Das Thema der Schulformen in der Kreisstadt hält weiterhin die hiesige Eltern- und Lehrerschaft in seinem Bann. Die Stadtverwaltung lud kürzlich zu einem Informationsabend in der Stadthalle, wo noch einmal die Gründe liegen und wie die Möglichkeiten bei einem Aus für die Oberschule Lernhaus aussehen.
„Das ist eine Chance für die Stadt“, fasste Erste Stadträtin Bettina Preißner die von der Verwaltung stark präferierte Möglichkeit zusammen, den Standort Lernhaus in eine zusätzliche IGS umzuwandeln. In dem Fall würde es Schulbezirke geben, einen für die IGS Buschhausen und einen für das Lernhaus.
Bei den zahlreich anwesenden Eltern stieß dieser Vorschlag jedoch nicht nur auf Gegenliebe. Ein Vater bemühte das Bild des Bootes, das auf Kosten der Inklusion langsamer werden könnte, gemeint ist die IGS Buschhausen, die im Falle von Schulbezirken voraussichtlich mehr Schüler mit Förderbedarf zugewiesen bekommen würde, als das aktuell der Fall ist. Aktuell landen diese zu großen Teilen am Lernhaus, was die seit einem knappen Jahr dauernde Debatte um Schulformen in der Stadt ausgelöst hat. Hierzu sagte Christian Osterndorf, Leiter des Lernhauses, dass an seiner Schule eine spürbare Überlastung herrsche. Daher sei er an die Verwaltung herangetreten, über die Ernsthaftigkeit, mit der man sich dieser Problematik seither angenommen hat, war er „erstaunt und erfreut“.
Auf die Sorge, mehr Inklusion könnte zu negativen Ergebnissen bei der Leistung führen, reagierte das Podium beschwichtigend. Studien würden belegen, dass durch Inklusion kein Nachteil für stärkere Schüler zu verzeichnen sei, sagte Ute Licht vom regionalen Beratungs- und Unterstützungszentrum Inklusive Schule.
Dass durch Schulbezirke künftig die Wahl für eine bestimmte IGS wegfallen würde, beunruhigte einen anderen Vater, der zwei seiner vier Kinder bereits in Buschhausen untergebracht hatte, was für seine Jüngeren dann nicht mehr möglich wäre. Dies bestätigte das Podium, in aller Regel würden Schulbezirke für die Zuweisung gelten.
Einen Fragebogen sollen betroffene Eltern nun ausfüllen, diesen hat man am vergangenen Freitag in den Schulen ausgeteilt. Sollte sich hierbei zeigen, dass der Elternwille keine zwei IGSen begünstigt, würde der Status Quo bestehen bleiben, wie der Fachmann Wolf Krämer-Mandeau von der Firma biregio einräumte.
Kommentar
Auch vor der eigenen Haustür
Inklusion ist ein Thema, das sich viele gerne auf die Fahnen schreiben, doch wenn es an die Umsetzung geht, kommen schnell Argumente zum Vorschein, die scheinbar dagegen sprechen. Das ließ sich auch bei der Informations- und Diskussionsveranstaltung der Stadt beobachten, bei der es um die Zukunft des Lernhauses und der IGS Buschhausen ging. Es ist einerseits schade, dass ein Bild wie das vom langsamer werdenden Boot bemüht wird, wenn es um die Bildung von Kindern in inklusiven Klassen geht. Andererseits ist es gut, dass es eben hierzu bereits anerkannte Studien gibt, die eine solche Annahme widerlegen können. Es spricht freilich Bände, dass die Studie derart in den Hinterköpfen von Experten herumschwirrt, schließlich ist mit solchen Einwänden scheinbar immer wieder zu rechnen. Inklusion kann aber nur funktionieren, wenn man ihr den Raum gibt. Auch vor der eigenen Haustür.