Sportlicher Spaziergänger mit tierischer Begleitung: Oliver Knagge ist gern mit Hündin Lucy unterwegs, wie hier im Pestruper Gräberfeld bei Wildeshausen. Foto: Konczak
Neue Serie

Wandern macht glücklich

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Der Delme Report startet eine 14-jährige Serie zum Thema Wandern mit dem Naturpark Wildeshauser Geest.

Oliver Knagge, Geschäftsführer vom Zweckverband Naturpark Wildeshauser Geest, übers Wandern im Naturpark und hilfreiche Tipps für Anfänger.

 

Delme Report: Herr Knagge, wann und wie sind Sie zum Wandern gekommen?

Oliver Knagge: Ich würde mich persönlich nicht als klassischen Wanderer bezeichnen, eher als sportlichen Spaziergänger mit tierischer Begleitung. Das Thema Wandern, vor allem in den Bergen, kennt man ja aus verschiedenen Berichterstattungen oder über Freunde aus Süddeutschland. Dem Bergpanorama konnte ich aber bislang nicht so viel abgewinnen. Als Norddeutscher habe ich lieber den kilometerweiten Blick über die flache Landschaft – ohne Berge. Mit dem Thema Wandern hatte ich mich in den vergangenen Jahren intensiver im Zusammenhang mit dem aufkommenden Flachwandern-Trend im Rahmen meiner Tätigkeit im Destinationsmanagement für Ostfriesland beschäftigt. Dieser Trend zur Erkundung von Wegen abseits der üblichen Bergwanderregionen wurde auch vom Naturpark Wildeshauser Geest aufgegriffen, wobei regionale Wanderwege entwickelt wurden.

Wo hört denn das Spazierengehen auf, und wo fängt das Wandern an?

Beim Wandern sind die Strecken in der Regel deutlich länger, und diese können auch über mehrere Etappen gehen. Durch die Wildeshauser Geest führen zum Beispiel mehrere Fernwanderwege, die an das Europäische Wandernetz angeschlossen sind und einen bis nach Spanien oder in andere Richtungen bringen. Bei den 20 Wanderwegen im Naturpark Wildeshauser Geest handelt es sich in der Regel um Rundtouren, die mal längere und mal kürzere Strecken bieten. Hier ist der Unterschied zwischen einer Tageswanderung und einem Spaziergang für ein paar Stunden fließend.

Macht Wandern wirklich glücklich?

Unbedingt! Da das Wandern normalerweise in der Natur stattfindet und der aktiven Erholung dient, sollten sich auch auf der Strecke Glückgefühle oder -momente einstellen. Die abwechslungsreiche Szenerie mit Wäldern, ländlichen Gebieten mit ausgeprägter Natur- und Kulturlandschaft, kleinen Städten oder die im Naturpark einzigartigen Zeugnisse der Megalithkultur sind nur einige Beispiele, die bei besonderer Betrachtung das Herz höher schlagen lassen. Aber man muss sich auch als Wanderer darauf einlassen, die Natur zu genießen und die Gedanken schweifen zu lassen.

Worauf sollte ich beim Wandern besonders achten?

Am besten schaut man erstmal, wo man wandern möchte. Oftmals gibt es Hinweise zur Wegebeschaffenheit und weitere Angaben zum Weg auf Webseiten oder in den Broschüren dazu. Davon abhängig gilt es dann, das passende Schuhwerk zu wählen und sich etwas vorzubereiten. Dauert die Wanderung zum Beispiel länger, sollte man gegebenenfalls Kleidung für einen plötzlichen Wetterumschwung dabei haben und vor allem auch genügend zu trinken und etwas zu essen für Pausen in der Natur.

Welche Tipps können Sie Anfängern geben?

Machen Sie sich zuerst mit dem Weg beziehungsweise dem Ziel vertraut. Viele Wanderwege sind im Internet bereits gut erklärt oder Sie können sich die Strecken schon direkt in Karten anschauen. Zu wissen, wo der Startpunkt ist (und wo man dort parken kann) oder was es unterwegs zu entdecken gibt, hilft ungemein, um den Tagesausflug nicht in Stress ausarten zu lassen.

Wo und wie finde ich gute Wanderstrecken?

Mittlerweile gibt es verschiedene Apps und Webseiten, die sich mit dem Thema beschäftigen. Allen voran zumeist die Webseiten des Ortes beziehungsweise der Region und dann von verschiedenen Dienstleistern. Empfehlen als Apps kann ich zum Beispiel Komoot oder Outdooractive. Hier finden sich viele Spaziergänge und Wanderwege europaweit und nützliche Hinweise von anderen Wanderern zu den Strecken. Wer lieber etwas zum Lesen in der Hand hält, der findet zu den üblichen Wanderwegen auch Informationen in Form von Broschüren oder Karten sowie verschiedene Zeitschriften am Kiosk oder im Buchhandel, Lektüre zum tieferen Einstieg in das Thema oder besondere Wege im Ausland.

Wie hat sich das Wandern im Naturpark Wildeshauser Geest entwickelt? Wurde es im Laufe der Zeit immer beliebter?

Der Aufschlag wurde 2021 mit den 20 Wanderwegen gemacht. Das passende kostenlose Wanderheft gibt es in den Tourist Informationen im Naturpark und auf der Webseite wildegeest.de zum Bestellen. Hier wurden 20 Wanderwege entwickelt, die exemplarisch für die vielfältige Landschaft im Naturpark stehen. Vom kleinen Spaziergang um einen See bis hin zur mehrstündigen Wanderung durch Wiesen und Wälder ist für jeden etwas dabei. Ergänzt werden diese Routen um viele kleinere lokale Strecken der einzelnen Gemeinden und Kommunen. Aktuell sind wir dabei, diese Wege von der Qualität noch mehr zu steigern und überprüfen die Möglichkeit der Zertifizierung nach den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes. Hier werden dann zum Beispiel noch ein paar Pausenbänke mehr aufgestellt oder die Beschilderung wird noch weiter verdichtet. Das wollen wir aber alles im Einklang mit der Natur machen. Insofern ist es nicht unser Ziel, die „Top-Wanderregion Deutschlands“ zu werden, aber hier und da ein paar Duftmarken zu setzen, um uns auf die Landkarte der Wanderer zu bringen. Zur Beliebtheit kann man sagen: Unsere Wanderbroschüre ist schon in der dritten Auflage und erfreut sich großer Abnahme durch die Bürger und Touristen.

Haben Sie einen Geheimtipp im Naturpark oder auch in der weiteren Umgebung?

Gleichwohl ich selber aus der Region komme, war mir persönlich gar nicht bewusst, wie viele schöne Ecken der Naturpark hat. Es lohnt sich, auch mal in die Südkreise nach Diepholz und Vechta zu fahren und genauso aber andersrum in den Nordkreis nach Oldenburg. Unser Naturpark ist der größte in Niedersachsen. Die genannte Wanderbroschüre hilft ungemein, sich einen Überblick zu verschaffen, und ist auch thematisch so aufgebaut, dass sie verschiedene Aspekte der Region aufgreift. Ansonsten haben wir ja das Glück, dass wir in nur einer Stunde Fahrtzeit von fast jedem Punkt im Naturpark schon wieder in einer anderen schönen Ecke Deutschlands bis hin zur Küste sein können. Wer noch nie eine Wattwanderung gemacht hat, sollte dies bei einer geführten Tour unbedingt mal erleben. Die sportliche Variante wäre dann sogar, mit Wattführer rüber zu einer der Ostfriesischen Inseln zu wandern.

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