Geschäftsführer des DKD Florian Friedel äußert sich zur geplanten Krankenhausreform. Foto: Konczak
Gesundheit

„Gute Medizin kostet Geld“

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Mittelgroße Krankenhäuser befürchten Nachteile durch die Krankenhausreform

Unter dem Motto „Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Not“ will die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am 20. Juni bundesweit auf die wirtschaftlich angespannte Lage der Kliniken aufmerksam machen und an die politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene appellieren, sich schnellstmöglich für eine nachhaltige Absicherung der Kliniken einzusetzen

Das Rückgrat der stationären Versorgung

Momentan gibt es in Niedersachsen knapp 150 Akutkrankenhäuser, von denen rund zwei Drittel kleiner sind als das neue Krankenhaus in Delmenhorst. „Die mittelgroßen Krankenhäuser mit 200 bis 600 Patientenbetten bilden das Rückgrat der stationären Versorgung in Deutschland, auch wenn sie nur ein Drittel aller Krankenhäuser insgesamt ausmachen. Hier wird etwa die Hälfte aller Patienten behandelt“, verdeutlicht Florian Friedel, einer der beiden Geschäftsführer des Delme Klinikum Delmenhorst (DKD). Das neue Delmenhorster Krankenhaus soll bis Mitte 2027 in Betrieb gehen und dann Platz für bis zu 319 Patienten bieten. Nicht nur für das DKD sei es fatal, wenn die Krankenhausreform zu Lasten dieser Standorte gehe.

„In den großen Schwerpunkt- und Maximalversorgern – das sind etwa zehn Prozent aller Krankenhäuser in Deutschland – stehen rund ein Drittel aller Betten, in denen aber knapp 40 Prozent der Patienten behandelt werden“, erläutert Friedel. Mehr als die Hälfte aller Kliniken habe dagegen weniger als 200 Patientenbetten. In diesen Häusern können die restlichen zehn Prozent der Patienten behandelt werden.

Mittelgroße Krankenhäuser werden nicht gestärkt

„Der amtierende Gesundheitsminister ist nicht der Erste, der erkannt hat, dass das ein Problem ist“, so Friedel. Umso unverständlich sei es jedoch, dass bei der Reform der Krankenhauslandschaft gerade jene, die das Rückgrat der medizinischen Versorgung seien, nicht gestärkt würden.

Im Wesentlichen haben die Reformüberlegungen vier Grundaussagen: Es sollen Leistungen von kleineren Krankenhäusern in größere Häuser verlagert werden. Nicht versorgungsrelevante kleinere Standorte sollen geschlossen werden, um die Anzahl der Kliniken insgesamt zu verringern. In den verbleibenden Häusern sollen Vorhaltekosten finanziert werden. „Die vierte Aussage wird leider meist nicht erwähnt. Sie lautet: Es fließt nicht mehr Geld ins System,“ kritisiert der Delmenhorster Krankenhauschef auf. Genau dort liege aber das Problem. „Wenn in kleineren Krankenhäusern Vorhaltekosten finanziert werden, muss man sich im Klaren darüber sein, dass jeder einzelne Fall teurer wird“, erklärt Friedel. „Verlagert man Leistungen von den mittelgroßen Häusern an die Universitätskliniken, verursachen auch diese Fälle höhere Kosten, weil eine Uni-Klinik nun einmal eine teurere Kostenstruktur hat als ein Grund- und Regelversorger. Auch diese Kosten sollen finanziert werden“, ergänzt er. Das gehe jedoch nur, wenn mehr Geld ins System fließt.

Friedel bezieht Stellung

„Ich wünsche mir, dass man bei der sicher notwendigen Reform die Belange der mittelgroßen Krankenhäuser nicht unter den Tisch fallen lässt. Es kann nicht sein, dass das Bundesgesundheitsministerium eine Expertenkommission beruft, in der 16 von 18 Mitgliedern aus dem universitären Umfeld kommen und praktisch niemand die Sichtweise der mittelgroßen kommunalen Häuser vertritt“, so Friedel. Er ist davon überzeugt, dass eine Reform, die von vornherein eine auskömmliche Finanzierung der Krankenhäuser ausschließt, damit die Ökonomisierung weiter fördert.

„Wenn wir mit ausreichend Personal, das angemessen vergütet wird, gute Medizin machen sollen, kostet das Geld“, betont Friedel. Dafür müssten beispielsweise die Krankenkassenbeiträge erhöht oder Steuermittel zur Verfügung gestellt werden. Und hierbei seien die Kostensteigerungen für die Krankenhäuser durch die Inflation noch nicht einmal berücksichtigt. Früher undenkbar seien Insolvenzen von Krankenhäusern mittlerweile an der Tagesordnung.

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