. Das machen sie sehr kreativ indem sie mit Nachbargemeinden zusammenarbeiten. Sie kooperieren ganz eng im Personalbereich. Sie entdecken, gemeinsam schaffen wir mehr und einige Gemeinden sagen auch, wir bekommen es noch besser hin, wenn wir fusionieren. In einigen Fällen ist das in Planung, andere haben das schon gemacht. Der entscheidende Punkt ist, weiterhin in allen Stadtteilen mit sozialen Angeboten und Gottesdiensten präsent zu bleiben.

Welche Gemeinden arbeiten gerade an einer Fusion?

Aktuell arbeiten zum Beispiel die Brückengemeinden im Bremer Osten an einer Fusion. Sie haben schon lange im Personalbereich kooperiert. Die Gemeinden in der Neustadt sind schon sehr früh zusammengegangen, ebenso zum Beispiel die Gemeinden in der Neuen Vahr und jüngst auch die Blumenthaler Gemeinden. Derzeit gibt es an vielen Orten Gespräche – unterschiedlich weit, unterschiedlich intensiv.

Bedeutet Fusion auch, dass in einzelnen Kirchen keine Gottesdienste mehr stattfinden?

Im Regelfall haben die Gemeinden ein Konzept, wo sie ihre Arbeitsschwerpunkte setzen wollen. Sie haben ein gemeinsames Pfarramt. Sie haben gemeinsam Kirchenmusiker, die sie sich einzeln nicht leisten könnten. Es kann sinnvoll sein aufgrund der Besuchszahlen die Gottesdienste in einer Kirche zu konzentrieren oder es abwechselnd zu machen. Da sind die Konzepte ganz unterschiedlich und angepasst an die Bedürfnisse im Stadtteil.

Wie steht es um die Mitgliederentwicklung der Bremischen Evangelischen Kirche?

Wir verlieren weiter Mitglieder. Wir sind da wie viele anderen Institutionen, wie etwa Parteien und Gewerkschaften unterwegs, weil es eine geringere Institutionenbindung und eine größere Vielfalt in der Stadt gibt. Das bedeutet auch, dass weniger Menschen bereit sind, die Kirche finanziell zu unterstützen. Das ist letztlich auch eine Schwierigkeit für die Stadt, denn die vielen Angebote, die hier laufen, kosten eben auch Geld. In dem Moment, wo sich Leute freiwillig entscheiden, nicht mehr in der Kirche zu sein, was ihr gutes Recht ist, entziehen sie der Kirche Mittel, die sie für ihre sozialen Projekte, ihre Gemeinschaftsprojekte und Gottesdienste benötigt. Und letztlich auch für die Kulturkiche.

Verlieren Sie in erster Linie Mitglieder durch Austritte oder dadurch, dass ältere Mitglieder sterben und weniger junge nachkommen?

Das sind nicht alles Austritte. Wir haben sehr viele Trauerfeiern in den Gemeinden. Die Alterspyramide macht sich schon bemerkbar.

Thema neue Mitglieder: Im Juni planen Sie acht Open-Air-Tauffeste. Wie ist die Resonanz?

Das läuft sehr gut. Wir hatten ja schon im vergangenen Jahr ein großes Tauffest in der Innenstadt. Die Gemeinden berichten von vielen Anmeldungen, auch so, dass die Leute schon drauf gewartet haben. Viele finden das toll, weil es einerseits eine große Feier mit vielen Menschen ist, sie aber trotzdem individuell gesehen werden. Das ist ein ganz besonderes Ereignis, das man nicht vergisst.

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