Auf 2.000 Quadratmetern hat das Regionale Umweltbildungszentrum (RUZ) Hollen ein wahres Erfolgsprojekt aus dem Boden gestampft. Seit Sommer 2021 zeigt der Insektenschutz-Schaugarten mit Blühwiese, Teich, Hecken oder auch einer Trockenmauer, wie man verschiedene Lebensräume für Bienen und Co. im eigenen Garten schaffen kann. Und nicht nur das: Es gibt unter anderem Schulkurse, Vorträge, Workshops oder auch die Möglichkeit eines virtuellen Rundgangs.
„Insa“ erhält eine Auszeichnung
Die Insektenschutzakademie, kurz „Insa“, strahlt ins gesamte Bundesgebiet aus – und wurde jetzt von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung zum Projekt des Monats Mai 2023 gekürt. Die Auszeichnung dient dazu, gute Vorhaben anzuerkennen und ihren beispielhaften Charakter in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Damit einher geht eine Prämie in Höhe von 500 Euro.
In Niedersachsen gibt es einige Regionale Umweltbildungszentren. Das RUZ Hollen sei eine von zwei hervorstechenden Einrichtungen, so Karsten Behr, Geschäftsführer der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung. Er bezeichnete „Insa“ bei der Preisübergabe als hoch innovatives Leuchtturm- und Paradeprojekt. „Besser kann man es nicht machen“, so Behr.
Mit einem Gesamtvolumen von 770.000 Euro ist die Insektenschutzakademie das bislang größte Vorhaben des RUZ Hollen. Drei Jahre hatte das Team auf die Bewilligung von Fördermitteln aus dem Programm „Biologische Vielfalt“ vom Bundesamt für Naturschutz gewartet. Und es sollte sich lohnen. 660.000 Euro kommen vom Bund, fast 90.000 Euro von der Bingo-Umweltstiftung und 20.000 Euro von der Gemeinde Ganderkesee. „Eine sehr gute Investition“, meinte Ganderkesees Bürgermeister Ralf Wessel. „Insa“ sei ein Glücksfall, man könne stolz sein, so Wessel, der auch die Netzwerkarbeit des RUZ lobte.
Die Jüngsten werden zu Forschern
„Das Projekt hat uns als RUZ extrem vorangebracht“, so Geschäftsführerin Marina Becker-Kückens. Bundesweit habe es für Interesse gesorgt, es gab Anfragen für Vorträge an Universitäten, Kontakte zu großen Umweltverbänden wurden geknüpft. „Besser geht‘s nicht“, so die Chefin, die zugleich auf den Bedarf an Nachwuchs hinwies. Denn Fachleute in diesem Bereich fehlen. „Das ist ein Riesenproblem“, weiß auch Behr. Mit Unterrichtsmaterialien für Schulen, die das RUZ zur Verfügung stellt, werden wiederum schon die Jüngsten zum Forschen animiert.
Schottergärten – das Grauen der Insektenwelt?
Ein Teil des „Insa“-Projektes ist die Insektenschutz-Challenge, bei der Gartenbesitzer ihre Gärten insektenfreundlich gestalten und die tierischen Besucher genau beobachten. Die Naturparadies-Flächen stehen ganz im Gegensatz zu den sogenannten Schottergärten, die sowohl Wessel als auch Landrat Christian Pundt ansprachen. Vor allem Vorgärten werden gern mit Schotter versiegelt, der ökologische Wert ist gleich null. „Viel Wissen ist verloren gegangen“, so Wessel. Das Schauareal beim RUZ biete Inspiration, um auch dem eigenen Garten mehr Bedeutung beizumessen. „Wir müssen aufklären und die Menschen mitnehmen“, meinte der Bürgermeister. Beim RUZ könne man Kompetenzen erweitern, damit der Garten zu einem Ort der biologischen Vielfalt wird. Auch Landrat Pundt plädierte für Aufklärungsarbeit. „Viele geben ihren Schottergarten auch schon auf“, hat er festgestellt. Zudem würden Kinder ihre Eltern überzeugen. Eben jene, die auch das RUZ besuchen und dort die vielen positiven Beispiele mit nach Hause nehmen.
In Niedersachsen können Kommunen seit Januar die Beseitigung von bestehenden Schottergärten anordnen.
Die Delmenhorster Schulen sind ebenfalls regelmäßig in Hollen zu Gast. An der Insektenschutz-Challenge nehmen derzeit 18 Gartenbesitzer aus der Nachbarstadt teil. Das freut Erster Stadtrat Markus Pragal. „Wir haben auch das Problem, dass Schottergärten die Stadt aufheizen.“ Und schließlich wolle Delmenhorst Klimamusterstadt werden. Dafür seien auch mehr Blühstreifen in der Stadt geplant.
Gut etabliert hat sich beim RUZ zudem bereits der Insektenschutz-Aktionstag, der einmal im Jahr im Schaugarten stattfindet und zum dritten Mal für Sonntag, 11. Juni, geplant ist. Von 14 bis 17.30 Uhr gibt es Info-Stände, Führungen für Erwachsene und auch für Kinder, Mitmachangebote, Vorführungen und Figurentheater. Für die Verköstigung sind Kaffee, Kuchen, Kaltgetränke und frische Waffeln im Angebot.
Mehr Infos zum „Insa“-Projekt gibt es auf insektenschutzakademie.de.